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Nordsee: Ungeahnte Bedrohung – diese beliebten Tiere wirken viel harmloser, als sie sind

Nordsee: Ungeahnte Bedrohung – diese beliebten Tiere wirken viel harmloser, als sie sind

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Nordsee: Ungeahnte Bedrohung – diese beliebten Tiere wirken viel harmloser, als sie sind

Nordsee: Ungeahnte Bedrohung – diese beliebten Tiere wirken viel harmloser, als sie sind

Nordsee vs. Ostsee: Das unterscheidet beide voneinander

Was sind die Unterschiede zwischen Nord- und Ostsee?

Tagtäglich genießen Urlauber und Besucher Spaziergänge an der Nordsee. Nicht selten begegnen sie dabei Tieren, die auf den ersten Blick besonders niedlich wirken – Robben.

Dass die Kegelrobbe eigentlich das größte Raubtier Deutschlands ist, weiß dabei kaum jemand. So harmlos die Nordsee-Bewohner auch wirken – sie sind es ganz und garnicht. Ein Experte offenbarte gegenüber MOIN.DE beunruhigende Details und erzählte, warum er angesichts der Kegelrobbe über Raubtiere wie Wölfe nur lachen kann.

Böse Vermutungen an der Nordsee: Spuren von Menschenhand?

Alles begann vor wenigen Jahren, als Berichte über Tierkadaver auftauchten, bei denen die Vermutung nahelag, dass sie durch Schiffsturbinen, Fischernetze, oder anderswie durch Menschenhand entstanden waren. Dass aber tatsächlich Kegelrobben dahintersteckten, vermutete vorerst niemand.

MOIN.DE hat nachgefragt und mit dem Wissenschaftler Abbo van Neer gesprochen, der am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) forscht. 2019 veröffentlichte er eine Doktorarbeit, die große Wellen schlug.

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Das ist die Nordsee:

  • die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
  • die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
  • die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 700 Meter tief

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Nordsee: Ein Raubtier durch und durch

Das Thema was im Zuge auftauchender Kadaver präsent wurde: Das Fressverhalten von Kegelrobben. Lange Zeit ging man davon aus, dass sich Kegelrobben nur von Fischen und Kleintieren aus dem Meer ernähren. Doch immer wieder stießen Spaziergänger und Urlauber auf Tierkadaver, die Fragen aufwarfen (so wie hier). Zerfetzte Schweinswale etwa – an denen vermutlich Kegelrobben ihre Spuren hinterließen.

Ob tatsächlich diese Meeres-Räuber andere Tiere an den Küsten so übel zurichten, interessierte schließlich auch den Bund: Systematische Untersuchungen der toten Körper wurden angestoßen.

Dr. Abbo van Neer sagt im Gespräch mit MOIN.DE: „Das Höchste der Gefühle war, dass sie auch mal eine Ente oder einen Vogel fressen.“ So der Stand der Forschung – bis vor Kurzem. Bis zu van Neers Ergebnissen wurde zwar abweichendes Fressverhalten von Kegelrobben im Ausland beobachtet, Forscher gingen jedoch von abnormalen Verhalten aus.

Die ersten, deutlichen Gegenargumente tauchten ausgerechnet auf einer schottischen Website für Wanderrouten auf. Beiläufig wies jemand darauf hin, dass an der Küste ab und zu Kegelrobben beim Fressen von Seehunden beobachtet werden könnten. Die Forscher wurden stutzig.

„Es ist sicherlich nicht unbekannt gewesen. Aber immer nur als Anekdote“, meint Dr. van Neer.

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10 Tipps für Urlaub an der Nordsee:

  • Lütetsburg
  • Cuxhaven
  • Sankt Peter-Ording
  • Wattenmeer, zum Beispiel Neuwerk oder Nordstrand
  • Husum
  • Niedersachsens Küste: Neuharlingersiel, Dangast, Greetsiel
  • Festlandorte in Schleswig-Holstein, zum Beispiel Brunsbüttel
  • Ostfriesische Inseln
  • Sylt
  • Schleswig-Holsteins Nordsee-Inseln (Föhr, Amrum, Helgoland)

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Untersuchungen der seltsamen Funde an der Nordsee

Mittlerweile wissen die Experten, dass an der Nordsee auch Schweinswale, Seehunde und sogar eigene Artgenossen von Kegelrobben gefressen werden. Ausschlaggebend für die Erkenntnis war eine Methodik van Neers, mit deren Hilfe Tierkadaver den räuberischen Kegelrobben zugeordnet werden können – das Thema seiner Doktorarbeit.

Auch Schottland, Kanada, und zahlreiche weitere Länder schlossen sich bislang schon den Analysen und Methoden des Wissenschaftlers an.

Nordsee: Wie Verhalten sich die Raubtiere bei Kontakt mit Menschen?

Gegenüber den Menschen verhalten sich die Kegelrobben generell scheu. Dr. Abbo van Neer erklärt: „In der Regel hauen die Tiere ab, bevor man sie vernünftig sehen kann“. Doch das ist nicht immer der Fall.

Helgoland ist ein vielsagendes Beispiel. Die Hochsee-Insel sei „ein sehr wichtiges Gebiet für die Kegelrobben, […] das ist die größte Kolonie, mit über tausend Tieren“, erklärt der Forscher. Wegen niedriger Dünen nutzen die Meeressäuger vor allem Strände – zusammen mit zahllosen Badegästen.

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Eine Gefahr für Menschen an der Nordsee?

Bedenklich: Mittlerweile sind die Menschen ein so gewöhnliches Bild für die Raubtiere, dass sie ihre Menschenscheu immer mehr ablegen.

„Es ist ein großes Raubtier, das sich zu wehren weiß“, sagt Dr. van Neer. Aber wenn man einen „gewissen Respekt“ zeige und auf Abstand bleibe, könne man sichergehen, dass „nichts passiert.“

Van Neer warnt: 30 Meter Sicherheitsabstand sollten eingehalten werden. „Das stört die Tiere in der Regel nicht. Manchmal werden sie etwas nervös, aber in der Regel ist das ausreichend, um keine Reaktion zu verursachen.“

Ein nicht zu unterschätzendes Raubtier an der Nordsee

Doch nicht alle Menschen halten sich an die Regeln. Bislang sei es noch nicht zu schweren Verletzungen gekommen, es wird aber weiter stetig an Sicherungsvorkehrungen gearbeitet.

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Durch die Menschennähe, wie auf Helgoland, kommt es vor, dass verspielte Jungtiere auf Tuchfühlung mit Menschen gehen. In einem solchen Fall sollte man „den Respekt wahren“ und sich zurückziehen.

Auch im Wasser greifen die Tiere normalerweise nicht an, beruhigt Dr. van Neer. Doch trotz allem sollte der Respekt nicht verloren gehen – schließlich handelt es sich bei der Kegelrobbe um das größte freilebende Raubtier in Deutschland. Die vermeintlich „süßen“ Robben sind alles andere als harmlos.

Dr. Abbo van Neer. findet klare Worte: „Die Leute haben Angst vor dem Wolf. Wir lachen dann immer. Der Wolf ist ein Schoßhündchen im Vergleich zur Kegelrobbe.“