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Ostsee: Für den großen Spaß begeben SIE sich in Lebensgefahr – „Man muss echt aufeinander achten“

Ostsee: Für den großen Spaß begeben SIE sich in Lebensgefahr – „Man muss echt aufeinander achten“

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Wassersportler an der Ostsee. Foto: IMAGO / HochZwei

„Wenn es draußen ungemütlich ist und so richtig stürmt, das sind die besten Tage, die wir an der Ostsee haben“, erzählt Lina Erpenstein. Die 25-Jährige wohnt in Kiel, studiert Medizin – und ist Profi-Windsurferin.

Vor zwei Jahren ist sie Europameisterin geworden, 2015 sogar Jugend-Weltmeisterin. So oft es geht, stürzt sich die Studentin in die Ostsee. Auch im Winter. Und auch bei den heftigsten Böen.

Ostsee: Die gesamten Ferien im Wasser

Zum ersten Mal auf dem Bord stand Lina mit 13 Jahren. Der Sport liegt in der Familie: Ihr Vater ist ebenfalls Windsurfer. Von seiner Leidenschaft hat sie sich angestecken lassen. Den Urlaub hat die Familie aus Aschaffenburg schon immer am Meer verbracht.

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„Es war ziemlich schnell so, dass ich meine ganzen Schulferien darauf verwendet habe, im Wasser zu sein“, erzählt die 25-Jährige im Gespräch mit MOIN.DE. Richtig los ging es aber erst nach dem Abitur. Lina war sich schon vor Ende der Schulzeit darüber im Klaren, dass sie sich erst einmal auf den Sport konzentrieren möchte.

„Das habe ich dann mit Reisen verbunden“, erinnert sie sich. In Australien arbeitete sie zum Beispiel in einem Café und stürzte sich nebenbei so oft wie möglich in die Wellen. Nach einem Jahr und mehreren Wettkämpfen beschloss sie, noch ein zweites Jahr dem Windsurfen zu widmen.

Umzug an die Ostsee

Eine Lebensphase, die die Studentin sehr geprägt hat. „Den Großteil, den ich jetzt kann, verdanke ich dieser Zeit“, sagt sie rückblickend. „Weil ich einfach die Möglichkeit hatte, mich vollständig darauf zu konzentrieren“, fügt sie hinzu.

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Das ist die Ostsee:

  • auch Baltisches Meer genannt
  • die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
  • die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 459 Meter tief

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Nach den beiden Jahren auf Reisen entschloss sich Lina zu einem Studium. Schon vor dem Umzug wusste sie, dass es sie an die Küste ziehen würde. „Ich wollte nicht weg vom Meer“, sagt sie. Schlussendlich landete die 25-Jährige also in Kiel.

Forderndes Training auf der Ostsee

Ihren Studienalltag richtet sie ganz nach dem Sport aus. Tagsüber steht sie auf dem Brett und wenn es dunkel ist, lernt sie. „Ich habe mir das alles immer so zusammengebastelt, dass es unter einen Hut passt.“

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Das letzte Mal auf dem Meer war Lina vor drei Wochen. Momentan trainiert sie seltener, „weil es einfach so unglaublich früh dunkel wird“. Die Wintermonate sind für die Sportlerin um einiges anstrengender als der Sommer.

„Es ist schon fordernd“, sagt die 25-jährige über das Training in der kalten Jahreszeit. Eine echte Herausforderung für den Körper. Kälte, Schneeregen und dicke Klamotten, die die Gliedmaßen unbeweglich machen. „Man hält im Winter auch nicht so lange aus“, gibt sie zu.

Niemals alleine auf die Ostsee

Gerade während der kalten Monate, wenn sich Nordsee und Ostsee von ihren rauen Seiten zeigen und Stürme über das Meer ziehen, kann das Training gefährlich werden. „Man muss auf jeden Fall gucken, dass man nicht allein geht“, warnt Lina.

Es könne immer mal vorkommen, dass man sich verletzt oder ein Teil der Ausrüstung kaputt geht. Einmal im Wasser wird der Körper „relativ flott“ kalt. „Man muss echt aufeinander achten“, betont die Studentin. Sie selbst hat bisher noch keine brenzlige Situation erlebt.

