Jede Stadt hat ihre Ecken, die kaum jemand kennt, obwohl sie reich an Geschichte sind. Werden Orte nicht mehr gebraucht, geraten sie schlichtweg in Vergessenheit und Verlassenheit. Umso interessanter ist es dann, wenn sie in komplett heruntergekommenen Zuständen wiederentdeckt werden. Lost Places lösen eine gewisse Faszination in Menschen aus. Doch welche Lost Places gibt es eigentlich in Hamburg?
Krankenhäuser, Heilanstalten und Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg kennt man wohl am ehesten als Lost Places. In Hamburg gibt es aber noch einige geheimnisvolle Gebäude, die eine etwas andere Geschichte als Lost Place haben. Welche das sind, erfährst du hier.
Mausoleum des Baron von Schröder

Der erste Lost Place in Hamburg ist wahrscheinlich jedem bekannt, der schon mal auf dem Ohlsdorfer Friedhof war. Es handelt sich hier zwar um einen riesigen Friedhof auf einer unüberschaubaren Anlage, doch wer sich mal in der Nähe der Kapelle Sieben aufgehalten hat, dem ist dieser Lost Place in Hamburg nicht entgangen: Das Mausoleum des Baron von Schröder. Im Vergleich zu anderen Gebäuden auf dem Ohlsdorfer Friedhof sticht das Mausoleum des Baron von Schröder deutlich hervor – der Verfall ist nur einer der Gründe. Es handelt sich nämlich um das größte Mausoleum in ganz Norddeutschland, das schon im Jahr 1906 von Charles Schröder, dem Sohn des Unternehmers Johann Heinrich von Schröder, erbaut wurde. Im Jahr 2009 wurde die Patenschaft des Mausoleums vom Investor Klausmartin Kretschmer übernommen. Ursprünglich sollte das Gebäude saniert werden und als Location für Events genutzt werden, doch es kam zum Stopp der Baumaßnahmen.
Seither ist die Plane, die das Dach mal schützen sollte, abgefallen und es dringt Feuchtigkeit ins Innere des Gebäudes – Schimmel, Verfall und Einsturzgefahr sind die Folge. Mit seinen edlen Verzierungen und Buntglasfenstern hat das Mausoleum eigentlich Potenzial. Zusammen mit dem nahegelegene Denkmal „Das Schicksal“, bei dem es sich um die Statue einer Frau handelt, die zwei Menschen hinter sich in den Tod zieht, herrscht an diesem Lost Place besonders am Abend eine Gruselstimmung.
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Löschkran im Billhafen

An den Elbbrücken im Rothenburgsort befindet sich der nächste Lost Place in Hamburg am Billhafen-Löschplatz. Einst standen hier noch verlassene Hallen und Gebäude, die mittlerweile abgerissen wurden. Der Löschkran im Billhafen wurde im Jahr 1950 errichtet und dient mittlerweile als Sehenswürdigkeit mit Lost Place Feeling – außerdem steht er unter Denkmalschutz. Sein Alter ist dem Löschkran schon anzusehen, er rostet und ist an vielen Stellen mit Graffiti besprüht. Trotzdem handelt es sich besonders am Abend bei Sonnenuntergang um ein tolles Foto-Motiv.
Schule Neuhof
Im ehemaligen Stadtteil Neuhof, bei dem es sich heute hauptsächlich um ein Industriegebiet handelt, befindet sich der unbekannteste Lost Place aus unserer Liste in Hamburg. Dort, wo jetzt mit Metall gehandelt wird und Container verladen werden, steht mitten zwischen einem kleinen Waldstück ein altes und verlassenes Gebäude. Dabei handelt es sich um die ehemalige Grundschule Neuhof, die in den 1970er Jahren dicht gemacht wurde, damit man das Industriegebiet weiter ausbauen konnte. Da die Backsteinfassade unter Denkmalschutz steht, steht die alte Schule immer noch an Ort und Stelle. Und zwar am Neuhöfer Damm 95 in Hamburg, betreten solltest du das Gebäude aber lieber nicht.
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Schilleroper Hamburg

