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Norderney-Verwaltung über Minus von 13 Prozent ratlos! Jetzt muss das Gericht entscheiden

Auf Norderney soll es plötzlich 13 Prozent weniger Einwohner geben als gemeldet. Die Stadt spricht von Fehlern – und klagt.

Die Insel Norderney.
© IMAGO/diebildwerft

Norderney

Die Ostfriesischen Inseln werden regelmäßig von zahlreichen Urlaubern besucht – dennoch mangelt es hier laut der Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung Zensus an Menschen, besser gesagt an Einwohnern.

Auf Inseln wie Norderney und Spiekeroog wurden deutlich weniger Menschen erfasst als in den Melderegistern verzeichnet. Das sorgt für Kritik und Klagen von den Kommunen gegen das Landesamt für Statistik.

62 Klagen gegen Statistik 

Auf Norderney kann man sich den plötzlichen Rückgang nicht erklären. Im Melderegister waren zum Stichtag (15. Mai 2022) genau 6.138 Einwohner gelistet, laut Zensus aber nur 5.367 – das macht ein Minus von rund 13 Prozent. „Die amtliche Einwohnerzahl ist die maßgebliche Bezugsgröße für eine Vielzahl von Zuweisungen, Zuschüssen und Förderentscheidungen“, warnt Bürgermeister Frank Ulrichs gegenüber der „dpa“. Die Insel hält die Zahlen für rechtswidrig und klagt gegen den Feststellungsbescheid.

Landesweit laufen laut dem Innenministerium in Hannover aktuell 62 Klagen. Rund 200 Stellungnahmen sind zu den Ergebnissen von Zensus eingegangen, „der überwiegende Teil bezog sich auf zu niedrige Einwohnerzahlen“, berichtet ein Ministeriumssprecher.

Auch auf Spiekeroog fehlen laut Statistik 25 Prozent der rund 800 Einwohner. Hannover meldet ein Minus von 5 Prozent. Insgesamt wurden in 754 Gemeinden niedrigere und in 177 höhere Zahlen festgestellt.

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Statistikamt wehrt sich

Kritik gibt es vor allem an der Methodik, mit der die Zahlen erhoben werden. Auf den Inseln sei mit ungewöhnlich hoher Stichprobenquote gearbeitet worden, so Norderney. Erhoben wurden die Zahlen durch Ehrenamtliche – ohne Qualitätskontrolle. Saisonale Wohnverhältnisse seien zudem statistisch kaum abbildbar.

Das Statistikamt verteidigt sich jedoch: Die Methodik sei wissenschaftlich geprüft. Differenzen könnten durch das Meldeverhalten entstehen – etwa bei Ferienwohnungseigentümern, die bei der Befragung nicht erreichbar seien.


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Der Städte- und Gemeindebund fordert Reformen: „Künftige Volkszählungen müssen wieder maßgeblich auf den kommunalen Melderegistern basieren“, sagt Präsident Marco Trips laut „dpa“. Der Zensus sei eine „Blackbox“ – und Sinnbild für Überregulierung.