Sie gehören zum Sommer im Norden wie Wattwanderungen und Fischbrötchen: Tierparks. Ob in Neumünster, Hagenbeck, Gettorf oder Schwerin – Familien mit Kindern, Großeltern mit Enkeln oder Touristen auf Küstenurlaub lieben die Besuche bei Erdmännchen, Affen & Co. im Zoo im Norden.
Doch eine Nachricht aus dem Süden sorgt jetzt für einen brutalen Dämpfer und lässt auch Tierfreunde und Zoos im Norden aufhorchen. Im Tiergarten Nürnberg wurden zwölf Guinea-Paviane getötet – ausgerechnet aus Platzmangel, wie es heißt.
Hagenbeck reagiert – und zeigt Verständnis
Die Entscheidung, die bundesweit für Entsetzen sorgt, soll kein Einzelfall bleiben: Auch in Zukunft werde man einzelne Tiere töten müssen, um die Gruppe gesund zu halten. Die Empörung folgte prompt – ebenso wie erste Proteste. Tierschutzorganisationen kündigten bereits Strafanzeige an.
Nun äußert sich auch der Hamburger Tierpark Hagenbeck und sorgt für Diskussionen. Gegenüber „t-online“ erklärte eine Sprecherin, man könne den Schritt in Nürnberg „nachvollziehen“. Zwar seien bei Hagenbeck bislang keine Primaten getötet worden, doch ausschließen könne man solche Maßnahmen in Zukunft nicht. Wenn alle Abgabeversuche scheiterten, sei das „artgerechte Populationsmanagement“ unter Umständen alternativlos.
Zoo im Norden: Wer soll sterben – und wer entscheidet das?
Tatsächlich werden bei Hagenbeck längst Tiere getötet – allerdings sogenannte „Futtertiere“ wie Ziegen, Kaninchen oder Hühner, die an Raubtiere verfüttert werden. Laut der Sprecherin sei das sogar „tiergerechter“ als der Zukauf aus der Massentierhaltung. Doch dass jetzt auch Affen betroffen sind, ändert die Diskussion schlagartig. „t-online“ berichtet, dass auch Hagenbeck in Zukunft vor genau solchen Entscheidungen stehen könnte.
Tierschutzverbände wie Peta, Pro Wildlife und der Deutsche Tierschutzbund sehen in der Nürnberger Entscheidung einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Die angekündigten Anzeigen könnten Folgen haben – auch für andere Zoos. Die Debatte trifft einen Nerv: Geht es hier noch um Tierwohl oder nur um Bequemlichkeit?
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Ob Nordsee oder Ostsee, ob Großstadtzoo oder kleiner Tierpark auf dem Land: Die Nachricht aus Nürnberg hat Wellen geschlagen. Und sie wird auch die Zoos im Norden nicht kaltlassen. Wie geht man in Zukunft mit Tierüberschüssen um? Und wie viel Leben ist ein Menschenbesuch wert? Fragen, die man nicht einfach im Gehege lassen kann.