Ein sehr bekannter Lost Place, der sich in Hamburg schon seit langer Zeit im Verfall befindet, ist die Schilleroper. Erst ein Zirkus-Theater mit einem 24 Meter hohem Zirkuszelt, dann ein Theater, irgendwann eine Oper und jetzt ein Lost Place. Die Schilleroper wurde im Hamburg bereits im Jahr 1890 errichtet, fungierte während des Zweiten Weltkrieges schon als Lager für Kriegsgefangene und später als Notunterkunft für Geflüchtete. Sie war sogar so prägend für die Geschichte, dass man die Straße „Bei der Schilleroper“ taufte. Seit dem Jahr 2006 hat die Schilleroper in Hamburg keine wirkliche Funktion mehr, befindet sich also im Verfall. Die Außenfassade der Schilleroper wurde komplett abgerissen, von dem Lost Place ist also nur noch das Metallgerüst übrig, das jedoch unter Denkmalschutz steht. Zwar soll die Stahlkonstruktion für weitere Bauprojekte weiterverwertet werden, eine Idee hat sich bislang aber nicht durchgesetzt.
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Güterbahnhof Altona

Der Bahnhof Altona ist vielen bekannt, gehört für einige sogar zum festen Bestandteil des Alltags, wenn sie mit der S-Bahn oder dem Zug fahren. Aber wusstest du, dass sich am Bahnhof Altona auch einer der größten Lost Places in Hamburg befindet? Neben dem regulären Personen Bahnhof befindet sich hier noch der Güterbahnhof Altona, der zum Großteil unter der Erde liegt und bei vielen Menschen darum in Vergessenheit geraten ist. Früher diente der Bahnhof dazu, Güter schnell von A nach B zu bewegen, heute ist er ein 100.000 Quadratmeter großer Lost Place. Einer der wichtigsten Bestandteile ist der Hafenbahntunnel, den Hamburger in „Schnellfischtunnel“ umbenannt haben. Bei Google Maps findest du diesen Lost Place in Hamburg unter „Schnellfischtunnel Nordtor“, wo du ein verschlossenes Tor findest. Eine richtige Führung kannst du bei dem Verein Hamburger Unterwelten machen, die 120 Minuten dauert, dich in die Tiefen des Güterbahnhofs mitnimmt und 9 Euro kostet.
Tiefbunker am Steintorwall
Im Rahmen einer geführten Tour des Vereins Hamburger Unterwelten kannst du auch einen weiteren Lost Place besichtigen. Der Tiefbunker am Steintorwall befindet sich direkt am Hauptbahnhof in Hamburg ganze 14 Meter unter der Erde, er wurde zwischen 1941 und 1944 erbaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Tiefbunker am Steintorwall reisende Bahngäste untergebracht, in den 150 Räumen kommen zwischen 2.500 bis 2.700 Menschen unter. Die Besichtigung vom Lost Place unter der Erde dauert 100 Minuten und kostet 9 Euro.
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Pulverfabrik Düneberg

Wer einen legalen Lost Place mitten im Wald entdecken will, der muss etwas aus Hamburg herausfahren – und zwar in das Naturschutzgebiet Besenhorster Sandberge. Hier stehen im Waldgebiet zwischen Sanddünen einige graffiti-verschmierte geheimnisvolle Ruinen, die du sorgenfrei erkunden kannst. Dabei handelt es sich um die Bestandteile der ehemaligen Pulverfabrik, in der zu Zeiten des Ersten Weltkrieges schon Schwarzpulver produziert wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion fortgeführt, bevor im Jahr 1945 alles durch Bombenangriffe zerstört wurde. Unmittelbar danach ließ man die Gebäude abbauen und sprengen, heute sind von diesem Lost Place nur noch die geheimnisvollen Ruinen übrig.
Gummifabrik Harbug
Wer sich in Hamburg für Lost Places interessiert, der kommt um die Gummifabrik Harburg am Hamburger Binnenhafen nicht herum. Der Lost Place besteht aus mehreren Gebäuden, erstreckt sich auf ca. 200 Metern Länge und drei Etagen. Die unteren Fenster sind mit Holzbrettern zugenagelt, die Kellerräume laufen bei Regen voll – kein Wunder, dass die geheimnisvolle Gummifabrik Harburg als Lost Place in Hamburg einsturzgefährdet ist. Ursprünglich handelt es sich bei diesem Gebäude um die erste Gummiwarenfabrik Deutschlands der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, doch seit dem Jahr 2009 ist hier alles stark verfallen. Zerschlagene Fenster und Graffiti sind natürlich auch an den Wänden.
Welche spannenden Lost Places es in Hamburg gibt, weißt du jetzt. Es ist zu schlechtes Wetter, um in der Stadt auf Erkundungstour zu gehen? Dann verraten wir hier, was du in Hamburg an Indoor-Aktivitäten machen musst.