Gewalt der Ostsee „eine der größten Faszinationen“

„Ich hab noch nie erlebt, dass es wirklich mal gefährlich geworden wäre“, erzählt sie. Und das, obwohl sie das Windsurfen als „unglaublich radikale Sportart“ bezeichnet. Denn selbst bei den höchsten Sprüngen falle man immer weich.

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„Dementsprechend kann man kaum in einer anderen Sportart so sehr an die Grenzen gehen“, sagt die Wahl-Kielerin. Auch Stürme und Unwetter schrecken den Profi nicht ab.

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Ganz im Gegenteil: „Die Gewalt der Natur ist echt eine der größten Faszinationen am Windsurfen“, sagt sie. Die Stärke des Windes und der Wellen zu spüren ist für Lina mit der größte Reiz an dem Sport. „Man bekommt quasi hautnah mit, was die Natur alles kann“, schwärmt sie.

Lieblingsspots an der Ostsee

Wenn die Studentin mit ihrem Bus an die Ostsee fährt, geht sie am liebsten in Weißenhaus zwischen Kiel und Lübeck oder in Schönberg ins Wasser. „Das sind tolle Spots, aber die funktionieren leider nicht so häufig“, bedauert sie.

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An der Nordsee eigenen sich Sankt Peter-Ording und Sylt. Auf der Nordsee-Insel findet auch der jährliche World Cup statt. „Windsurfen hat auf Sylt eine große Bühne“, sagt Lina. Viele Urlauber seien total begeistert von dem Anblick der Sportler.

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Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
  • Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
  • Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
  • Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
  • Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
  • Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen

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Einige kommen sogar auf die Surfer zu und suchen das Gespräch. „Das finde ich toll, weil man da die Begeisterung für den Sport wecken kann“, freut sich die Wahl-Kielerin.

Vertraut mit Nordsee und Ostsee

Vor allem beim World Cup – aber auch bei anderen heimischen Wettkämpfen – kann sie von dem harten Training im Winter profitieren. „Wenn es da so richtig ungemütlich wird, hat man als nordische Windsurferin schon einen Vorteil“, glaubt sie.

Die 25-Jährige ist – im Gegensatz zu ihren Konkurrenten aus anderen Teilen der Welt – vertraut mit der wilden Nordsee. „Wenn man immer nur perfekte Bedingungen hat, ist man da wahrscheinlich eher überfordert.“

Perfekte Bedingungen herrschen zum Beispiel im Sommer auf den Kanaren. „Da weht jeden Tag Wind aus der gleichen Richtung“, erklärt die Sportlerin. Das beständige Wetter ergibt sich aus der sogenannten Passatwind-Zone.

Von der Ostsee in die weite Welt

Surfer, die an solchen Orten aufwachsen, haben den Vorteil, regelmäßiger auf dem Bord stehen zu können. Einen Vorteil, von dem Lina selbst auch Gebrauch machen will. Nach ihrem Studium möchte sich die 25-Jährige wieder Vollzeit ihrer Leidenschaft widmen.

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Das Reisen geht damit einher. „Jeder Ort hat meistens eine Saison“, sagt die Studentin. Ein paar Monate, in denen besonders gute Bedingungen für das Surfen herrschen. Mal ist das in Kapstadt der Fall, mal in Marokko und mal auf den Kanaren.

Ostsee: „Dem Wind hinterher reisen“

„Man muss dem Wind also quasi ein bisschen hinterherreisen“, erklärt die 25-Jährige. Damit gehen natürlich enorme Kosten einher. Lina hofft, diese mit Hilfe von Sponsoren decken zu können.

„Wenn man die Zeit hat, sich komplett darauf zu konzentrieren, kann man viel größere Fortschritte machen“, unterstreicht sie. Eine ungeheure Motivation für die 25-Jährige. Aktuell ist sie Vierte auf der Weltrangliste – dort will sie natürlich nicht bleiben.

Lina hat den Spitzenplatz ins Auge gefasst. Die drei Windsurferinnen, die sich von dem ersten Platz trennen, sollten sich warm anziehen.