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AfD zu selten eingeladen: Brisante Talkshow-Auswertung

Wieso bieten ARD und ZDF ständig AfD-Politikern eine Bühne? So klagen viele. Doch die Wahrheit sieht eigentlich anders aus.

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Bundestagswahl 2025: Die AfD wird zur neuen Macht in Ostdeutschland

Die AfD erzielt ihr bestes Bundestagswahlergebnis mit 20,2 Prozent. Besonders stark schneidet sie in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ab. Welche Folgen hat das für die Opposition?

Darf man die immer weiter nach rechtsaußen abdriftende AfD in Talkrunden der öffentlich-rechtlichen Sender einladen? Spätestens mit dem Gutachten des Verfassungsschutzes ist diese Debatte neu entbrannt. Die Bundesbehörde sieht die Gesamtpartei als „gesichert rechtsextremistisch“ an, wobei dieses Gutachten derzeit aufgrund eines Gerichtsprozesses aus taktischen Gründen auf Eis liegt. Sollte man nur noch über die AfD sprechen und nicht mit ihr?

Diese Position vertreten viele, die meinen, dass man der AfD eine zu große Plattform für Propaganda und Hetze bietet, wenn man ihre Spitzenpolitiker in die TV-Studios einlädt. Tatsächlich aber sind sie in den Talkshows ziemlich selten zu Gast, wie nun eine „Spiegel“-Auswertung zeigt.

+++ Interessant: Bei Parteiverbot: So würden AfD-Anhänger dann wählen +++

AfD eigentlich unterrepräsentiert

Der „Spiegel“ analysierte die Gästelisten der großen Polit-Talks von ARD und ZDF von 2015 bis April 2025. Es geht um die sechs größten Sendungen: Anne Will (mittlerweile eingestellt), Caren Miosga, hart aber fair sowie die TV-Shows von Sandra Maischberger, Markus Lanz und Maybrit Illner.

Laut dieser Datenanalyse ist die AfD im Verhältnis ihres Wahlergebnisses zu den Talkshow-Auftritten unterrepräsentiert. So kam die Partei mit ihren Vertretern in diesem Jahr bislang auf neun Talkshow-Auftritt. Hochgerechnet, wenn es so weitergeht, wären das dann 27 Talkshow-Teilnahmen im kompletten Jahr 2025.

Allerdings wäre das nur eine Quote von 5 Prozent im prozentualen Verhältnis zu den Einladungen anderer Parteipolitiker. Zur Einordnung: Die AfD holte 20,8 Prozent bei der Bundestagswahl und schneidet in aktuellen Umfragen noch deutlich darüber ab. Klar überrepräsentiert in Bezug auf ihr Ergebnis bei der Bundestagswahl ist dagegen in diesem Jahr die Wagenknecht-Partei BSW.

Lanz noch relativ offen – Illner gar nicht

In Vorjahren waren die AfD-Teilnahmequoten in den TV-Talkshows teilweise noch deutlich niedriger. Am häufigsten wurden die Rechtsaußen-Politiker derzeit von Markus Lanz eingeladen (7 Prozent aller Parteivertreter kommen von der AfD). Dagegen war bei Maybrit Illner in diesem Jahr noch keiner zu Gast.


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Alice Weidel kommt in all den Jahren auf bislang nur 12 TV-Talkshowauftritte im ÖRR. Zur Wahrheit gehört aber, dass sie unzählige Einladungen von Markus Lanz ausgeschlagen hat. Es hagelte Absagen. Ihr Co-Parteichef Tino Chrupalla hat mit 16 Auftritten schon mehr Präsenz in öffentlich-rechtlichen Talkshows. Rekordhalter ist der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland mit 23 Teilnahmen.