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Langeoog: Was sich Urlauber hier erlauben, ist mehr als dreist – „Verrohung“

Eine Einheimische von Langeoog zeigt sich entsetzt über das Verhalten mancher Menschen auf der Nordsee-Insel.

Langeoog
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Auf Nordsee-Inseln wie Langeoog, Amrum oder Sylt werden Traditionen noch deutlich mehr gelebt, als auf dem Festland. Die Einheimischen hält nicht nur der Alltag auf dem kleinen Flecken Erde im Meer zusammen, sondern auch das Ausüben von Brauchtümern. Biikebrennen, Boßeln, Ringreiten – es gibt vieles, wovon andere Menschen in Deutschland noch nie gehört haben.

Ein wichtiger Brauchtum sind zudem Trauerzüge mit Verstorbenen. Sie sind ein fester Bestandteil der Inseltradition auf Langeoog und sollen möglichst würdevoll ablaufen. Leider aber gibt es immer wieder Vorfälle, die von (vermutlich unwissenden) Urlaubern gecrasht werden.

Trauerzug auf Langeoog mehrfach gestört

„Zu einem würdevollen Weg durch den Ort gehört auch die Mitwirkung von Gästen und Insulaner:innen, die einem solchen Zug mit der schwarzen Kutsche begegnen. Es reicht, kurz anzuhalten, vom Rad abzusteigen, innezuhalten, Respekt zu zeigen“, schreibt „langeoognews.de“.

Bei einem kürzlichen Umzug auf der Insel passierte allerdings genau das nicht. Es geschah am Wochenende gegen Mittag an der Inselkirche.

Die Inselkirche von Langeoog. Foto: IMAGO / localpic

Dort wurde ein Sarg in eine Totenkutsche verladen, wie eine Insulanerin MOIN.DE berichtet. Bei dem Verstorbenen handelt es sich um ihren Vater, den bekannten „Waffelbäcker“ von Langeoog. Was der Einheimischen während des Umzugs sauer aufstieß, war unter anderem eine Frau, die aus einer kleinen Bäckerei herauskam und einen Kuchen bei sich trug. Sie zwängte sich demnach durch den Trauerzug zwischen Witwe und Sarg, um vorbeizukommen. Genau das Gegenteil von „Respekt zeigen“ also.


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Der Trauerzug mit der Totenkutsche setzte seinen Weg weiter fort, bis es zum nächsten Vorfall kam: „Drei Mütter mit ihren Kindern laufen auf Sarghöhe nebenher bis zum Bahnhof. Auch auf Ansprache blieben diese nicht stehen“, berichtet die Insulanerin. Als die Kutschpferde dann zum Bahnhofsgelände einbogen, habe ein Mann auf einem Fahrrad den Zug mitsamt Pferden überholt. „Die Dame auf dem Rad, die ihrem Mann hinterher wollte, musste eine Vollbremsung machen, um nicht in die Pferde reinzurauschen.“

Langeoog: „Verrohung“

Nach den ganzen Vorfällen ist die Inselbewohnerin wütend. Sie spricht von „Verrohung“ und hat eine dringende Bitte an alle Urlauber an der Nordsee:

„Liebe Gäste, hier bleibt man einfach stehen, wenn die schwarze Kutsche kommt. Selbst die Karren tun es. Männer nehmen sich vielleicht noch die Kopfbedeckung ab. Falls sich die drei Mütter gerade angesprochen fühlen: Ich möchte sie gerne kennenlernen, denn sie scheinen ja jetzt zur Familie zu gehören, weil sie auf Sarghöhe meines Vaters so tapfer mitliefen.“


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Eigentlich sei es doch so einfach: Eine schwarze Kutsche bedeute, stehenzubleiben. Auf Facebook teilte die Insulanerin einen kurzen Beitrag, der die Geschehnisse zusammenfasste. Dort erfährt sie viel Zuspruch. Neben vielen Beileidsbekundungen drücken die Menschen ihr Unverständnis über das Verhalten aus. Eine Augenzeugin schreibt: „Diese respektlosen, lachenden Menschen, die sich tatsächlich durchdrängten – unfassbar. Früher war es noch so, dass die Straßen leer waren und alle vom Rad mussten. Traurig und ohne Worte.“

Andere Urlauber berichten, sie würden sich fremdschämen für das Verhalten der Touristen. Im letzten Jahr gab es einen ähnlichen Vorfall an der Nordsee auf Amrum. Auch dort waren die Menschen entsetzt und sprachen von „Verrohung“ (>>> hier kannst du mehr dazu lesen).