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Sylt kriegt Probleme einfach nicht in den Griff – und verliert ausgerechnet diese Menschen

Die Nordsee-Insel Sylt kämpft noch immer mit vielen Problemen. Besonders sichtbar: Das Protestcamp vor dem Rathaus. Dazu kommen Evergreens wie Personalmangel und Wohnungsnot. Vor allem Letzteres hat dramatische Auswirkungen auf Sylt und betrifft unzählige Menschen. Vor Kurzem erst musste sich ein Lehrer der Fachklink für Kinder und Jugendliche unfreiwillig von seiner geliebten Insel trennen (MOIN.DE berichtete). […]

© IMAGO / imagebroker und MOIN.DE/Maen Gesmati

Sylt

Fünf überraschende Fakten zur Insel

Die Nordsee-Insel Sylt kämpft noch immer mit vielen Problemen. Besonders sichtbar: Das Protestcamp vor dem Rathaus. Dazu kommen Evergreens wie Personalmangel und Wohnungsnot.

Vor allem Letzteres hat dramatische Auswirkungen auf Sylt und betrifft unzählige Menschen. Vor Kurzem erst musste sich ein Lehrer der Fachklink für Kinder und Jugendliche unfreiwillig von seiner geliebten Insel trennen (MOIN.DE berichtete). Nun bedroht die Wohnungsnot einen Krankenpfleger. Gegenüber MOIN.DE berichtet Michael Hahling (60) von seinen (bitteren) Erfahrungen.

Sylt verliert immer wieder Fachkräfte

Erst vor ein paar Monaten kam der 60-Jährige auf Sylt an. Der Plan: Die letzten Arbeitsjahre am Meer verbringen. Das wollen viele, doch als Krankenpfleger sollten die Chancen doch recht hoch sein, oder? Fachkräftemangel sei Dank.

Aktuell arbeitet Hahling im jüngst eröffneten Gesundheitsresort „Lanserhof Sylt“. Doch die Realität ist doch ganz anderes als seine Vorstellung. Denn schon bald wird er sich von der Insel trennen müssen – trotz Festanstellung.

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„Ich wohne seit drei Monaten in einer Wohngemeinschaft in Keitum. Mein Zimmer ist gerade einmal zwölf Quadratmeter groß und ich zahle dafür 750 Euro monatlich. Das ist nicht unbedingt, was man sich mit 60 vorstellt“, sagt Hahling im Gespräch mit MOIN.DE.

Das aktuelle Zimmer sei für ihn dazu nur vorübergehend bewohnbar. „Ich bin auf der Suche nach einer Wohnung, sodass ich meine Freundin und meinen Sohn nachholen kann. Ich habe mehrere Anzeigen in der Zeitung und im Internet geschaltet. Es ist Wahnsinn, was mir auf Sylt an Wohnräumen angeboten wurde. Zum Beispiel eine Drei-Zimmer-Wohnung in Morsum. Die kostet 2.200 Euro kalt im Monat. Und sie hat keinen Meerblick oder etwas Besonderes, das ist eine ganze normale Wohnung in einem Mehrfamilienhaus.“

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Sylt
Michael Hahling wolle gerne auf Sylt bleiben, doch das sei unmöglich für ihn. Foto: Privat

Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete

Sylt: „Hätte ich nie gedacht“

Der Krankenpfleger berichtet von einem anderen Angebot: „Eine Ein-Zimmer-Wohnung kostet 1050 Euro kalt, das kann ich mir einfach nicht leisten. Aber solange es Menschen gibt, die für sowas bezahlen, wird sich wahrscheinlich nichts ändern.“

Es wirkt beinahe wie eine der Geschichten, die junge Menschen erzählen, die für ein Studium in eine Uni-Stadt ziehen. Doch da geht es um ganz andere Preise, und Hahling ist immerhin 60 Jahre alt.

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Bevor er den neuen Job annahm, habe er sich natürlich über die aktuelle Wohnungslage auf Sylt informiert, sagt er. Er habe sich gedacht, „früh oder später werde ich eine Wohnung finden, aber eine bezahlbare Wohnung auf Sylt zu finden ist fast unmöglich“, sagt der Suchende.

Nach erfolgslosem Beginn seiner Suche probierte er sein Glück auf anderem Wege. „Ich habe mich beim kommunalen Liegenschafts-Management angemeldet, da gibt es geförderte Wohnungen. Aber es wurde mir gesagt, dass ich die Person Nummer 400 auf der Warteliste bin“, erzählt er sichtlich schockiert.


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Mit seinem 1760 Euro Einkommen kann er sich derzeit offenbar keine Wohnung auf Sylt leisten. Dabei ist sein Beitrag als Krankenpfleger unheimlich wichtig. Sein Fazit ist bedrückend: „Wenn ich in den nächsten zwei Monaten keine bezahlbare Wohnung finde, dann muss ich weg von der Insel und kehre zurück nach Gießen. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer auf Sylt ist.“