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Urlaub an Nordsee und Ostsee ja, Konsum nein! Laut Experten sparen Reisende wie nie zuvor

An der Nordsee- und Ostsee-Küste wird geknausert wie nie. Warum die Eis-Kugel und die Vorspeise jetzt oft gestrichen werden.

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Eis teilen, Fischbrötchen selbst schmieren, abends Spaghetti aus der Ferienwohnungsküche: Der Nordsee- und Ostsee-Urlaub sieht für viele Familien anders aus als noch vor wenigen Jahren.

Wo früher jeden Abend ein Restaurant-Besuch zum festen Programm gehörte, wird heute mit spitzem Bleistift gerechnet. Denn viele Reisende haben schlichtweg weniger Budget und setzen auf Selbstversorgung statt Schlemmermenüs an Nordsee und Ostsee. MOIN.DE hat mit einem Tourismus-Experten über die Entwicklungen gesprochen.

Nordsee- und Ostsee-Urlauber auf Sparflamme

„Das Thema Selbstversorger nimmt auch zu“, bestätigt Tourismus-Experte Karsten Heinsohn vom „dwif“ gegenüber MOIN.DE. Was einst aus Pandemie-Gründen begann, setzt sich heute aus Kosten-Gründen fort. Nordsee- und Ostsee-Ferienwohnungen mit Küche sind beliebt, die Supermärkte vor Ort boomen.

„Umsatzentwicklungen und Gästebefragungen deuten darauf hin, dass insbesondere bei den Vor-Ort-Ausgaben gespart wird. Das spüren gerade die Gastronomie und die Freizeiteinrichtungen. Bei den Unterkünften ist dies kaum zu spüren, denn sie sind die Grundlage für den Aufenthalt.“, bringt Heinsohn die neue Sparlogik auf den Punkt.

Und die zieht sich durch den gesamten Nordsee- und Ostsee-Urlaub. Ein teures Freizeitbad? Wird durch eine Fahrrad-Tour ersetzt. Die Kinder wollen in den Kletterpark? Dann bitte nur einen Ausflug statt drei. „Im Urlaub wird auf preiswertere Ausflüge gesetzt, wenn das Thema Ausgaben ein Knackpunkt ist.“, so Heinsohn.

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Nordsee und Ostsee-Regionen müssen reagieren

Die Gründe sind klar: Steigende Preise in nahezu allen Bereichen – Energie, Lebensmittel, Dienstleistungen. Gleichzeitig wächst die Unsicherheit, sei es durch die Weltlage oder die eigene finanzielle Situation. „Wir sind aktuell nicht bereit, alles, was wir an zusätzlichem verfügbaren Gehalt durch die Reallohnzuwächse in jüngster Zeit haben, auch in den Konsum zu geben. Es ist eine Konsumzurückhaltung zu spüren.“, erklärt Heinsohn. Der Nordsee- und Ostsee-Urlaub bleibt zwar wichtig – doch viele schalten auf Sparflamme.

Was das für die Nordsee- und Ostsee-Küstenregionen bedeutet, ist klar: Es reicht nicht mehr, einfach nur da zu sein. Urlauber erwarten für ihr Geld klare Mehrwerte. „Reisende sind bereit etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen, aber es darf nicht so sein, dass die Qualität sinkt und die Preise steigen.“, betont Heinsohn im Gespräch mit MOIN.DE. Wenn Restaurants schließen, Freizeitangebote schrumpfen und der Service ausgedünnt ist, bleibt schnell ein schaler Nachgeschmack und der nächste Urlaub findet woanders statt.


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Dabei gibt es auch hier Chancen, die genutzt werden könnten. Statt Thermenbesuch oder Museumsführung könnten Nordsee- und Ostsee-Orte mit naturnahen Angeboten punkten – draußen, aktiv, kostengünstig. Das Radwegenetz, ein gut erreichbarer Aussichtspunkt, Events ohne Eintritt – kleine Dinge, die den Aufenthalt aufwerten, ohne das Portemonnaie zu belasten. Doch damit solche Ideen Früchte tragen, müssen Kommunen und Destinationen eng zusammenarbeiten.

Denn der Tourismus ist keine Pflichtaufgabe, aber er sichert Arbeitsplätze und Lebensqualität an Nordsee und Ostsee. „Es gibt viele Herausforderungen, aber auch große Potenziale – mit passenden Angeboten, einer klaren Qualitätsstrategie und guter Kommunikation.“, so Heinsohn gegenüber MOIN.DE. Die Richtung ist klar: Wer Gäste halten will, muss ihnen auch etwas bieten. Und das nicht nur im Sommer – sondern das ganze Jahr über.