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Bargeld-Verbot! Kette im Norden zwingt Kunden zur Karte – Hamburg: „Die armen Leute will man überprüfen!“

Eine Bäcker-Kette in Norddeutschland erlaubt nur noch Kartenzahlung. Menschen in Hamburg beobachten das mitunter sehr kritisch…

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Es ist amtlich – die Bäckerei-Kette „Steinecke“ verzichtet auf Bargeld. Das betrifft auch Filialen in Norddeutschland. Ein Trend, der sich rasant ausbreiten könnte. Kunden in Hamburg zeigen deutlich, was sie davon halten.

Denn auch, wenn die Zahlung mit EC oder Smartphone flott von der Hand geht, hängen Kritiker am liebgewonnenen Bargeld. Sogar junge Menschen in Hamburg wollen auf Münzen und Co. nicht verzichten, wie MOIN.DE erfuhr. Und dann ist da noch die Angst vor dem gläsernen Bürger…

Hamburg bargeldlos: Nicht von jedem gewünscht

Was die Bäcker-Kette „Steinecke“ macht, gilt etwa in skandinavischen Ländern schon lange als en vogue: Bargeld hat kaum jemand in der Tasche, Kartenzahlung gehört überall zum Alltag wie Händewaschen oder Müll rausbringen. Deutschland will jetzt auch mitmischen – MOIN.DE sprach mit Menschen in Hamburg, die das direkt betrifft.

„Ich liebe mein Bargeld so sehr, dass ich das eigentlich nicht gut finde“, sagt Michael (73). „Das liegt an meiner Generation, die hat sich am Bargeld festgesaugt. Ich möchte das nicht verlieren“. Gerade bei so etwas „Unbedeutendem“ wie dem Gang zum Bäcker möchte der Familienvater nicht auf Münzen und Co. verzichten. Dazu befürchtet er „Überwachung“ durch den Staat.

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„CumEx“ hinterlässt Spuren in Hamburg

„‚CumEx‘ wurde so lange ignoriert, und die armen Leute will man überprüfen!“, kritisiert er. Seine Tochter, die mit ihm unterwegs ist, sieht das anders. Sarah (40) gibt freimütig zu, sich um Transparenz-Bedenken wenig zu scheren: „Ich verstehe das, aber ich sehe eher den praktischen Aspekt. Kartenzahlung optimiert Arbeitsabläufe.“

In der Tat dürfte der Staat reine Kartenzahlung begrüßen, Schwarzgeld und Geldwäsche lassen sich eben nur mit präziser Dokumentation wirkungsvoll eindämmen. Gleichzeitig gilt der schnelle Wisch mit der Karte als praktisch. Überraschend: Das sehen nicht nur ältere Menschen in Hamburg anders.

Die Schülerinnen Emily (16) und Frida (17) sind sich einig: Reine Kartenzahlung beim Bäcker finden sie „nicht gut“. Man habe eben nicht immer die Karte dabei, dafür aber „ein paar Cent in der Tasche“. Das skandinavische System lehnen die beiden momentan ab: „Da würde sich zwar jeder dran gewöhnen, aber Bargeld ist schon besser. Mit Karte ist ein bisschen nervig.“


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Dagegen spricht etwa Melvin (25). „Apple Pay“ auf seinem Smartphone funktioniert wegen eines Sport-Unfalls nicht mehr, er ist auf Bargeld angewiesen. Trotzdem sieht er den Vorteil, durch reine Kartenzahlung auf Kupfermünzen zu verzichten. „Wenn es flächendeckend zum Einsatz käme, hätte man kein Kleingeld mehr, das wäre super. Aber wenn es nur eine einzelne Kette ist, ist es ein bisschen schwierig“. Sorgen macht er sich um die ältere Generation. „Das ist zu kompliziert mit der Technik“, vermutet er.

Die ältere Generation reagiert in Hamburg deutlich lockerer. „Ich habe meistens überhaupt kein Bargeld dabei“, erklärt Inge (75), die aus Köln angereist ist. Sie habe keine Lust, wegen kleiner Beträge extra zum Geldautomaten zu rennen. Genau wie Gatte Erich (83) zeigt sie sich völlig sorglos in Sachen digitale Geldtransfers. „Man kann auch alles übertreiben.“ Die Digital Natives der Gen Alpha sprechen dagegen.

Laurin und Lennart, beide 13 Jahre, wollen lieber mit klingender Münze beim Bäcker bezahlen. Einfach, weil das schneller geht. „Ältere Menschen haben oft kein Bargeld dabei, aber man sollte Alternativen zur Kartenzahlung schon ermöglichen“, so die Schüler. Denn manche Jugendliche seien eben noch gar nicht im Besitz einer EC-Karte, merkt Laurin an. Ein echtes Problem. Beim Bäcker treffen sich eben alle. Jung, alt, sorglos, kritisch, mit Bargeld oder ohne. Ein Experiment, das den Norden spaltet – und letztendlich ganz Deutschland.