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Sylt: Schlimme Nachrichten von der Insel! Über diese Szenen spricht keiner gerne

Diese Nachrichten passen nicht zum schönen Image der Insel.

Urlauber auf Sylt
© imago

Das ist Sylt

Mit Sylt verbinden viele Menschen tolle Bilder, schöne Momente.

Diese Nachrichten von der Insel passen nicht dazu.

Sylt: Schlimme Szenen auf der Insel

Der Missbrauchsverdacht gegen einen ehemaligen Leiter einer Jugendfreizeit der evangelischen Kirchengemeinde Heikendorf bei Kiel weitet sich aus. Demnach soll der damals ehrenamtlich Tätige nicht nur auf einer Kinderfreizeit im Sommer 1972 bei Bremen einen Jungen sexuell missbraucht haben, sondern es soll auch Zwischenfälle bei Jugendfreizeiten auf Sylt gegeben haben, wie der Kirchenkreis Altholstein am Mittwoch in Heikendorf informierte.

Kirchenkreis und -gemeinde hatten gegen den namentlich bekannten Mann Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht Kiel gestellt. Diese habe das Verfahren jedoch eingestellt, „mit dem Hinweis darauf, dass eventuelle Straftaten verjährt sein dürften“, sagte die Kieler Pröpstin Almut Witt.


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Heikendorfs Pastor Joachim Thieme-Hachmann erhielt laut Kirchenkreis auf den Zeugenaufruf Anfang Juni bis heute zehn Reaktionen. Alle Äußerungen deuteten darauf hin, dass der mutmaßliche Täter sich weiteren Kindern mit sexuellen Absichten genähert habe, hieß es. „Wir haben Hinweise auf zwei Jugendfreizeiten erhalten, in Dikjen Deel auf Sylt, wo es ebenfalls zu Zwischenfällen gekommen sein soll“, so Thieme-Hachmann.

So habe ein Anrufer „Fummeleien unter der Dusche“ geschildert, hieß es. In einem persönlichen Gespräch habe ein damals zehnjähriger Teilnehmer mitgeteilt, dass der Betreuer ihn Anfang der 1970er-Jahre auf einer Freizeit eingeladen hätte, bei ihm im Zimmer zu schlafen.

Urlauber auf Sylt
Urlauber auf Sylt Foto: imago

„Dort musste sich der Junge ausziehen und zu dem ebenfalls nackten Betreuer in den Schlafsack legen“, nannte Thieme-Hachmann Einzelheiten aus dem Gespräch. „Er musste ihn streicheln und sich streicheln lassen.“ Zwei bis drei Nächte solle das so gegangen sein.


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Zeugen schilderten laut Kirchenkreis zudem, dass das Verhalten des ehrenamtlichen Betreuers vor 50 Jahren in Heikendorf nicht unbemerkt geblieben sei. „Mehrere Zeugen haben bestätigt, dass das damals ein Thema war, manche Jungen haben sich gewehrt. Andere sagten wörtlich, das sei damals normal gewesen“, so Witt.

Die Pröpstin habe daraufhin noch einmal alle Archive durchsuchen lassen, hieß es. Jedoch fänden sich weder in Sitzungsprotokollen des damaligen Kirchenvorstands Anmerkungen, noch seien weitere Teilnehmerlisten der Jugendfreizeiten vorhanden.

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Im Juni hatte der Kirchenkreis informiert, dass eine Teilnehmerliste über die 14 Jungen, die 1972 nahe Bremen dabei waren, existiere. Die Kirchengemeinde hatte daraufhin zusammen mit dem Kirchenkreis Altholstein Zeugen von damals aufgerufen, sich zu melden.

„Es ist für uns unbefriedigend, dass so vieles offen bleibt“, sagte Witt. Von Thieme-Hachmann hieß es: „Und ich finde es beschämend, dass damals die Verantwortlichen die Ereignisse nicht nachvollziehbar und transparent aufgearbeitet haben.“

Zumindest eine positive Nachricht konnte Witt am Mittwoch dennoch verkünden: „Es scheint so, als ob Druck auf den ehrenamtlichen Betreuer ausgeübt wurde. Eine Zeugin sagte uns, dass es irgendwann im Dorf geheißen habe: ‚Er ist aufgeflogen, er ist weg.’“


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Dass der mutmaßliche Täter sich nicht verantworten muss, sei für die leitenden Geistlichen ein „wunder Punkt“. Witt sagte: „Für uns ist diese Angelegenheit damit nicht abgeschlossen, auch wenn wir jetzt nicht weiterkommen.“ Hinweise, egal zu welcher Sommerfreizeit Anfang der 1970er-Jahre, seien nach wie vor willkommen, hieß es. Unterstützung versprach auch Thieme-Hachmann: „Ich stehe jederzeit als Seelsorger zur Verfügung.“

Der damalige Freizeitleiter war zwei Jahre lang ehrenamtlich in der Kirchengemeinde tätig. Insgesamt standen vier Ferienlager unter seiner Regie. Kurz nach der Sommerfreizeit 1972 verließ er Heikendorf. Danach verliert sich seine Spur. (epd/jds)