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Sylt: Traditions-Haus platt gemacht – die Wut wächst immer weiter

400 Jahre Sylt-Geschichte liegen in Trümmern. Details zum Abriss sickern langsam durch, das Unverständnis wird nur noch größer…

Sylt
© IMAGO / H. Tschanz-Hofmann, IMAGO / Ingo Kutsche

Sylt: Fünf überraschende Fakten zur Insel

Sylt ist eines der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Wir haben fünf überraschende Fakten zur Insel gesammelt.

Sylt bebt! Die Bagger rollen – und ein Aufschrei geht über die Insel. Ein fast 400 Jahre altes Gebäude in List musste weichen, der Abriss kam mehr als plötzlich. Die Reaktionen darauf könnten drastischer nicht sein.

Mittlerweile sind Informationen zum Blitz-Abriss auf Sylt durchgesickert, doch das Unverständnis darüber ist nicht nur bei Einheimischen noch gewachsen.

Sylt verliert

In den alten Mauern steckten knapp vier Jahrhunderte echter Sylt-Historie, es galt als echtes Liebhaberstück und Ikone der Insel: Das 370 Jahre alte Reetdachhaus, in dem bis zum 30. Dezember letzten Jahres noch der „Alte Gasthof“ zu Hause war.

Kurz vor dem Jahreswechsel machten die schweren Maschinen kurzen Prozess mit dem beliebten Traditions-Gebäude – kein Stein blieb auf dem anderen. So verloren Sylter, Urlauber, Flaneure und Feingeister nicht nur einen urigen Treffpunkt, sondern auch ein echtes Stück Geschichte.


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Sylt: Fassungslosigkeit und Erklärungsnot

Beinahe pervers mutet dabei an, dass die Zertrümmerung offenbar ohne Genehmigung ablief. Erst Anfang 2023 sollte laut „shz.de“ bei einem Ortstermin geklärt werden, ob der Denkmalschutz greift, doch die Bagger rückten bereits Ende Dezember des Vorjahrs an. Praktisch für die neuen Eigentümer, was weg ist, ist weg.

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Die Empörung rund um den Vorstoß auf Sylt war von Beginn an massiv, doch nach dem tatsächlichen Abriss erreicht sie völlig neue Höhen. „Warum darf sowas geschehen?“, will eine offenkundig wütende Frau in den sozialen Netzwerken wissen. Der Vorgang sei „einfach unfassbar“, merkt ein Mann an, und trifft einen Nerv.


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Sylt: Wenn man gewollt hätte…

Man habe erst vor wenigen Jahren im „Alten Gasthof“ gegessen verkünden zahlreiche Beobachter, nicht wenige berichten davon, es tue „in der Seele weh“, Bilder der Trümmerlandschaft, die einst Treffpunkt für viele Menschen auf Sylt war, zu sehen.

Besonders bitter, da ist man sich einig: Der urige Charme der Insel gehe verloren, falle Neubauten und Kommerz-Gier zum Opfer. Denn laut „shz.de“ sollen Ferienwohnungen auf dem Areal der ehemaligen Gaststätte entstehen, wirklich willkommen sind die aber wohl nicht. Es bleibt unverständlich, warum der Aufschrei auf Sylt Entscheidungsträger kaum erreichte.

„Das ständig wiederholte Narrativ, alte Häuser seien eine Zumutung für die Eigentümer, ist kompletter Unsinn“, verkündet eine Bloggerin, die regelmäßig über die Insel schreibt. In der Tat sind nachvollziehbare Gründe für den Abriss nur schwer auszumachen. Hätte man den „Alten Gasthof “ retten wollen, es wäre wohl möglich gewesen. Doch Gewinnorientierung und damit einhergehender „seelenlosen“ Aktionismus haben gewonnen – und eine ganze Insel verliert.