Veröffentlicht inHamburg

Hamburg-Alsterdorf: Was wir sicher über das Attentat wissen – und was nicht

Nach einer Schießerei in Hamburg sind mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Ein Überblick.

In Hamburg gab es am Donnerstagabend (09. März) ein Blutbad in einer Kirche.
© Steven Hutchings/Tnn/dpa

Die fünf krassesten Hamburger Kriminalfälle

Hamburg steht unter Schock! Am Donnerstagabend (9. März) war die Polizei mit einem Großaufgebot im Stadtteil Alsterdorf, im Bezirk Hamburg-Nord im Einsatz. In einer Kirche der Zeugen Jehovas in Hamburg sind acht Menschen erschossen und acht weitere Menschen verletzt worden. Vier davon schwer. Auch der Täter ist tot, brachte sich nach der Tat selbst um.


Die Behörde für Inneres spricht in einer amtlichen Gefahrendurchsage von einer „extremen Gefahr“, die amtliche Gefahrenwarnung wurde am frühen Freitagmorgen (10. März) wieder aufgehoben. Nach ersten Informationen aus Sicherheitskreisen stuft die Polizei die Schüsse als Amoktat ein. Doch noch sind viele Fragen offen.

Alsterdorf: Das ist bislang bekannt

Was ist passiert?

Am Donnerstagabend (9. März) wurden während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas mehrere Menschen durch Schüsse verletzt oder getötet. „Der erste Notruf ging gestern Abend um kurz nach neun Uhr ein“, bestätigte ein Sprecher der Hamburger Polizei. Späteren Angaben zufolge war der erste Anruf um 21.04 Uhr eingegangen. Insgesamt hätte es 47 Notrufe bei sämtlichen Einsatzkräften in Hamburg gegeben.

+++ Hamburg-Alsterdorf: Nach tödlichem Amoklauf – neue Details bekannt +++

Um 21.08 Uhr trafen Einsatzkräfte ein, teilweise auch von der Spezialeinheit USE, die zum Teil zufällig und durch großes Glück noch im Einsatz und in der Nähe waren. Gegen 21.09 Uhr verschafften sich die Einsatzkräfte Zugang zum Gebäude und griffen in die Situation ein. Durch das schnelle reagieren konnten vermutlich zahlreiche Leben gerettet werden.

+++ Hamburg-Alsterdorf: Nach Amok-Tat in Kirche – das sagen die Zeugen Jehovas +++

Erst hätte der Täter von außen geschossen und sei dann in das Gebäude eingedrungen. Ein Mann, der sich später als mutmaßlicher Täter herausstellte, floh direkt in den ersten Stock. Dort erschoss er sich selbst. Die Einsatzkräfte konnten in kurzer Zeit etwa 20 Leute in Sicherheit bringen. Insgesamt wurden acht Menschen getötet, acht verletzt. Davon vier schwer.


Wie lief der Einsatz der Polizei ab?


Die Polizei und Feuerwehr war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Streifenwägen und Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Tatort ab. „Spezialkräfte waren vor Ort“, bestätigte der Polizei-Sprecher. Wie die Polizei Hamburg auf Anfrage bestätigte, setzte die Polizei auch einen Helikopter ein. Ein Entschärfungsteam durchsuchte das Gebäude „nach gefährlichen Gegenständen“. Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat die Spurensicherung den Tatort.

+++ Hamburg-Alsterdorf nach Blutbad schockiert – Anwohnerin schildert schreckliche Szenen +++


Was ist über den oder die Täter bekannt?


Am Freitag wurde bekannt, dass der Täter sich nach seinem Attentat selbst erschossen hat. Philipp F. war 35 Jahre alt und lebte und arbeitete seit 2014 in Hamburg. Vorher studierte und lebte er in Bayern. Dort sind mutmaßlich Vorstrafen bekannt, die der Hamburger Polizei nicht vorlagen. In Hamburg lagen keinerlei Vorstrafen des Täters vor, wie die Polizeisprecher am Freitag berichten.

Der mutmaßliche Täter hatte seine Waffe legal im Besitz. Er was Sportschütze und hatte seit dem 12. Dezember vergangenen Jahres einen Waffenschein. Die halbautomatische Pistole wurde zu seiner Tatwaffe.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand man 15 geladene Magazine mit jeweils 15 Schuss und vier Schachteln Munition mit 200 Patronen. Bei der Tat feuerte Philipp F. neun Magazine mit je 15 Schuss ab.

Wie die Polizei berichtet, kam im Januar dieses Jahres ein anonymer Hinweis ein, dass das Waffenrecht von Philipp F. geprüft werden solle und, dass er möglicherweise an psychischen Krankheiten leide. Er suche aber keinen Arzt auf, weshalb dies nicht attestiert sei. Daraufhin wurde im Februar eine unangekündigte Kontrolle durch Beamte durchgeführt. Dabei fand man aber bis auf eine kleine Patrone, die sich außerhalb des Safes befand, keinerlei Anhaltspunkte oder Beanstandung. Auf die nicht richtig gelagerte Patrone hätte er beschämt reagiert und sich umgehend dafür entschuldigt. Ansonsten sei nichts aufgefallen und die Kontrolle wurde ohne weitere Konsequenzen abgeschlossen.

Philipp F. war ehemals Mitglied der Zeugen Jehovas, bis er vor anderthalb Jahren austrat. Laut dem regionalen Beauftragten der Zeugen Jehovas für Bremen, Hamburg und Niedersachsen, Michael Tsifidaris, ist Philipp F. freiwillig ausgetreten. Laut Angaben der Polizeisprecher habe er mutmaßlich eine hohe Wut auf Glaubensanhänger und die Zeugen Jehovas gehabt. Über konkrete Konflikte innerhalb der Gemeinschaft gibt es noch keine Ermittlungskenntnisse.


Wo ist der Tatort?


Die Tat ereignete sich in einer Kirche im Stadtteil Alsterdorf, im Bezirk Hamburg-Nord. Bei dem Tatort handelt es sich um ein dreistöckiges Gebäude der Zeugen Jehovas. Hier erfährst du mehr zum Tatort.

Wie viele Tote und Verletzte gab es?

Nach Polizeiangaben am Freitagmittag sind sieben Menschen getötet und acht weitere verletzt worden. Zu den sieben Toten kommt noch der Täter selbst, der sich am Ende erschoss. Unter den acht verletzten waren vier schwer Verletzte.


Die Verletzten seien in verschiedene Krankenhäuser untergebracht, wo sie versorgt werden. Bei den getöteten Menschen handelt es sich um vier Männer und zwei Frauen im Alter von 33 bis 60 Jahren sowie um einen sieben Monate alten Fötus. Die Mutter des Fötus konnte gerettet werden. Die getöteten Menschen waren alle deutscher Staatsangehörigkeit. Die Verletzten sind zwischen 23 und 66 Jahre alt – fünf Frauen und drei Männer.

Hamburg-Alsterdorf: Das ist zum jetzigen Stand noch unklar


Mehr News zu dem Vorfall:


Was ist das Motiv?


„Zur Motivlage haben wir noch nichts“, so der Sprecher. Die Polizei schätzt die Schüsse als Amoktat ein. Über interne Konflikte zwischen den Zeugen Jehovas, beziehungsweise dem Täter als ehemaliges Mitglied, ist noch nichts weiter bekannt. Das ist Teil der Ermittlungen. Im Wohnsitz des Täters in Altona konfiszierten sie mehrere technische Geräte wie Laptops und Smartphones, die nun überprüft werden.