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Sylt: Berühmtester Insel-Wirt denkt über krassen Schritt nach – „In ein riesiges Loch gefallen“

Sylt: Berühmtester Insel-Wirt denkt über krassen Schritt nach – „In ein riesiges Loch gefallen“

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Herbert Seckler betreibt die legendäre Sansibar auf Sylt. Foto: & picture-alliance/ dpa

Sylt ist seit Samstag Modellregion. Unter Auflagen dürfen nun wieder Urlauber anreisen. Das bedeutet nicht nur Freude bei den Insel-Fans, sondern auch einen Hoffnungsschimmer für Hotellerie, Gastronomie und co.

Und das ist auch bitter nötig. Denn die Umsätze sind drastisch eingebrochen, vielen Betrieben steht das Wasser bis zum Hals. Das geht auch dem wohl berühmtesten Wirt von Sylt nicht anders.

Sylts berühmtester Wirt

MOIN.DE erkundigte sich bei Sylts Kult-Gastronom Nummer eins – Herbert Seckler (69). Sein Restaurant Sansibar in den Dünen Rantums ist normalerweise in der Saison über Wochen, wenn nicht Monate, im Voraus ausgebucht.

Denn er bietet eine hervorragende Küche, exzellente Weine und einen Top-Service. Deshalb ist er DER Hotspot für jedermann sowie für Schauspieler, Sänger, Wirtschaftskapitäne, Sportler und Politiker.

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Zu Secklers Stammgästen zählen unter anderen: Johannes B. Kerner, Katja Burkard, Günther Jauch, Dieter Bohlen, Jürgen Klopp, Til Schweiger und so viele mehr.

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Das ist Herbert Seckler:

  • Herbert Seckler wurde 1952 in Wasseralfingen, schwäbische Alb, geboren.
  • Er ist gelernter Koch.
  • Als 22-Jähriger zog es ihn erstmals nach Sylt.
  • Seinen ersten Job hatte er im „Moby Dick“ in Munkmarsch.
  • Danach machte er sich selbständig und pachtete den Campingplatz in Tinnum.
  • 1978 nahm er den Strandkios in den Rantumer Dünen dazu.
  • Er etablierte eine kultige Strandbar, die heutige Sansibar.
  • Die baute er über die Jahre aus und erschuf ein Imperium samt Weinhandel und Merchandise-Verkauf.
  • Im Januar 1981 heiratete er seine Traumfrau Helga.
  • Das Paar bekam vier Kinder: Barbara, Silke, Niklas und Anna.
  • In der Hochsaison (vor Corona) empfängt Seckler um die 3000 Gäste am Tag.

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Der neuen Erlaubnis, seine Terrasse zu öffnen, steht Herbert Seckler skeptisch gegenüber. „Tja, was bringt es? Heute regnet es zum Beispiel“, sagt die sonst immer so optimistische Frohnatur.

Sylt: „95 bis 99 Prozent an Umsatzeinbußen“

„Hier auf Sylt haben wir oftmals Regen und es ist sehr kühl an der Küste. Das ist nicht gerade aufbauend. Heute ist ja der erste Tag mit der Lockerung. Jetzt müssen wir erstmal abwarten.“ Von seinen 250 Außenplätzen darf er seinen Gästen eh nur einen Teil (circa ein Viertel) wegen der gebotenen Abstandsregeln zur Verfügung stellen.

„Die ganze Pandemie-Zeit hat mir bisher 95 bis 99 Prozent an Umsatzeinbußen gebracht“, erzählt der gebürtige Schwabe weiter. „Wenn das so weitergeht, dann muss ich ans Eingemachte ran, um das überhaupt zu überstehen. Ich habe natürlich für meine vier Kinder, meine Frau Helga und für mich für später vorgesorgt.“

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Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
  • Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
  • Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt

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Die Sansibar ist sein Leben. Was bedeutet die Krise für Herbert Seckler emotional als jemand, der immer vor Ort ist und sich stets liebevoll um jeden einzelnen Gast kümmert? „Ich hatte schon oft einen Depri“, gesteht er. „Ich bin schon in ein riesiges Loch gefallen. Man hat ja jeden Tag wieder neuen Kummer und Sorgen.“

Sylt: Wirt dachte ans Aufhören

Saisonstart war zu Ostern. Diese Einnahmen sind auch weggebrochen. Und der Außer-Haus-Verkauf hat’s auch nicht rausgerissen. „Der läuft natürlich“, erzählt der Gastronom.

„Aber das ist ein reines Zusatzgeschäft für mich. Der deckt die ganzen Kosten nicht. Wenn ich allein schon an das viele Personal denke. Auf Verdienst ist da gar nicht zu hoffen.“ Auch seine berufliche Zukunft sieht Herbert Seckler düster. „Wer weiß, wie lange wir die Terrasse geöffnet lassen dürfen“, meinte er.

„Und dann im Sommer bekommen wir wieder Auflagen ohne Ende. Das haben wir ja schon letztes Jahr gesehen. Das bringt unterm Strich nicht viel. Dieses darfst du nicht, jenes darfst du nicht. Es ist zum Verzweifeln. Bis da endlich wieder Normalität einkehrt, das wird dauern.“

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Und dann sagt er einen Satz, den viele Promis aufhorchen lassen, weil sie auf ihrer Sehnsuchtsinsel dann kein „Zuhause“ mehr hätten. „Ich habe schon daran gedacht, alles hinzuschmeißen.“ Ehrlich? „Ja, na klar.“ (bs)