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Ostsee: Ekel-Wasser! Kann man hier überhaupt noch bedenkenlos baden gehen?

Besonders im Sommer wird es an den Stränden der Ostsee richtig voll. Zahlreiche Menschen wollen die Sonne und das Meer genießen und entspannt bei den Klängen der Wellen entspannen.Weißer Strand und klares Wasser – aber wie viel ist davon an der Ostsee überhaupt noch übrig? Ein Blick vor Ort zeigt vielen Besuchern eine ganz andere […]

Ostsee baden
© IMAGO/Fotostand, IMAGO/mix1

Die Ostsee

5 Fakten über das Baltische Meer

Besonders im Sommer wird es an den Stränden der Ostsee richtig voll. Zahlreiche Menschen wollen die Sonne und das Meer genießen und entspannt bei den Klängen der Wellen entspannen.

Weißer Strand und klares Wasser – aber wie viel ist davon an der Ostsee überhaupt noch übrig? Ein Blick vor Ort zeigt vielen Besuchern eine ganz andere Realität. Das Wasser verändert sich, die Bakterien steigen. Ist es mit dem Baden bald vorbei?

Ostsee: Dichte Algen und massenhaft Quallen

Dass regelmäßig tote Fische und Meerestiere an den Stränden landen, ist immer wieder der Fall. Zurzeit kommt auch noch das große Fischsterben hinzu, das das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern nach den Auswirkungen in der Oder auch in den Urlaubsregionen erwartet (Hier mehr darüber lesen).

Davon abgesehen zeigen sich in einigen Gebieten aber auch weitere Anblicke, die Sorge bereiten: Dichter Algenbewuchs und teilweise großflächige Quallenschwärme. Auch Meeresbiologen haben das Thema auf dem Radar. Mittlerweile schlagen sie ebenfalls Alarm. Das Schweizer Nachrichtenportal „Watson“ berichtet.

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Als Randmeer ist die Ostsee sehr flach und fast völlig von Landmassen umschlossen – auch dieser Fakt spielt übel in die Karten der Bakterienvorkommnisse. „Kein anderes Randmeer weltweit, für das es Beobachtungsdaten gibt, hat sich in den letzten Dekaden so schnell erwärmt“, warnte Professor Markus Meier beim Ostseetag in Rostock in diesem Jahr. Er ist einer der führenden Experten für Klima und Klimawandel in der Ostseeregion vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW).

Ostsee Badeurlauber
Badeurlauber füllen besonders im Sommer die Strände an der Ostsee. Foto: IMAGO/Fotostand

Forscher untersuchen die Ostsee

Professor Markus Meier stellte mit seinem Forschungsteam einen Temperaturanstieg um 1,6 Grad im Oberflächenwasser der Ostsee allein in den letzten dreißig Jahren fest. Bis 2100 erwarten Forscher eine Erwärmung des Oberflächenwassers um bis zu 3 Grad.

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Stellenweise kippt die Ostsee bereits, was schwerwiegende Folgen hat – sowohl für Lebewesen unter Wasser als auch für Küstenregionen. Die Erwärmung hat bisher vielfältige indirekte Auswirkungen auf die physikalisch-chemische Umwelt der marinen Organismen und den Salzgehalt, die Schichtungs- und Strömungsmuster der Ostsee. Auch auf den Sauerstoffgehalt und den Säuregehalt des Wassers zeigen sich Auswirkungen, wie „Watson“ berichtet.


Das ist die Ostsee:

  • auch Baltisches Meer genannt
  • die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
  • die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 459 Meter tief

Ostsee: Sauerstoffmangel am Meeresgrund

Starke Planktonblüten sorgen für Sauerstoffmangel am Meeresgrund. Das geschieht durch starke Wechselwirkungen – Temperaturunterschiede zwischen Wasseroberfläche und Tiefenwasser –, die sich stetig verstärken. Im Sommer kommt es zu einer Isolation der tieferen Wasserschichten, während an der warmen Oberfläche Nährstoffe schneller als sonst in Plankton-Blüten umgesetzt werden.

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Da spielt auch die Landwirtschaft eine Rolle, durch die täglich ungefiltert Düngemittel durch Flüsse und Grundwasser in die Ostsee gelangt.

Wenn die Planktonblüten irgendwann absterben würden, würden sie auf dem Meeresgrund von Bakterien zersetzt werden, die den Sauerstoff im Wasser verbrauchen. Je mehr Planktonmengen zersetzt werden, desto gravierender der Sauerstoffmangel. Wenn das Wasser ohne Sauerstoff durch die Strömung an die Oberfläche gelangt, sterben Fische und andere Meerestiere.

Qualleninvasion in der Ostsee

Für eine Art sind die wärmeren Temperaturen perfekt: Quallen und Bakterienkulturen. Die vermehren sich dabei viel schneller. Und die ernähren sich wiederum von den Nährstoffen aus Plankton und Algen, die übermäßig aufkommen. Sie profitieren also von dem obengenannten Problem in der Ostsee.


Hier kannst du mehr von der Ostsee lesen:


Immer mehr Ohren-Quallen tauchen in Schleswig-Holstein auf, wie Professor für marine Ökologie, Martin Wahl, erklärt. Zum Glück tun diese den Badebesuchern aber nichts und sind harmlos: „Die sind vielleicht eklig, aber sie brennen nicht.“

Anders als Feuerquallen, die mittlerweile im Norden von Europa auch immer mehr gesichtet werden. Ebenso wie Vibrio-Bakterienkulturen, die normalerweise natürlicher Bestandteil des Ostseeplanktons sind, überlasten sie derzeit das Mittelmeer an den Küsten von Italien.

Quallen Ostsee
In einigen Bereichen der Ostsee kommt es quasi schon zu Invasionen der Ohren-Quallen… Foto: PantherMedia / Manfred Ruckszio

Gefahr für Badebesucher in der Ostsee

Letzteres vermehr sich ab 20 Grad besonders gut und stellt ein Gesundheitsrisiko für Menschen dar, wie Forschungsberichte des Leibniz-Instituts in Warnemünde ergeben. Dort heißt es: „Die Vibrio vulnificus Bakterienkulturen kann beispielsweise bei vorerkrankten und anderweitig geschwächten Menschen allein durch Wasserkontakt zu schwerster Sepsis mit tödlichem Ausgang führen.“

Feuerqualle
Auch die Feuerqualle ist im Norden von Europa mittlerweile immer mehr zu finden… Foto: imago stock&people

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre werden die Infektionen vermehrt während Hitzewellen beobachtet. In der Ostsee sorgte ein Fall auch zuletzt schon für Aufsehen (MOIN.DE berichtete). Welche Strände besonders gefährdet sind, erfährst du >> hier.

Forscher arbeiten an Handlungsmöglichkeiten, um Klimafolgen abzuschwächen und der Ostsee, einer der stärksten verschmutzten Ökosysteme, eine Zukunftsperspektive zu geben.