Veröffentlicht inVermischtes

Abzocke bei Festivals durch neue Bezahlmethode? Ich habe den Test gemacht

Immer mehr Festivals setzen auf bargeldloses Bezahlen. Doch die Verbraucherzentrale sieht Probleme. Überraschendes Ergebnis beim Test.

© IMAGO/Steinsiek.ch/ Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Die besten kostenlosen Musikfestivals in NRW

Ganz egal ob bei Wacken, Parookaville oder Rock am Ring – immer mehr Festivals setzen in Deutschland auf bargeldloses Bezahlen vor Ort. Wacken hat bereits 2022 die Festivalbändchen mit Bezahlchips eingeführt, Rock am Ring ein Jahr später und Parookaville seit 2025 auch endlich.

Vorher konnten sich Festival-Besucher ihre Getränke, Essen oder Merch mit Bargeld, Karte oder mit Token bezahlen. Die neue Bezahlmethode soll die Abwicklung erleichtern, Prozesse beschleunigen und für mehr Sicherheit sorgen. Doch von der Verbraucherzentrale gibt es nun einen auf die Finger. Sie sehen drei große Probleme – zum Nachteil der Besucher.

Ich war selbst im Juli 2025 auf Parookaville und habe zum ersten Mal mit den neuen Bezahlchips bezahlt – und ich war positiv überrascht.

Verbraucherzentrale mahnt Festivalveranstalter ab

Um die Chips auf dem Festivalgelände benutzen zu können, müssen diese zunächst aktiviert und aufgeladen werden. Einige Veranstalter hätten für diesen Schritt Zusatzkosten verlangt, was laut der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBZ) unzulässig sei. Auch bei der Rückerstattung habe es teilweise Probleme gegeben. Eine Frist von nur wenigen Wochen sei zu kurz, stattdessen hätten Besucher ein Recht auf eine Verjährungsfrist von drei Jahren.

+++ Ich war 5 Tage auf Parookaville – warum sich Festivalbesucher das Campen nicht entgehen lassen sollten +++

Um überhaupt das Rückgeld erstattet zu bekommen, hätten einige Veranstalter zudem ein Entgelt oder einen Mindestbetrag verlangt. „Veranstalter sind bereits gesetzlich zur Auszahlung des gesamten Restguthabens verpflichtet“, betont dagegen die Verbraucherzentrale. Seit Mai 2025 seien deshalb zehn Festivalveranstalter abgemahnt worden, weil mindestens eines der oben genannten Probleme vorgelegen habe. Acht Veranstalter hätten mittlerweile eine Unterlassungserklärung abgegeben, so die Verbraucherzentrale.

Tatsächlich klingen Kommentare unter einem Beitrag des Southside-Festivals ebenfalls gar nicht gut. „Klappt hoffentlich besser als beim Hurricane … Gebühren für Aufladung und Rückbuchen von Guthaben ist übrigens eine absolute Frechheit“ oder „„Aus dem besten Zahlungssystem auf einem Festival, Bargeld und Kartenzahlung, zu dem größten Rotz, wo es nur gibt“, wetterten zwei Personen. Andere sagen es habe alles gut geklappt.

Ein Erfahrungsbericht

Auch ich war demnach etwas skeptisch bevor ich Parookaville besuchte. Auf Nachfrage dieser Redaktion läuft laut VZBZ auch ein Verfahren gegen die Veranstalter des Parookavilles. Doch wie fällt die persönliche Erfahrung aus? Auf Instagram stand zunächst eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Aktivierung und die Aufladung des Guthabens. Innerhalb weniger Minuten war ein Konto beim Eventportal in der App erstellt, und das Guthaben von maximal 100 Euro auf meinem Chip. Eine Aufladung vor Ort an den Top-Up-Stationen wurde mit einer Servicegebühr von 3 Euro berechnet.


Noch mehr News:


Am Eingang erhielt jeder Besucher sein Armband inklusive zuvor aufgeladenem Guthaben. An den Imbissständen musste nur das Armband mit dem Chip hingehalten werden und der entsprechende Betrag wurde abgebucht. Auf Social Media äußern einige Besucher einen bösen Verdacht. „Wurde um drei Bier + Pfand beschissen. Ist aber jetzt erst aufgefallen da man jetzt Einblick auf die „Quittung“ hat“ und „Wurde ebenfalls beschissen. 2 mal wurden mir 2l statt 1l Bier berechnet und das an derselben Theke. Das war dann wohl eher kein Versehen.“ Dabei konnte jeder direkt in der App seine abgebuchten Bestellungen und sein aktualisierte Guthaben einsehen und bei Bedarf direkt Beschwerde einreichen.

So sieht das Armband mit Bezahlchip bei Parookaville 2025 aus. Foto: Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Wenn das Guthaben im Laufe des Festivals verbraucht wurde, gab es drei Möglichkeiten zum Aufladen:

  • Online über das Evenportal der ING Bank von PAROOKAVILLE
  • In der PAROOKAVILLE App
  • Oder direkt bei einer der vielen ING Bank of PAROOKAVILLE Top-Up Stationen vor Ort

Ich habe mein Geld nicht komplett ausgegeben, sodass ich inklusive Müllpfand am Ende einen Restbetrag von 34,60 Euro offen hatte. Insofern das Ticket nicht mit dem Portal verknüpft ist, wird wie in meinem Fall für die Rückzahlung die 14-stellige UID und die PIN hinten auf deinem Chip benötigt. Zwei Klicks später und die Auszahlung ist beantragt. Laut Veranstalter könne es rund 14 Tage dauern, bis das Geld wieder auf dem ursprünglichen Zahlungsmittel landet. Bei mir war es innerhalb von 2 Tagen auf Paypal – ganz ohne Gebühren.

Parookaville-Besucher feiern neue Bezahlmethode

Und auch das Feedback vieler anderer Besucher ist zumindest bei Parookaville sehr positiv. Hier ein paar Reaktionen:

  • „Sooo einfach! Ich bin trotzdem traurig um meinen Andenken Token. Aber da nehm ich jetzt einfach das Plättchen vom Armband.“
  • „Richtig klasse mit dem Bezahlsystem. So viel simpler als die physischen Token.“
  • „Direkt gemacht mit drei Klicks. Vom Aktivieren, übers bezahlen und Geld nachladen bis jetzt zur Beantragung der Rückzahlung hat alles super geklappt.“
  • „Bitte unbedingt das Cashless-System beibehalten. Total unkompliziert. Beim anstehen gemerkt das ich zu wenig Geld übrig habe. Schnell noch vom Handy aus aufgeladen.“

Dementsprechend fällt auch mein Fazit zu der neuen Bezahlmethode mit Chip sehr positiv aus. Zumal bei den früheren Token immer die Gefahr bestand, dass aus Bequemlichkeit oder Vergesslichkeit der Wert der Token nicht umgetauscht wurde. Und mit Verlassen des Festivals verfiel damit der Restbetrag. Nun kann ich das Geld ganz entspannt von Zuhause zurückbuchen. Übrigens: Der Restbetrag kann nicht auf nächstes Jahr übertragen werden.