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Amrum: Campingplatz-Betreiber teilt bewegende Geschichte – „Zu Tränen gerührt“

Gegenüber der Redaktion erzählt Campingplatz-Betreiber Kristian Bozic von Amrum die bewegende Geschichte, wie der Platz Geflüchteten half und dadurch auch selbst Hilfe bekamen.

Amrum
© IMAGO / imagebroker

Nordsee

Der Strand von Amrum ist einer der schönsten Deutschlands.

Ein Thema, das besonders auch die deutschen Insel nicht verschont lässt, ist die Suche nach Fachkräften. Denn auch in den beliebten Touristen-Hot-Spots brauchen Restaurants, Hotels und Co. das entsprechende Personal.

Kristian Bozic, einer der drei Betreiber des Dünencampingplatzes auf Amrum, erzählt MOIN.DE, wie er und sein Team dem Personalmangel, der auch diese Nordsee-Insel nicht verschont, entgehen konnte.

Es ist eine bewegende Geschichte von Zusammenhalt, Hilfe und Miteinander…

Amrum: Plötzlich ist alles anders

Mitarbeiterunterkünfte sind auf Inseln wie Rügen und Sylt Mangelware (MOIN.DE berichtete). Auch auf Amrum ist das ein Thema. Da Kristians Campingplatz wegen des Dünenschutzes von Winter bis kurz vor Ostern schließt, ist es erst recht schwierig, Personal zu finden, da viele Menschen einen sichereren und festen Job haben möchten. Im Service- und Reinigungspersonal hat auch er schon Engpässe erlebt.

Doch dann kam plötzlich alles anders. Der Grund ist ein wirklich trauriger: Der Krieg in der Ukraine.


Das ist Amrum:

  • Amrum ist eine Nordfriesische Insel und gehört zu Schleswig-Holstein.
  • Amrum liegt südlich von Sylt und westlich von Föhr.
  • Amrums Kniepsand ist der größte Strand Europas.

Maksym, ein ukrainisch stämmiger Mitarbeiter des Campingplatzes, der seit zehn Jahren auf Amrum lebt, setzt sich seit Kriegsbeginn für Ukrainer ein. Er sammelte Spenden und vermittelte sie. „Die Spendenbereitschaft der ganzen Insel war gigantisch – Hut ab!“, sagt Kristian. Maksym vermittelte jedoch plötzlich nicht mehr nur Spenden, sondern auch Mitarbeiter. Menschen, die aus der Ukraine flohen, kamen nach Amrum und begannen auf dem Dünencampingplatz zu arbeiten.

Viele Vermieter von Ferienwohnungen ließen Geflüchtete in ihren Unterkünften wohnen. „Das war wirklich gigantisch“, sagt Kristian über die Hilfsbereitschaft der Insulaner. „Ich wüsste nicht, was wir ohne unser ukrainisches Personal gemacht hätten. Sie haben uns wirklich sehr geholfen“, sagt er. Kristian erinnert sich aber auch an negative Äußerungen von Urlaubern, die sich beschwerten, dass sie wegen Ukrainern keine Ferienwohnungen bekämen – unfassbar.


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Amrum: Bewegende Momente

„Es hat mich wirklich zu Tränen gerührt“, sagt Kristian sichtlich bewegt. Das ukrainische Personal habe „durchgebuckelt“ und bislang überhaupt keine Krankheitstage. Sie arbeiten „so fantastisch und mit so viel Lebensenergie“. Die ukrainische Köchin des Restaurants „Bella Ciao“, das die Campingplatzbetreiber ebenfalls führen, ist in ihrem Heimatland eigentlich Architektin. In ihrem Leben hat sich seit Kriegsbeginn alles geändert.

Am 24. August haben circa 20 aus der Ukraine geflüchtete Frauen und Kinder auf dem Campingplatz auf Amrum die Feier des Ukrainischen Unabhängigkeitstags organisiert. Dafür nutzen sie die Küche des „Bella Ciao“. Gemeinsam mit Insulanern und Urlaubern tanzten sie. Auch stellten sie ihr Land vor und sammelten Spenden. Der Campingplatz war voller ukrainischer Flaggen. Eine hängt noch immer auf einem Fahnenmast vor dem Campingplatz.

Amrum
Das italienische Restaurant „Bella Ciao“, das die Campingplatzbetreiber für den ukrainischen Tag der Unabhängigkeit zur Verfügung stellten. Foto: Luca Lena Wiggers

„Wir haben hier alle voneinander gelernt, haben uns mit Händen und Füßen verständigt“, sagt Kristian.

Die Geschichte, die Kristian gegenüber MOIN.DE erzählt, ist eine bewegende – eine schöne, und doch tieftraurig zugleich. Es ist eine Geschichte, die zeigt, dass wir zusammenhalten und einander helfen sollten. Es ist eine Geschichte, die zeigt wie stark wir gemeinsam sein können.

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Die ukrainische Flagge weht vor dem Dünencampingplatz auf Amrum. Foto: Luca Lena Wiggers