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Hamburg: Taxiunternehmer berichtet von dramatischen Zuständen – „Habe ich so noch nie erlebt“

Hamburg: Taxiunternehmer berichtet von dramatischen Zuständen – „Habe ich so noch nie erlebt“

Taxifahrer Reeperbahn
Sie leiden selbst unter der Krise: Dennoch haben Hamburgs Taxifahrer einen solidarischen Autokorso für betroffene Wirte auf dem Kiez veranstaltet. Foto: picture alliance/dpa | Markus Scholz

Zahlreiche Unternehmen und ihre Beschäftigten sind von der Corona-Krise gebeutelt. Ausbleibende Einnahmen, Kurzarbeit und eine ungewisse Zukunft machen den Betrieben zu schaffen. Auch in Hamburg waren viele zum Aufgeben gezwungen.

Eine Branche, die es schwer getroffen hat, ist die Taxiwirtschaft. Weil während der Lockdown-Zeiten kaum mehr ein Mensch unterwegs war, mussten zahlreiche Fahrzeuge stillgelegt werden. Wie die Lage in Hamburg ist, schildert Taxi-Unternehmer Thomas Lohse im Gespräch mit MOIN.DE.

Hamburg: Auftragseinbrüche bis zu 80 Prozent

„Die Corona-Zeit ist eine große Herausforderung für uns. Das waren wirklich dramatische Verhältnisse, die ich so noch nie erlebt habe. Mit Auftragseinbrüchen von bis zu 80 Prozent. Es wurde kaum noch Geld gefahren auf der Straße. Wir hatten viel mit Kurzarbeit zu tun und anderen Maßnahmen, die man ergreifen musste“, berichtet der Unternehmer und Vorstand bei Hansa Taxi.

Zuerst sei vor allem das Nachtgeschäft weggebrochen. Während Clubs, Kneipen und Restaurants geschlossen hatten, blieben die Fahrtenbücher leer und die Zentralen still. Ebenfalls ein wichtiger Zweig der Branche: Die Geschäftsreisen und damit verbundenen Fahrten zum Flughafen. Durch Videokonferenzen und andere Alternativen wurden die Flug- und Bahnreisen hinfällig. Thomas Lohse sieht darin eine nachhaltige Entwicklung, die sich auch in Zukunft so fortsetzen wird.

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Für einige Hamburger Taxi-Betriebe hatte die Zeit drastische Konsequenzen. „Es haben einige Unternehmen aufgegeben“, so Lohse. Auch wurden zahlreiche Taxen vorübergehend stillgelegt. „Auch bei uns war es so. Wir hatten sonst 400 bis 500 Autos am Tag auf den Straßen und sind teilweise runter bis auf 250. Das war schon heftig und selbst die hatten nichts zu tun.“

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg: Vereinzelte Konflikte mit Fahrgästen

Durchschnittlich fährt ein doppelt besetztes Taxi im Jahr etwa 70.000 bis 75.000 Kilometer. „Unsere fahren so 100.000 bis 120.000 Kilometer. Das hat sich ungefähr halbiert“, berichtet der Unternehmer.

Für die Ausstattungen wie medizinische Schutzmasken und Trennwände müssen die Betriebe selbst aufkommen. „Wir achten sehr darauf, dass unsere Fahrer die Schutzmasken tragen.“ Vereinzelt komme es noch immer zu Konflikten mit Fahrgästen, die ihre Mund-Nasen-Bedeckungen nicht tragen wollen. „Da sagen die Fahrer immer wieder: ‚Mein Gott, das nervt. Das ist doch wohl eine ganz klare Sache‘“, erzählt Thomas Lohse.

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Seit Sommer diesen Jahres habe sich die Situation in den Betrieben wieder etwas entspannt. Die Aufträge und Fahrgäste kommen wieder zurück. „Jetzt im Moment müssen wir sehen, wie es sich durch die neu beschlossenen Maßnahmen entwickelt.“

Hamburg: Mobilitätswende als Chance für die Taxibranche

Über eine andere Entwicklung macht er sich keine Sorgen: Die Mobilitätswende. Obwohl in Hamburg Car-Sharing-Angebote und Fahrdienste aus dem Boden schießen, sieht Lohse die Stellung des Taxis nicht bedroht. „Das sehe ich ganz entspannt. Auch in Zukunft werden noch neue Mobilitätsanbieter auf den Markt kommen. Wir befürworten die Verkehrswende. Es muss künftig weniger Verkehr in Hamburg geben. Da müssen auch wir unseren Beitrag leisten. Deswegen unterstützen wir aktiv das E-Taxi-Projekt der Stadt“, sagt Thomas Lohse.

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Im Rahmen des Projekts „Zukunftstaxi“ sollen bis Sommer nächsten Jahres zunächst 350 Elektro-Taxen auf Hamburgs Straßen kommen. Mit entsprechenden Fördermitteln will man zudem die Digitalisierung der Branche fördern und CO2-Emissionen reduzieren. Auch soll das Angebot der Inklusionstaxen für Menschen mit Bewegungseinschränkungen ausgebaut werden. „Es macht sich Pioniergeist breit“, freut sich der Unternehmer über diese Entwicklung.