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Sylt: Was Punks nachts in Westerland trieben, ist unglaublich – MOIN.DE war dabei

Die Punks auf Sylt sind für die Urlauber und Einheimischen ein heißes Thema. Besonders die Protestcamper, die vor dem Rathaus in Westerland und vor der St. Nicolai Kirche seit Wochen ihre Lager aufgeschlagen haben.MOIN.DE war an beiden Orten und führte Gespräche mit den Punks auf Sylt. Und nicht nur das, unser Reporter verbrachte auch eine […]

Sylt
© MOIN.DE / Imago

Sylt

Fünf überraschende Fakten zur Insel

Die Punks auf Sylt sind für die Urlauber und Einheimischen ein heißes Thema. Besonders die Protestcamper, die vor dem Rathaus in Westerland und vor der St. Nicolai Kirche seit Wochen ihre Lager aufgeschlagen haben.

MOIN.DE war an beiden Orten und führte Gespräche mit den Punks auf Sylt. Und nicht nur das, unser Reporter verbrachte auch eine Nacht im Protestcamp und erlebte, wie die Punks ihren Emotionen freien Lauf ließen. Hier kommt der Report.

Sylt: Das treiben Punks in der Nacht

Am Abend ist es laut, mehrere Musikboxen spielen Punkmusik. Ab 23 Uhr herrscht Nachtruhe. Die Musik wird leiser gemacht und die Bewohner versuchen, ruhig zu sein.

Eine Gruppe im Camp macht täglich die Nachtwache. „Die Protestcamper wurden mehrfach von Rechten und Insulanern angegriffen“, behauptet ein Punk.

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Gegen 23 Uhr geht eine Truppe zu Aldi, holt aus den Mülltonnen viel essbares Obst und Gemüse. Sie kommen zurück und bringen den anderen volle Tüten mit Bananen, Himbeeren, Erdbeeren und Lauchzwiebeln.

Die Funde machen die Punks glücklich. Sie naschen, trinken Alkohol und rauchen. Plötzlich taucht ein Tier in den Himbeeren auf. Die Punks halten es für eine Spinne, es ist jedoch Grashüpfer. Er stört niemanden, sondern ist willkommen und bekommt sogar mehrere neue Namen.

Jeder in der kleinen Gruppe will mit der „Spinne“ spielen und sie umbenennen. Keiner hat Angst vor ihr. „Falls sie mich jetzt beißt, werde ich Spider-Punk“, scherzt ein Bewohner des Protestcamps vor der Kirche.

Es gibt viele unterschiedliche Gespräche, unter anderem über die Zukunft der Sylt-Punks: „Geplant ist, einen Verein zu gründen und Wohncontainer gegenüber dem Camp aufzustellen, damit wir dort langfristig wohnen können. Es haben sich sogar vier Punks auf Sylt umgemeldet. Nun hat Sylt offiziell vier Punk-Bewohner“, erzählt jemand.

Die Pastorin von der St. Nicolai Kirche wird von den Punks kritisiert, genau wie die Kirche, weil sie neue beheizbare Stühle bekommen soll und die aktuellen Stühle entsorgt werden sollen.


Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete

Sylt: Das machen Punks im Drogenzelt

Die meisten Bewohner der beiden Protestcamps kommen aus Süddeutschland. Ein Punk aus Stuttgart ist seit Anfang Juni auf Sylt und will die Insel nie wieder verlassen. Dass viele Punks aus dem Süden kommen, ist kein Zufall.

„Für uns wäre die Reise nach Sylt nie möglich, wenn das 9-Euro-Ticket nicht da wäre. Die Leute im Norden könnten vielleicht Sylt besuchen, aber für uns im Süden ist die Fahrt nach Sylt einmalig“, sagt der Stuttgarter.

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Gegen 1 Uhr kommt eine Frau aus dem anderen Protestcamp und fragt: „Wo ist das Drogenzelt?“.

„Da, das beleuchtete Zelt“, antwortet ihr eine Frau, die mit uns auf dem Boden im Kreis sitzt. Im Drogenzelt sitzen ein paar Menschen, sie konsumieren Cannabis und unterhalten sich über ihre Erlebnisse auf Sylt.

Hier wird in der Nacht im Fünfminutentakt ein neuer Joint gedreht und geraucht. Die Personen wechseln sich immer wieder ab. Das meistbenutzte Wort im Zelt ist: „politische Aktion“. Damit wird das Verhalten begründet.

Sylt
Eine Szene im Drogenzelt im Protestcamp auf Sylt. Foto: MOIN.DE

„Ich habe heute ein Restaurant gefragt, ob ich drinnen kacken kann. Sie haben mich rausgeschmissen, deswegen gehe ich gleich und kacke vor den Laden. Das nennt sich politische Aktion“, sagt eine von den Punks und bringt alle zum Lachen.

Eine kleine Gruppe erzählt, wie sie heute extra nach Kampen gefahren seien, um die „Bonzen zu ärgern“. Jemand behauptet, er habe in der Toilette der Kirche Geschlechtsverkehr gehabt und nennt es „eine politische Aktion gegen Homophobie in der Kirche“.

Sie wollen Sylt-Attraktion zerstören

Um 2 Uhr will eine Gruppe ein bisschen „Action machen“. Jemand schlägt vor: auf die Wände der Kirche schmieren und „Fuck Nazis“ schreiben. Ein anderer sagt: „Lass uns zum Strand gehen und in der Musikmuschel graphitieren.“

Die Truppe macht sich auf den Weg und trifft eine andere Gruppe, die mit einer lauten Musikbox vor McDonald’s sitzt.


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Doch das Rumschmieren ist kaum möglich, denn am Strand läuft rund um die Uhr Security-Personal umher, auch in der Nacht.

Eine Mitarbeiterin fordert die Gruppe freundlich auf, die Musik leiser zu machen und ein Stück weg von den Hotels zu gehen. „Könnt ihr bitte Rücksicht auf die Menschen nehmen, die schlafen wollen?“ Die Punks gehorchen artig.

Sie ziehen weiter Richtung Süden mit Musik und sitzen bis 5 Uhr morgens in den Strandkörben. In dieser Zeit kommt mehreren die Idee, Vandalismus zu betreiben – doch die Security ist mal wieder in der Nähe.

Da hört der Protest dann auf. So schnell kommen die politischen Aktionen an ihre Grenzen.

Update: Am Dienstag (30. August) hat der Kreis Nordfriesland entschieden, dass die Punks auf der Nordseeinsel Sylt ihr Protestcamp im Zentrum von Westerland abbauen und abziehen müssen. Was hat die Entscheidung für Folgen? Hier mehr >>