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Lübeck: Klimaschützer kämpfen gegen Beschluss der Stadt – hier kracht es gewaltig

Lübeck: Klimaschützer kämpfen gegen Beschluss der Stadt – hier kracht es gewaltig

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Lübeck: Was im Stadtwald passieren soll, hat eine riesige Diskussion ausgelöst. Foto: picture alliance/dpa

Ärger in Lübeck! Im Stadtwald sollen rund 50 alte Eichen gefällt werden – ein Vorhaben, gegen das Naturschützer vehement protestieren.

„Diese Eichen werden von Lübeck aus rein wirtschaftlichen Gründen gefällt“, klagt Forstarbeiter Peter Kühne. Auch der ehemalige Leiter des Stadtwaldes äußert Kritik. Für den Klimaschutz sei die Aktion ein falsches Signal.

Lübeck will Holz verkaufen

Rund 4.000 Eichen gebe es im Stadtwald, mit den Fällungen verschwinden „1,25 Prozent des Bestandes“, wie Knut Sturm, Bereichsleiter des Stadtwaldes den „Lübecker Nachrichten“ erklärt. Da die Holznachfrage aktuell groß sei, rechne man mit einem Erlös von 2000 bis 6000 Euro pro Stamm.

+++ Manuela Schwesig reicht es, sie zieht Konsequenzen – „Angriff“ +++

Hätten die Bäume „naturschutzrelevante Merkmale“, seien sie von einer Fällung ausgenommen. Naturschützer sind trotzdem stinksauer.

„Körperschafts- und Staatswälder dienen der Umwelt und Erholungsfunktion und nicht der Sicherung von Absatz und Verwertung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse“, zitiert Kühne ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1990.

Lübeck soll Fällaktion umgehend stoppen

In einem offenen Brief an den Lübecker Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) bittet die Kreisgruppe Herzogtum Lauenburg des BUND, „die Fällaktion umgehend zu stoppen.“

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Das ist Lübeck:

  • Flächenmäßig ist Lübeck die größte Stadt Schleswig-Holsteins
  • Das geschlossene Stadtbild wurde 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt
  • Die Hansestadt zählt 1800 denkmalgeschützte Gebäude
  • Lübeck zählt rund 220.000 Einwohner

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Der Vorgänger von Knut Sturm sieht das Vorhaben ebenfalls problematisch. Im Zuge des Klimaschutzes sei es sinnvoller, die alten Eichen stehen zu lassen, weil sie schon jetzt CO2 absenken. Doch ausgerechnet der Umweltsenator verteidigt die Fällaktion.

„Im näheren und weiteren Umfeld von Lübeck wird ganz anders mit den alten und wertvollen Bäumen umgegangen, dort wird wirklich rabiat abgeholzt“, sagt Ludger Hinsen (CDU) den „Lübecker Nachrichten“. Er spricht von einer „äußerst schonenden Herangehensweise“.

Lübeck: „Das ist kein Problem“

Der Stadtwald lasse Eichen und Buchen grundsätzlich sehr alt werden und ziehe eine Entnahme einzelner Bäume erst dann in Betracht, wenn diese zu nachhaltigen Produkten wie Möbel-, Bau- und Furnierholz umgearbeitet würden und somit kein gespeichertes Kohlendioxid abgegeben werde.

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Silke Mählenhoff, Fraktionschefin der Lübecker Grünen stimmt dem zu. „Insgesamt geht es um sieben bis acht Bäume, das ist kein Problem und ökologisch sogar sinnvoll“, kommentiert sie die Aktion in den „Lübecker Nachrichten“.

„Wir müssen den Lübecker Stadtwald davon entbinden, wirtschaftlich betrieben zu werden“, fordert hingegen Antje Jansen, Bürgerschaftsmitglied der Lübecker Wählergemeinschaft GAL. Die Fällungen sollen umgehend gestoppt werden.

Ein Streit, der auch die Politik spaltet. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Bleibt abzuwarten, wie das Ganze weitergeht. (lh)