In Lübeck hat eine Facebook-Nutzerin in ihrem Blumenkasten eine Raupe entdeckt, die sie sofort stutzig machte. Viel zu pelzig, zu fremd, vielleicht sogar gefährlich?
Sie postete ein Foto der haarigen Raupe – in der Hoffnung auf Aufklärung. Die Kommentare ließen lange auf sich warten, denn keiner wusste so richtig, was es für eine sein könnte. MOIN.DE hat bei Experten nachgefragt.
Ostsee: Die Raupe ist einheimisch
Bei dem unbekannten Tier handelt es sich laut Schmetterlingsexperte Detlef Kolligs um die Raupe des Zimtbären – einer weit verbreiteten Bärenspinnerart mit dem klangvollen Namen Phragmatobia fuliginosa. Einheimisch, häufig, völlig harmlos und alles andere als ein Grund zur Panik. Der Zimtbär ist als Falter ein echter Hingucker mit leuchtend roten Flügeln und schwarzen Tupfen.
Die Raupe kommt währenddessen mit rostroten Haarbüscheln daher. Auch wenn unter dem Pelz ein heller Rückenstreifen hervorblitzt – gefährlich ist daran rein gar nichts. Doch offenbar reicht heute schon ein bisschen Flaum, um Menschen nervös werden zu lassen. „Wo sind wir eigentlich mit unserer Wahrnehmung von Natur angekommen? Was ich nicht kenne, ist potentiell gefährlich und muss bekämpft werden?“

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Ostsee: Nicht immer vom Schlimmsten ausgehen
Diese nachdenklichen Worte des Experten Detlef Kolligs bringen es auf den Punkt. Denn wer sich vom Anblick einer Raupe in Alarmbereitschaft versetzen lässt, hat den Kontakt zur natürlichen Welt wohl längst verloren. Auch Fachmann Carsten Pusch mahnt zur Gelassenheit: „Es ist schon ein bisschen traurig, dass bei jedem auf den ersten Blick unbekanntem Tier gleich immer erstmal nach Gefährlichkeit und ähnlichem gefragt wird, viele Menschen haben da irgendwie den Bezug zur Natur verloren.“
Zwar rät er generell davon ab, haarige Raupen mit bloßen Händen anzufassen – einige Arten können allergische Reaktionen auslösen – doch ergänzt er ganz nüchtern: „Das ist aber kein Grund zur Besorgnis sondern Lebensalltag.“ In der Natur gibt es eben kein Warnschild an jedem Strauch.
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Der Zimtbär lebt bevorzugt in offenen, feuchten Gebieten wie Wiesen, Heiden oder sogar Stadtparks. Seine Raupen fressen sich genügsam durch Brennnesseln, Brombeeren und Löwenzahn – ganz ohne Interesse an Balkonbewohnern.
Im Spätsommer machen sich die haarigen Krabbler auf die Suche nach einem Winterquartier und kreuzen dabei auch mal menschliche Wege. Vielleicht sollten wir ihnen dann mit Neugier begegnen – statt mit Angst.