Wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, rücken die kleinen Dinge in den Vordergrund. Der Geschmack von Salz in der Luft. Der Klang der Wellen. Der Blick auf das offene Meer. Für viele schwer kranke Menschen bleibt das oft ein unerfüllbarer Traum. Doch der „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) macht es möglich.
Das Projekt bringt Menschen auf ihrer letzten Wegstrecke noch einmal an ihren Sehnsuchtsort. Ein Team aus Ehrenamtlichen begleitet die Fahrten mit medizinischer Betreuung. Ziel: ein letzter Herzenswunsch. Eine letzte Reise – bevor es keine mehr gibt.
Blauer Himmel bei Ankunft an der Nordsee
Angela aus Oberhausen hatte genau diesen Wunsch. Einmal noch das Meer sehen. Die Nordsee-Luft atmen. Mit ihrer Tochter Wind und Wellen spüren. Am 16. Juli machte sich das „Wünschewagen“-Team aus dem Ruhrgebiet mit den beiden auf den Weg nach Zandvoort. Die Fahrt begann am Morgen um acht Uhr. Das gesamte Hospiz-Team in Oberhausen verabschiedete Angela und ihre Tochter am Wagen.
+++ 16-Jährige will in den Nordsee-Urlaub – es ist das letzte Mal in ihrem Leben +++
Es war kühl, zu kühl für einen Sommertag. Regen begleitete die Fahrt. Immer wieder prasselten Schauer auf das Fahrzeug. Kurz vor Amsterdam lichteten sich die Wolken. Über dem Meer zeigte sich sogar blauer Himmel. Als der Wagen an der Strandpromenade in Zandvoort zum Stehen kam, brach die Sonne durch. Angela war warm eingepackt – mit Jacke, Mütze und Schal. Sie erreichte ihr Ziel und atmete tief ein. „Herrlich, der Wind und der Geruch des Meeres“, sagte sie laut ASB Ruhrgebiet beim Strandspaziergang.
Ein Tag der in Erinnerung bleibt
Mit dem Rollstuhl ging es die Promenade entlang. Fischkutter kämpften draußen mit Wind und Wellen. Angela schaute auf das Wasser und genoss die Aussicht. Danach besuchte sie mit ihrer Tochter ein Restaurant mit Blick auf das Meer. Anschließend stand noch ein Stadtbummel auf dem Programm. Angela wollte die kleine Innenstadt erkunden. Sie fand einige Souvenirs. Und sie dachte auch an die Mitarbeitenden des Hospizes: In den Geschäften suchte sie gezielt nach Mitbringseln – etwas Süßes, etwas Typisches.
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Am Nachmittag ging es zurück nach Deutschland. Der Himmel öffnete erneut seine Schleusen. Doch der Regen war egal. Angela hatte ihren Tag an der Nordsee erlebt – zusammen mit ihrer Tochter. Ein Tag, den sie sich lange gewünscht hatte. Und der nun in Erinnerung bleibt.
Seit 2014 bringen engagierte Samariterinnen und Samariter des ASB-Wünschewagen schwerkranke Menschen noch einmal an ihren Lieblingsort. Das Projekt ist spendenfinanziert.