Grün, rot, weiß – so beschreibt ein alter Spruch die Farben Helgolands. Tatsächlich spiegeln sie die Landschaft wider: das Gras, den roten Buntsandstein der Klippen und den hellen Quarzsand an den Stränden. Die kleine Nordsee-Insel, knapp 70 Kilometer vom Festland entfernt, wirkt karg. Kaum Bäume, keine Felder, wenig menschlicher Einfluss. Doch gerade das macht die Natur hier besonders.
Die Vegetation Helgolands ist einzigartig. Das milde Klima, der Wind und der nährstoffarme Boden schaffen Bedingungen, wie sie in Mitteleuropa selten geworden sind. Besonders im Frühling und Sommer zeigt sich die Insel von einer überraschend blühenden Seite – jedoch anders als auf dem Festland. Einige Pflanzenarten gibt es nur hier.
Helgoland hat eine neue Attraktion
Anfang Juni fiel eine Pflanze ins Auge, die zunächst an einen gelbblühenden Strauch erinnerte – mit einem kräftigen Strunk und auffälligen Blättern. Es handelt sich um Brassica oleracea, die Wildform des Kohls. Diese wächst auf Helgoland – und in Deutschland nur dort, berichtet die „faz“.
Ob Brokkoli, Weißkohl oder Romanesco: Sie alle gehören zur selben Art. Doch die ursprüngliche Form, aus der diese Gemüsesorten durch Züchtung hervorgingen, wächst frei an der Klippenkante. Die Einheimischen nennen sie „Klippenkohl“. Wegen ihres Standorts direkt am Rand des roten Sandsteins ist sie besonders spektakulär.
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Dass ausgerechnet diese Pflanze wild auf Helgoland wächst, überrascht. Denn laut Lorenzo Maggioni, Pflanzengenetiker und Altphilologe, wurde Kulturkohl erstmals im sechsten Jahrhundert v. Chr. im Mittelmeerraum erwähnt. Der antike Botaniker Theophrast beschrieb später sogar drei Kohlsorten – darunter auch eine Wildform. Damit ist der Klippenkohl nicht nur ein botanisches Relikt, sondern ein seltenes Zeugnis der frühen Pflanzenkultivierung.
Nordsee: Der „Klippenkohl“ steht unter Schutz
Trotz seines vertrauten Aussehens sollte der wilde Kohl jedoch nicht geerntet werden. Er ist heute stark bedroht und steht unter Schutz. Der Strunk, so verlockend er wirken mag, ist außerdem ungenießbar. Er soll sehr bitter sein, heißt es im Bericht der „faz“.
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So bleibt der Klippenkohl, was er ist: ein stilles Naturwunder, das sich nur an wenigen Orten in Europa findet. Und ein Hinweis darauf, wie eng Kulturgeschichte und Pflanzenwelt verbunden sind.