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Reeperbahn: Kult-Theater macht endlich wieder auf – so war die erste Tivoli-Show nach Corona

Reeperbahn: Kult-Theater macht endlich wieder auf – so war die erste Tivoli-Show nach Corona

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Das erste Theater öffnete an der Reeperbahn wieder die Türen: Bei der Premiere im Tivoli waren auch Sänger Sasha und Kultursenator Brosda dabei Foto: MOIN.DE

Hamburg. 

Monatelang gab es in Hamburg weder Konzerte, Musicals oder Theater. Durch die Coronakrise standen die Bühnen der ganzen Stadt, auch entlang der Reeperbahn, leer.

Wie sehr man es vermisst hat, endlich mal wieder mit anderen Menschen in einem Zuschauerraum zu sein, zu applaudieren und echte Künstler auf einer echten Bühne zu sehen, das wurde schon vor der Theaterpremiere deutlich: Am Spielbudenplatz an der Reeperbahn versammelten sich Hunderte Menschen mit Abstand, natürlich um im Schmidts Tivoli „Paradiso“ zu sehen.

Reeperbahn: Viele Menschen wollen ins Tivoli

Und es herrschte eine merkwürdige Stimmung, ein bisschen wie kurz vor Weihnachten. Auch viele bekannte Gesichter wollten es sich nicht nehmen lassen, bei der ersten Theaterpremiere Hamburgs (und laut Tivoli-Chef Corny Littmann sogar ganz Deutschlands) nach Corona dabei zu sein.

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Vor dem Eingang zum Theater konnte man einen Blick auf Sänger Sasha und dessen Frau Julia erhaschen, auf Rocker Udo Lindenberg oder den früheren Tagesschau-Sprecher Jo Brauner.

Auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) und Norbert Aust, Handelskammer-Präsident und Schmidt-Theater-Mitbegründer, waren gekommen.

An der Reeperbahn gab’s die Deutschland-Premiere

Eine normale Theaterpremiere war „Paradiso“ natürlich nicht. Nicht nur, weil in den Schmidt-Theatern sowieso nichts so wirklich normal abläuft, sondern eben auch wegen Corona. Die Plätze im Saal mussten von 620 auf 250 reduziert werden.

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Das Theater füllte die Lücken mit üppiger Dekoration, um dem Publikum wirklich das Gefühl zu geben, in einem Paradiesgarten zu sein: Überall Kunstblumen, Schlingpflanzen, Schmetterlinge und Flamingos.

Ein exotischer Paradiesgarten an der Reeperbahn

So kitschig und schön, dass mehrmals aus dem Publikum zu hören war, die Deko würde man direkt so mit nach Hause nehmen, wenn man dürfte.

Anders als früher gab es keine Pause während der Vorführung, denn in der hätten sich dicht gedrängte Menschentrauben wohl kaum vermeiden lassen. Stattdessen wurde die Show auf 75 Minuten komprimiert, Getränke lieferten die fleißigen Kellner, bunt gekleidet wie „Paradiesvögel“, direkt an die Tische. Zur Premiere sogar kostenfrei.

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Das ist Schmidts Tivoli:

  • Das Tivoli ist neben dem Schmidt-Theater und dem Schmidtchen eine von drei Schmidt-Bühnen am Spielbudenplatz
  • Die Zuschauer sitzen nicht in den üblichen Reihen, sondern an Tischen verteilt im Saal
  • Eigentlich haben 620 Menschen im Tivoli Platz
  • Das Theater wurde 1988 eröffnet und von Corny Littmann mitgegründet
  • Auf der Bühne sind oft Gesang, Artistik, Comedy, Travestie und Musicals zu sehen

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„Paradiso“, das Stück, das jetzt im Tivoli zu sehen ist, ist kein klassisches Theater, eher eine bunte Revue. Es geht auch um das Thema Sehnsucht: Die Künstler haben das Auftreten genau so vermisst wie das Publikum.

Tolle Künstler an der Reeperbahn

„Sie ahnen nicht, was sich heute hinter der Bühne abgespielt hat, als man Sie erst etwas vorsichtig, und dann immer lauter applaudieren gehört hat“, sagt Theaterchef Corny Littmann. „Dieses Gefühl: Es ist wieder Publikum da! Und Sie dachten wahrscheinlich: Es sind wieder Künstler da!“

Die Künstler, die man im Rahmen der Show zu sehen bekommt, sind die Musical-Stars Carolin Fortenbacher („Mamma Mia“) und Nik Breidenbach, die Artistin Sina Brunner und die beiden jungen Comedy-Zauberer Siegfried & Joy.

Zwischen den Nummern gibt es immer wieder Gags und kurze Ansagen von Henning Mertens und Chef Littmann.

Reeperbahn-Theater zwischen Kunst und Wahnsinn

Ein kleines Highlight: Als der nach einer opulenten Tiger-Wegzauber-Nummer von Siegfried und Joy eine eigene Raubtiernummer zeigt. Nämlich, wie sein vier Monate alter Welpe Gustav „Sitz“ machen kann.

Wie immer liegt alles im Tivoli genau auf der Schnittmenge zwischen völlig wahnsinnig und unglaublich kunstvoll.

Glitzerjackett und Wodka-Flasche

Da springt etwa eine Carolin Fortenbacher im rosa Minikleid, mit wilden Haaren und leerer Wodka-Flasche in der Hand, auf einem alten Sofa herum und singt dabei erstklassige Sopran-Arien.

Oder ein Nik Breidenbach trägt Glitzerjackett mit Radlerhosen und schmettert „Simply The Best“ von Tina Turner, so gut, dass das Publikum johlt.

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Als schließlich alles vorbei ist, hat jeder im Saal ein Glitzern in den Augen. Das war schön!

Melodie gegen Gedränge am Ausgang

Damit es an den Ausgängen kein Gedränge gibt, haben verschiedene Tische eine eigene „Abschieds-Melodie“, die die Theatermusiker spielen, wenn die jeweiligen Gäste mit Rausgehen „dran sind“. Eine ebenso witzige wie praktische Idee.

An der Reeperbahn hat’s prima funktioniert

„Bitte halten Sie sich an die Regeln. Der Kultursenator ist da und wird das persönlich kontrollieren“, scherzt Corny Littmann mit Anspielung auf Carsten Brosda. Aber das Publikum gibt sich Mühe, alle funktioniert prima.

In den nächsten Wochen werden andere Theater nachziehen und ebenfalls vorsichtig wieder öffnen. Die Tivoli-Premiere dürfte allen Mut gemacht und gezeigt haben, dass es machbar ist.