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Flensburg: Einheimische fetzen sich und wollen wegziehen – „Gute Reise“

Flensburg: Einheimische fetzen sich und wollen wegziehen – „Gute Reise“

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Die Bundestagswahl sorgte in Flensburg für heiße Diskussionen (Symbolbild). Foto: IMAGO / Willi Schewski & Kreis Schleswig-Flensburg

Bei der Bundestagswahl standen die Stadt Flensburg und der dazugehörige Kreis Schleswig-Flensburg ganz besonders im Fokus. Einerseits, weil Grünen-Chef Robert Habeck in seiner Heimat an der Förde um ein Direktmandat kämpfte – und gewann (>> hier mehr dazu). Andererseits, weil bei der Bekanntgabe der ersten Prognose in ganz Deutschland um 18 Uhr plötzlich ein Außenseiter aus der Stadt mit seiner Partei im Fokus stand.

Die Rede ist von Stefan Seidler, der als Spitzenkandidat der dänischen und friesischen Minderheiten-Partei SSW (>> hier alle Infos zu der Partei) aller Voraussicht nach ein Bundestagsmandat in Berlin gewonnen hat. Mit seiner Familie lebt der 41-Jährige in Flensburg-Jürgensby und wird wohl bald viel Zeit in der Hauptstadt verbringen.

Flensburg: Menschen diskutieren über die Wahl

Darüber hinaus wurde aber auch „ganz normal“ gewählt in Flensburg, also die Sitzverteilung im Bundestag über die Zweitstimmen bestimmt.

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Die SPD erlangte in der Fördestadt 25,5 Prozent, was ungefähr ihrem Ergebnis in ganz Deutschland entspricht. Die CDU schnitt mit 20,4 Prozent ein Stück schlechter ab – im Bund sind es 24,1 Prozent – und die Grünen erhalten in Flensburg mit 18,6 Prozent mehr Zuspruch als im ganzen Land (14,8).

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Das Ergebnis wurde, wie überall, natürlich auch von den Flensburgern am Montag heiß diskutiert. Schön anzusehen ist dabei eine Diskussion in der größten Facebook-Gruppe für die Stadt. Dort sind zum Teil diffuse Ängste als auch Wut oder Begeisterung zu sehen.

Flensburg: Steigende Spritpreise?

So erhält ein Mann relativ viel Zuspruch, der befürchtet, wegen des Wahlergebnisses würde es in Schleswig-Holstein bald Spritpreise von drei Euro den Liter geben. Ob das wirklich eine berechtigte Sorge ist, ist aber zu bezweifeln. Der Sieger der Wahl, die SPD mit Olaf Scholz, sprach sich dagegen aus, Spritpreise weiter zu erhöhen.

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Die Grünen hingegen treten für eine Erhöhung der CO2-Abgabe auf Benzin ein. Jedoch in einem Rahmen von etwa 16 Cent, was den Preis immer noch deutlich unter 2 Euro pro Liter halten würde (zu Beginn des Jahres gab es bereits eine Erhöhung um 6 Cent).

Eine andere Flensburgerin antwortet auf den Beitrag: „Können wir uns bei den Jugendlichen bedanken – die müssen es ja noch nicht zahlen.“ Allerdings: Jugendliche unter 18 Jahren dürfen in Deutschland bei der Bundestagswahl nach wie vor nicht wählen, nur bei einigen Landtags- oder Kommunalwahlen ist das der Fall.

So ganz unrecht hat die Frau aber möglicherweise auch nicht: Junge Erstwähler präferierten mit 23 Prozent für die FDP und ebenfalls 23 Prozent für die Grünen zwei Parteien, die sich in einem möglichen „Ampel-Bündnis“ tatsächlich für Maßnahmen für höhere Spritpreise in einer Spanne von 1,51 Euro bis 2,31 Euro für Diesel einigen könnten. Das ergab eine Analyse von „“.

Am Ende löst der Verfasser aber auch auf: Sein Beitrag mit den 3 Euro pro Liter sei lediglich Ironie gewesen.

Flensburg: Leben in einer Blase

Was haben die Flensburger sonst noch so zu sagen? Deutlich wird, dass sich einige um steigende Preise sorgen. Andere hingegen artikulieren keinerlei Kritik, sondern geben nur ihre Abneigung gegen bestimmte Parteien zum Besten – ohne Begründung.

Vor allem auf die Grünen haben sich viele Facebook-Nutzer eingeschossen, andere feiern deren Wahlerfolg hingegen. „Wer bitte wählt denn die Grünen?“ oder „Geht nicht in meinen Kopf!“ heißt es.

Eine Frau bringt es ganz gut auf den Punkt: „Das einzige Komische ist doch aber, das im Internet und überall, wo man hinhört, fast niemand die Grünen will. Und dann so ein Ergebnis.“

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Die Erklärung: Facebook-Gruppen oder andere Soziale Netzwerke bilden eben nicht einen Querschnitt der Gesellschaft ab, sondern kleine „Blasen“. Wer seinen Horizont nicht über diese hinaus erweitert, hat das Gefühl, eine solche Gruppe würde tatsächlich das große Ganze abbilden.

„Für mich ein Grund aus Flensburg wegzuziehen“, heißt es zudem von einem Mann, der damit nicht alleine ist. Und er sagt auch wohin: Nach Sachsen. „Niemand hält dich auf“ oder „Gute Reise“ heißt es da nur noch von anderen Flensburgern. (rg)