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Lübeck: Intensivmediziner hat kein Verständnis für Ungeimpfte – „Ist mir unbegreiflich“

Lübeck: Intensivmediziner hat kein Verständnis für Ungeimpfte – „Ist mir unbegreiflich“

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© picture alliance/dpa/UKSH

Wie entstehen eigentlich Ebbe und Flut?

Ebbe und Flut ist für Küstenbewohner nichts Ungewöhnliches. Doch wie entsteht dieses Naturphänomen? Wir erklären es Dir in diesem Video.

Weil die Krankenhäuser in Bundesländern wie Bayern, Thüringen und Sachsen überlastet sind, müssen Kliniken aus anderen Bundesländern einspringen, um andere Intensivstationen zu entlasten. Im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Konzeptes wurden Ende November Patienten zum Beispiel in die Unikliniken Lübeck und Kiel gebracht.

Schleswig-Holstein ist das Bundesland mit der höchsten Impfquote und der niedrigsten 7-Tage-Inzidenz. Ein Intensivmediziner aus Lübeck hat jetzt über die Verlegung der Schwerkranken Covid-Patienten, sein sinkendes Verständnis für Ungeimpfte und die vierte Welle gesprochen.

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Lübeck: Intensivstation am Limit

Tobias Graf ist Internist und Intensivmediziner und leitet am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck den Bereich der interdisziplinären, konservativen Intensivmedizin. Auf seiner Intensivstation befinden sich derzeit zehn Covid-Patienten, die alle invasiv beatmet werden.

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Das ist Lübeck:

  • Flächenmäßig ist Lübeck die größte Stadt Schleswig-Holsteins
  • Das geschlossene Stadtbild wurde 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt
  • Die Hansestadt zählt 1800 denkmalgeschützte Gebäude
  • Lübeck zählt rund 220.000 Einwohner

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„Fünf von ihnen stammen nicht aus Schleswig-Holstein. Es ist ein Patient mit einem Impfdurchbruch dabei. Die anderen neun sind ungeimpft“, erklärt Graf im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).

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Die Arbeit beschreibt der Intensivmediziner so: „Die Versorgung von Covid-Patienten, die Ärzte und Pflegekräfte auf Intensivstationen in Deutschland und Europa übernehmen, ist eine extrem anstrengende Arbeit. Das bringt jeden ans Limit.“

Lübeck: „Macht etwas mit unserer Empathie“

Obwohl theoretisch jeder Erwachsene inzwischen die Möglichkeit hätte, sich impfen zu lassen, sind es noch immer viele Menschen nicht. Diese Tatsache sorgt nicht nur bei ihm für Unverständnis.

„Das greift unser Team an, und das macht auch etwas mit unserer Empathie“, sagt Graf. Natürlich arbeite man so professionell wie immer. Aber dennoch stelle man sich auch mal die Frage, ob eine solche Situation nicht vermeidbar sei.

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„Warum bringt sich der Patient in Gefahr? Wir haben die Pandemie jeden Tag vor Augen, wir fragen uns, warum Menschen bei so viel Leid immer noch nicht bereit sind, die Situation ernst zu nehmen. Welche Desinformation muss vorherrschen, dass sich jemand selbst in Gefahr bringt? Das ist mir unbegreiflich“, erklärt der Internist gegenüber „FAZ“.

Lübeck: Intensivmediziner wird zu Weihnachten arbeiten

Von der Wissenschaft wird der Scheitel der vierten Welle um Weihnachten herum erwartet. Wie sich das auf die Intensivstationen auswirken wird? „Das ist schwer vorauszusagen. Die Anzahl an Intensivpatienten ist statistisch errechenbar“, sagt Graf der „FAZ“.

Er und sein Team bereite sich darauf vor, „dass der Winter wieder komplett im Zeichen der Pandemie stehen wird.“ Aus diesem Grund wird der Mediziner aus Lübeck seine Weihnachtsfeiertage auch im Krankenhaus verbringen.

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Insgesamt werden in Schleswig-Holstein derzeit 187 Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt. 54 Patienten liegen auf Intensivstationen, von denen 29 beatmet werden mussten. (mk)