Zwischen den ostfriesischen Inseln Norderney und Juist kommt es Jahr für Jahr zu dramatischen Szenen.
Bereits Mitte April 2025 mussten die Seenotretter ausrücken: Eine Segelyacht mit einer sechsköpfigen Familie an Bord war in der tückischen Strömungsrinne auf eine Sandbank geraten. Bei weitem nicht der erste Fall vor Norderney. Doch der Leichtsinn bleibt.
Norderney: Lebensgefahr!
April 2025: Die Brandung setzte der manövrierunfähigen Segelyacht so stark zu, dass sie drohte, leckzuschlagen – die Retter konnten erst in letzter Minute helfen. Ein Drama, das sich in eine ganze Serie von Notfällen einreiht – und das nicht ohne Grund.
Im Jahr 2024 geriet ein norwegischer Segler in Lebensgefahr, als die Brandung seine Yacht mehrfach auf eine harte Sandbank warf – der Kiel brach, der Mast stürzte ein. Nur wenige Wochen zuvor strandete ein britisches Boot mit vier Personen an Bord unter ähnlichen Umständen.
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Norderney: Der Grund ist eindeutig
Im März desselben Jahres mussten die Retter ein Schiff mit sechs Menschen an Bord bergen, das bei starkem Strom drohte, auf eine Sandbank getrieben zu werden. Auch in den Jahren davor kam es zu dramatischen Situationen: Im Juli 2023 saß eine polnische Yacht fest, während hohe Wellen das Boot zu zerreißen drohten. Im Mai desselben Jahres kenterten zwei Niederländer mit ihrem Boot – die Gründe für das alles sind eindeutig.
Die Ursache sind die sogenannten Seegatten, die Durchlässe zwischen Insel wie Norderney und Juist. Hier herrscht eine gewaltige Strömung. Schon bei mäßigem Nordwestwind können gefährliche Wellen entstehen, die Boote hart auf den Grund schlagen lassen. Die Sandbänke vor Ort sind durch die starke Strömung extrem kompakt – eine Kollision mit ihnen kann selbst stabile Rümpfe zerstören. Trotzdem wagen immer wieder Amateur-Kapitäne die Durchfahrt!
Norderney: Amtliche Warnung
Die Gefahren sind so groß, dass sich sogar die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) mit dem Thema befasst hat. Nach einem tödlichen Unfall im Jahr 2021 formulierte sie klare Empfehlungen: Ortsunkundige sollten ein Seegatt nur nach Rücksprache mit erfahrenen Revierkennern befahren. Denn jedes Gatt ist anders – und selbst aktuelle Seekarten bieten keine hundertprozentige Sicherheit, da sich Sandbänke und Fahrwasser häufig verändern, teils schon nach einem einzigen Sturm.
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Erfahrene Segler wie Olaf Morgenstern vom Yachtclub Greetsiel, der die Plattform Wattsegler.de betreibt, warnen laut „Ostfriesenzeitung“ ebenfalls eindringlich. Wer zwischen Norderney und Juist unterwegs ist, müsse jederzeit mit veränderten Bedingungen rechnen: Tonnen können sich verschieben oder fehlen, die Kartenlage entspricht oft nicht mehr der Realität.
Die sicherste Navigation gelingt nur mit wachem Blick aufs Wellenbild, einem funktionierenden Echolot – und einem Plan B. Wer auf dem offenen Meer vom Wetter überrascht wird, sollte in Erwägung ziehen, draußen zu warten, anstatt sich durch ein unruhiges Gatt zu kämpfen – auch wenn der ersehnte Hafen schon in Sichtweite liegt.