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Restaurant an der Ostsee kriegt schlechte Bewertung – die Hintergründe sind traurig

Ein beliebtes Brauerei Gasthaus an der Ostsee hat ein besonderes Projekt ins Leben gerufen. Doch die Hintergründe sind bitter.

© IMAGO / Schöning

Rügen

Das ist die größte deutsche Insel

Ein beliebtes Restaurant an der Ostsee bekam in der letzten Zeit einige schlechte Bewertungen von Gästen: Essen und Getränke seien anders als eigentlich bestellt angekommen, auf die Bestellungen habe lange gewartet werden müssen.

MOIN.DE hat mit dem Geschäftsleiter des Restaurants an der Ostsee gesprochen und die traurigen Hintergründe erfahren. Wie sich die Gasthäuser jedoch helfen wollen, ist einfach großartig und sehr selten.

Restaurant an der Ostsee: „Ein großes Dilemma“

Das „Dolden Mädel Ratsherrn Braugasthaus“ in Binz auf Rügen hat sich gegenüber der Redaktion zu einer Online-Beschwerde eines Gastes geäußert. Der hatte unter anderem bemängelt, dass der Service in Teilen nicht bei der Sache gewesen sei „und das Essen für den Preis in der Qualität und Quantität nicht so, wie wir es erwartet hatten“. Er vergab nur 2 von 5 Sternen. Sehr ungewöhnlich für das Restaurant, das bei Google mit einer absolut guten Bewertung von 4,4 von 5 Sternen bei über 1.600 Bewertungen daherkommt.

Auf die Kritik antwortet Max Mertens, Geschäftsleiter der Eigengastronomie der Ratsherrn Brauerei: „Uns tut sehr leid, was dem Gast passiert ist.“ Es seien gerade Ferien in Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt – dem Haupttourismus-Klientel auf Rügen, deswegen sei viel los. Am Dienstag, als sich der Gast beschwerte, sei widererwarten sogar sehr viel los gewesen. Deshalb sei leider zu wenig Personal dagewesen.

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Die Hintergründe sind allerdings traurig: Das Braugasthaus ist, wie viele andere Restaurants an der Küste, nicht vom Personalmangel verschont geblieben. Gerade in Binz auf Rügen sei es sehr schwer, Personal zu finden, denn die Menschen müssten dort ja auch leben können. „Wenn man sich entscheidet, auf einer Insel zu wohnen, gibt man viel auf“, weiß Martens.


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„Es ist ein großes Dilemma: Wir wollen unbedingt weiterhin Gastronomie betreiben“, sagt er. Es sei schon unglaublich viel in Bewegung gesetzt worden, um Personal zu rekrutieren. Doch sei es wirklich schwer – gerade auf einer Insel wie Rügen. Das höre man auch von Sylt und anderen Küstenregionen (hier mehr).

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Restaurant an der Ostsee: Aufgeben war keine Option

„Wir haben gemerkt, dass wir so nicht weiterkommen“, sagt Martens gegenüber der Redaktion. Anstatt aufzugeben, hat sein Team daraufhin ein großartiges Projekt ins Leben gerufen: „Wir haben eine Personalinitiative gegründet in Kooperation mit einer brasilianischen Kochschule aus Blumenau“, erklärt er. Auch eine Deutschlehrerin sei mit dabei.

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Die Inhaberfamilie, welche die Ratsherrn-Braugasthäuser betreibt, habe sogar eigene Personalwohnungen auf Rügen für das Konzept mitgedacht. So leben einige der brasilianischen Mitarbeiter auf Rügen in einer ehemaligen DDR-Ferienkolonie, erklärt Martens – „sie sind schon eine richtige Gemeinschaft geworden.“

Restaurant an der Ostsee
Geschäftsleiter Max Martens Foto: Privat

In den eigenen Braugasthäusern und der Kundschaft der „Echt Gasto Partner GmbH“ sind bereits über 45 Brasilianer angestellt. Sie haben auch einen brasilianischen Personalvermittler, der fortwährend aus seinem Netzwerk weiteres Personal rekrutiere.

„Falsch gebrachte Speisen und Getränke sind vermutlich überwiegend auf die Sprachbarriere unseres Personals zurückzuführen gewesen“, erklärt Martens. Es gebe auch eine Sprachbarriere innerhalb des Personals, denn neben Deutsch wird dort auch Spanisch und Portugiesisch gesprochen. Die Lebensfreude und Freundlichkeit vieler Brasilianer mache die mögliche Sprachbarriere normalerweise aber so gut wie wett, sagt Martens.


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Ein tolles und wichtiges Projekt in diesen schwierigen Zeiten des Personalmangels. Es bleibt nur zu hoffen, das Gäste für Missverständnisse, die auf Sprachbarrieren zurückzuführen sind auch Verständnis haben. Denn es wird offensichtlich getan, was nur möglich ist.