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Dramatische Rettung an der Nordsee! Schuld sind nicht-angeleinte Hunde

An der Nordsee in Büsum kommt es zu einer dreistündigen Rettungsaktion, weil Urlauber sich falsch verhalten haben.

© IMAGO/Frank Drechsler

Das Wattenmeer: Ein einzigartiger Lebensraum in der Nordsee

Das Wattenmeer in der Nordseee bietet Lebensraum für über 10.000 Tierarten. Doch der Klimawandel bedroht dieses einzigartige Gebiet.

Junger Seehund in Not! Aufgescheucht, gestresst und immer wieder ins Wasser getrieben – die Situation an der Nordsee-Küste am 2. Juli war angespannt. Der Einsatz dauerte mehr als drei Stunden, die Bedingungen waren schwierig. Es ging um einen Heuler, der ohne Mutter an der Wasserkante lag und Hilfe brauchte. Strandbesucher wollten helfen – aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Statt Abstand zu halten, bedrängten sie das Tier und kippten aus Unwissenheit Wasser über den geschwächten Körper. Hinzu kamen nicht-angeleinte Hunde, die durch das Watt der Nordsee liefen und den kleinen Seehund wieder ins Wasser trieben. Der Vorfall ereignete sich auf Höhe des Wohlfühlgartens, berichtet der Büsumer Günter Santjer auf Facebook, mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, wo Leinenpflicht besteht.

„Kurze Leine!“: Seehund-Jäger klärt Unwissende auf

Der Seehund-Jäger Karl-Heinz Kolle wurde über den Vorfall informiert und kam direkt zum Strand. Als er eintraf, hatte sich die Lage bereits zugespitzt. „Als ich nach einer Weile eintraf, hatten Strandbesucher den Heuler mit Wasser begossen. Gut gemeint, aber überflüssig, vom fehlenden Abstand mal abgesehen. Draußen hielten sich auch Hundebesitzer mit großen, nicht-angeleinten Hunden auf. Diese trieben den Heuler wieder ins Wasser. So wurde es mir jedenfalls berichtet“, sagte Kolle laut Santjers Facebook-Beitrag.

Kolle ging bis fast zur Mole, um Hundebesitzer aufzuklären und auf die Leinenpflicht hinzuweisen. Die betroffenen Personen waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitergezogen. Die Angetroffenen zeigten sich einsichtig. Wichtig sei, so Kolle, „die kurze Leine, um sofort auf den Hund einwirken zu können.“

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Kurz darauf wurde der Seehund erneut gesichtet, diesmal in Höhe der Lagune. Gemeinsam mit einer Nordsee-Urlauberin lief Kolle zurück zur Wasserkante. „Dort waren die Leute etwas verständnisvoller und jemand von der Schutzstation hat sie auf Abstand gehalten. Ich habe ihn dann gekeschert und ihn auf dem Rücken zurückgetragen“, erklärte Kolle. Das Tier war offenbar erschöpft, aber nicht schwer verletzt. Dennoch wurde es zur weiteren Versorgung in die Seehund-Station gebracht.

Nordsee-Urlauber sollen Abstand halten

Eines ist Kolle wichtig zu erklären: „Ein Heuler, der seine Mama verloren hat, sucht sich einen Platz, von dem er seine Mama rufen kann, möglichst erhöht an der Wasserkante, das ist sein Instinkt. Deshalb soll man gerne 40–50 Meter Abstand halten und uns rufen… bei großen Seehunden noch mehr Abstand.“ Trotz guter Absichten verschärfen viele Menschen die Situation. „Dann wollen viele möglichst nah ran und auch fotografieren. Dabei bekommen die Heuler aber Angst und fliehen wieder ins Wasser“, führt Kolle aus.


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Am 1. Juli hatte Kolle bereits zwei tote Heuler und einen jungen Schweinswal geborgen. Laut Nationalpark-Gesetz besteht ganzjährig Leinenpflicht – im Watt, auf den Deichen und in den Vorländern. Während der Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit (1. April bis 15. Juli) gilt sie auch in der freien Landschaft. Doch immer wieder fallen Missachtungen des Verbotes auf.

Verstöße sind Ordnungswidrigkeiten und können mit Bußgeld geahndet werden. Doch vielen fehlt offenbar das Bewusstsein. Die Kommentare in sozialen Netzwerken zeigen Empörung, aber auch Dankbarkeit für den Einsatz. Für den kleinen Heuler ging der Tag gut aus. Das war nicht selbstverständlich.