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Ferien und trotzdem Unterricht – was für viele ein Horror ist, kommt hier richtig gut an

Ferien und trotzdem Unterricht – was für viele ein Horror ist, kommt hier richtig gut an

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Kinder spielen auf einem Pausenhof (Symbolbild). Foto: IMAGO / Oliver Langel

Auf dem Schulhof der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kiel halten sich aktuell 22 Schüler auf – und das, obwohl doch gerade Ferien sind.

Während viele andere Kinder aktuell ihre Ferien genießen, nehmen diese Schüler an einem präventiven Bildungsprogramm an der Kieler Schule teil.

Ferien in Kiel, aber sie haben trotzdem Unterricht

Das Bildungsprogramm heißt „Climb Lernferien“. Damit sollen Kinder aus eher weniger wohlhabenden Familien gefördert werden. Der Fokus liegt dabei auf den Kernfächern Mathe und Deutsch.

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Dennoch sei das alles kein normaler Unterricht, wie Climb-Lokalkoordinatorin Jasmine Adu-Atwere (31) erklärt. „Wir verbinden das viel mit Forschen, Experimentieren oder Bewegung.“ Der Ansatz von Climb sei die Orientierung an den Stärken der Kinder.

Seit 2012 gibt es die Lernferien, damals noch in Hamburg und mittlerweile ist das Programm auch in Städten wie Dortmund oder Bremen präsent. Laut eigenen Angaben finanziert sich Clim durch Zusammenarbeit mit Kommunen, Stiftungen und anderen Förderpartnern und -partnerinnen.

Ferien und Unterricht: Programm zum zweiten Mal in Kiel

Nach Kiel sei das Angebot über die Landeshauptstadt gekommen, so Adu-Atwere zu den „Kieler Nachrichten“. Diese habe dann die Gerhart-Hauptmann-Schule ausgesucht.

Nach den Herbstferien 2020 ist es bereits das zweite Mal, dass das Programm an der Schule stattfindet – auch hier gelten natürlich Corona-Maßnahmen. So gibt es etwa ein Testangebot für die Grundschulkinder und das Team.

Die 22 Kinder werden zwei Wochen lang in zwei Gruppen gezielt gefördert. Dabei folgen die Tage einer festen Struktur. Vormittags gibt es nach einem gemeinsamen Frühstück zwei Lernzeiten – mit Pausen natürlich.

Ferienprogramm in Kiel: Auch Ausflüge finden statt

Nach dem Mittagessen folgt dann eine Projektzeit. „Die gestalten wir nach Themen, zum Beispiel Traumberufe“, erklärt Adu-Atwere und nennt ein Beispiel: Die Kinder können bei einem Detektivprojekt aufdecken, wer eine Tafel Schokolade gestohlen habe – inklusive Ermittlungen und Interviews. Auch Ausflüge stehen dabei auf dem Programm.

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Das ist Kiel:

  • Kiel ist Landeshauptstadt und auch bevölkerungsreichste Stadt von Schleswig-Holstein
  • Hier leben rund 246.300 Menschen
  • Die Stadt ist ein bedeutender Stützpunkt der Marine
  • Kiel ist bekannt für den Handballverein THW Kiel und den Fußballclub Holstein Kiel
  • Jährlich lockt die Kieler Woche viele Besucher an

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„Wir wollen auch die überfachlichen Kompetenzen der Kinder fördern, wie zum Beispiel Teamfähigkeit.“ Den Gruppen-Betreuern sei dabei besonders wichtig, dass sich die Grundschulkinder einbringen könnten, erklärt Adu-Atwere den „KN“.

Dass die Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit nutzen, erzählen später Micky (10) und Seval (9): „Wir haben entschieden, dass wir Tic-Tac-Toe gegen die Lehrerinnen spielen.“ Unter den Betreuerinnen und Betreuern seien viele Studierende oder junge Menschen kurz vor dem Studium, erklärt Adu-Atwere.

Ferien in Kiel: Viele Studierende unter den Betreuern

Die Studenten nutzen die Chance auf etwas Praxiserfahrung. Wie zum Beispiel Emily Peters, die in Flensburg Lehramt studiert: „Ich finde es toll, neben dem theoretischen Studium praktische Erfahrungen zu sammeln“, sagt sie. „Hier in Kiel habe ich gemerkt, dass mir der Beruf Grundschullehrerin wirklich liegt.“

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Insgesamt passt das Programm der Lernferien zu Forderungen von verschiedenen Seiten, für die Schulkinder aufgrund des vielen Distanzunterrichts zusätzliche Förderangebote zu schaffen, um mögliche Lernrückstände aufzuholen. „Schule allein kann das gar nicht schaffen“, sagt Adu-Atwere. „Das muss Hand in Hand gehen.“

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Den Kindern macht es jedenfalls nicht aus, ihre Ferien im Klassenraum und auf dem Schulhof zu verbringen. Denn wie Schule fühle sich das Angebot nicht an. (oa)