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Hamburg: Kiez-Tätowiererin erzählt von krassem Fall – ein Kunde verlangte DAS von ihr

Hamburg: Kiez-Tätowiererin erzählt von krassem Fall – ein Kunde verlangte DAS von ihr

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Hollywood-Star Johnny Depp vertraut Liz Vegas aus Hamburg und ließ sich gleich mehrere Tattoos stechen. Foto: privat

Tätowierer können noch viel mehr sein als nur Künstler, die Haut verschönern. Einige stechen hervor, indem sie sich neben dem herkömmlichen Tätowieren zusätzlich spezialisiert haben. Liz Vegas (34), Tattoo-Queen aus Hamburg, ist so eine.

Nicht nur Promis wie Hollywood-Star Johnny Depp und Super-Geiger David Garrett vertrauen ihr. Die Wahl-Hamburgerin ist Spezialistin für sogenannte Cover-ups, die zum Beispiel Narben verdecken oder alten Tattoos neue Motive verleihen. Und in vielen Fällen ist sie sogar Therapeutin zugleich. Bei MOIN.DE erzählt Liz aus Hamburg von ihren Erfahrungen.

Hamburg: Menschen verarbeiten mit Tattoos schlimme Dinge

MOIN.DE: Welche Bedeutung haben Tattoos aus deiner Sicht?

Tattoos sind bei weitem nicht nur ein Modetrend, sondern für den Träger auch aus psychologischer Sicht sehr wichtig. Man macht eine Tätowierung nur für sich selbst, um seinen Körper so zu kreieren, wie man ihn besser findet und nicht, um jemandem zu gefallen. Stichwort: Body-Indification. Für einige Leute sind die Tattoos extrem wichtig, weil sie sich mit ihnen attraktiver finden. Manchmal werden auch schlimme Dinge dadurch verarbeitet.

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Welche zum Beispiel?

Oft sind Narben hinterlassen worden. Sei es durch Unfälle oder Operationen. Wenn die im großen sichtbaren Bereich sind, dann ist das für die meisten Kunden sehr belastend. Nicht nur, weil es nicht schön aussieht, sondern weil sie immer wieder an ein schlimmes Ereignis erinnern. Mit Tätowierungen kann man von Narben ablenken oder sie auch komplett überdecken.

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Das ist Liz Vegas:

  • Liz Vegas wurde im März 1987 in Hamm (NRW) geboren.
  • Ihre Mutter ist Gärtnerin, ihr Vater Ingenieur.
  • Sie wuchs als Einzelkind auf.
  • Nach dem Abi zog sie nach Berlin.
  • Dort machte Liz Praktika und erlernte das Tätowieren.
  • Vor sechs Jahren zog sie nach Hamburg, arbeitet im Studio „Hafenfarben“.
  • Liz lebt mit ihrem Freund, ihren beiden Nacktkatzen Alice und Luna und dem griechischen Straßenhund Sir Nickel in Hamburg-Bahrenfeld.

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Die Voraussetzung dafür ist, dass die Narbe schon etwas älter ist. Bei frischen funktioniert das nicht. Wenn sich eine Narbe nach ein bis zwei Jahren gefestigt hat, dann kann man sie direkt tätowieren. Man kann flächig darüber schattieren oder Motive stechen, die keiner vorgegebenen Form folgen, falls sich die Narben später noch etwas verändern.

Hamburg: Tattoo-Queen erzählt von besonders krassem Fall

Hast du Beispiele aus der Praxis?

Bei einer Krebspatientin musste bei der OP die Brustwarze entfernt werden. Die konnte ich fotorealistisch wieder draufsetzen. Damit kann ich ein immenses Selbstwertgefühl wieder zurückgeben. Oder wenn sich jemand mal in seiner Jugend selbst verletzt, das aber inzwischen überwunden hat, kann man solche Narben gut kaschieren. Denn er möchte nicht immer mit diesem Thema von Dritten konfrontiert und daran erinnert werden.

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Eine Kundin wurde als Kind mit kochendem Wasser verbrüht. Ihr Dekolleté war komplett vernarbt. Ich habe ihr ein Blumenmeer darüber gesetzt. Sie war so happy und meinte, dass sie nach über 30 Jahren endlich mal im Sommer einen großen Ausschnitt tragen kann ohne zu denken, die Leute starren sie wegen ihrer Narben an.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Kannst du dich an ein besonders krasses Beispiel erinnern?

Ich hatte mal einen Kunden, der eine Geschlechtsumwandlung hinter sich hatte. Um sein neues Geschlechtsteil zu formen, wurde ihm ein großes Stück Haut aus seinem Unterarm entfernt. Das brachte massive Narben mit sich.

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Da war sogar sein Arzt derjenige, der ihm zu einer Tätowierung riet, bevor Mediziner versuchen, diese große Stelle etwas unsichtbarer zu machen. Dann müssten wieder Eingriffe womöglich unter Narkose erfolgen, die neue gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Tätowierer verursachen keine tiefgehenden Wunden, sondern Schürfwunden. Außerdem sind die Schmerzen beim Stechen deutlich geringer als die nach einer neuen OP.

Hamburg: „Tätowierer sind systemrelevant“

Da stellt sich fast die Frage, warum es Tattoos unter bestimmten Umständen nicht auf Krankenschein gibt.

Das wäre wünschenswert. Tattoos sind nicht immer nur Deko und Trend. Ich behaupte mal, Tätowierer sind systemrelevant. Mich ärgert es, dass bei der Corona-Krise zwischen systemrelevant und systemirrelevant unterschieden wurde. Wir Tätowierer sind für einige Leute extrem systemrelevant.

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Eine Kundin holte sich nach dem Lockdown gleich drei Termine, weil sie vorher sehr gelitten hatte und die Verschönerung durch Tattoos als eine Art Therapie brauchte. Ein ehemaliger Junkie ließ sich die vernarbten Einstichstellen tätowieren. Das half ihm dabei, nicht wieder rückfällig zu werden, weil er die neuen Kunstwerke nicht zerstören konnte.

Was hast du denn gedacht, als die Friseure wieder öffnen durften, die Tattoo-Studios aber nicht?

Ich habe mich benachteiligt und missachtet gefühlt, denn meine Berufsgruppe ist genauso wichtig wie die der Friseure. Die Hygienestandards halten wir allemal ein. Das Argument, Friseure können ein gutes Körpergefühl beeinflussen und es hätte etwas mit der Würde des Menschen zu tun, trifft auf uns genauso zu, wenn nicht sogar noch mehr.