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Hamburg: Mann trauert 20 Jahre lang an einem Grab, dann findet er die Wahrheit heraus

Hamburg: Mann trauert 20 Jahre lang an einem Grab, dann findet er die Wahrheit heraus

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Ein Mann trauerte 20 Jahre lang auf einem Friedhof in Hamburg um seine Angehörigen und erlebte dann einen Schock (Symbolbild). Foto: IMAGO / photothek

Über 20 Jahre lang trauerte Pascal H. aus Hamburg um seine Angehörigen auf dem Hauptfriedhof Altona.

Gemeinsam mit seiner Mutter besuchte der Mann aus Hamburg regelmäßig das Urnengrabfeld, wo er überzeugt davon war, dass sein Vater und seine Großeltern begraben lagen. Anfang des Jahres folgte dann der Schock für die Familie.

Hamburg: Mann trauert 20 Jahre lang an einem Grab – dann folgt der Schock

Denn Pascal H. erfuhr, dass in dem Grab gar nicht seine Angehörigen liegen, sondern auf einem ganz anderen Friedhof beigesetzt wurden, wie die „Hamburger Morgenpost“ (Mopo) berichtete. Doch wie kam das alles dazu?

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Der Irrtum fiel dem Mann aus Hamburg auf, als seine Mutter zu Beginn des Jahres verstarb. Daraufhin wendete er sich an ein Bestattungsinstitut in Bahrenfeld, das für die Beerdigung des Vater und der Großeltern zuständig gewesen war. Die Mutter sollte nämlich ein anonymes Grab auf dem Hauptfriedhof Altona bekommen. Ganz in der Nähe ihres Ehemannes und dessen Eltern, die ebenfalls anonym beigesetzt wurden.

Pascal H. bekam Hilfe vom neuen Chef des Bestattungsinstituts, der in alten Rechnungen von den Bestattungen der Angehörigen blätterte und bemerkte, dass die Preise der anonymen Bestattungen viel höher gewesen wären, als es auf den alten Rechnungen vermerkt wurde.

Hamburg: „Hier hätten wir meinen Vater niemals beerdigen lassen“

Dann stellt sich heraus, dass der Vater nicht dort, sondern auf dem deutlich günstigeren Mennoniten-Friedhof in Bahrenfeld beigesetzt wurde. „Das muss man sich mal vorstellen – meine Mutter und ich sind über 20 Jahre zu dem falschen Friedhof gelaufen“, sagte der Mann im Gespräch mit der „Mopo“.

„Als wir das erfahren haben, sind meine Frau und ich sofort zum Mennoniten-Friedhof gefahren. Nachdem wir uns dort umgeschaut hatten, war für uns klar: Hier hätten wir meinen Vater niemals beerdigen lassen.“

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Er stellte das Institut sofort zur Rede. Die Antwort: Es sei niemals davon die Rede gewesen, die Angehörigen auf dem Hauptfriedhof Altona beiszusetzen. Weder bei den Großeltern in den 90er Jahren noch bei dem 2001 verstorbenen Vater. Bei allen sei eine Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof Altona und die anonyme Beisetzung auf dem Mennoniten-Friedhof ausgemacht worden, so der Bestatter zu Pascal H.

Hamburg: Mann ist empört

„Ich habe natürlich sofort meinen Onkel angerufen. Er hat das Grab für meine 1998 verstorbene Großmutter in Auftrag gegeben. Er erzählte, dass er ausdrücklich die Beisetzung auf dem Hauptfriedhof Altona beauftragt hat.“ Der Onkel erklärte, dass der Mennoniten-Friedhof mit keinem Satz erwähnt wurde und er auch nie von diesem gehört habe.

Es müsse sich um einen Kommunikationsfehler innerhalb der Familie handeln, sagte der Bestatter auf „Mopo“-Anfrage. Weder das Bestattungsinstitut noch die Familie von Pascal H. können Vertragsdokumente vorweisen. Auch aus Rechnungen geht nicht hervor, wo denn die Angehörigen beigesetzt wurden.

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Das Beerdigungsinstitut ist im Bezirksamt Altona bekannt. Dem ehemaligen Inhaber wurde vor längerer Zeit die Bestatter-Zulassung entzogen, 2006 meldete die Firma laut der „Mopo“ Insolvenz an.

Hamburg: Mann hat einen Verdacht

Pascal H. hat einen Verdacht: Der frühere Chef setzte damals seine Angehörigen heimlich auf dem günstigeren Mennoniten-Friedhof bei, aber rechnete die höheren Kosten des Altonaer Friedhofs ab. Auch der Geschäftsführer des Verbands unabhängiger Bestatter, Hans-Joachim Möller, stutzt beim Betrachten der Rechnungen.

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Er bemerkt, dass diese Rechnungen „äußerst nebulös gestaltet“ wurden. Normalerweise würden der Rechnung vom Bestatter auch die verauslagte Rechnung der Friedhöfe mit beigeheftet. Allerdings nicht in diesem Fall.

Außerdem seien einige Kosten wie die für das Ausheben und Schließen äußert hoch angesetzt: Für 290 Mark (umgerechnet 148,27 Euro). Heute liegt er bei 90 Euro, also deutlich niedriger. Zudem sei es untypisch, dass Trauerfeier und Beisetzung an unterschiedlichen Orten seien.

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Mittlerweile wurde der Vater von Pascal H. laut der „Mopo“ von dem Mennoniten-Friedhof auf den Altonaer Hauptfriedhof umgebettet. Dort liegt er neben seiner im Januar verstorbenen Frau. Pascal H. hielt im Februar für beide eine Trauerfeier ab und möchte das auch zeitnah für seine Großeltern nachholen. Gegen das Institut erstattete er inzwischen Anzeige. Die Polizei prüft, ob eine Straftat vorliegt. (oa)