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Sylt: Wer ist Schuld am Corona-Chaos? Kult-Wirt mit klarer Ansage – „Muss man sich nicht wundern“

Sylt: Wer ist Schuld am Corona-Chaos? Kult-Wirt mit klarer Ansage – „Muss man sich nicht wundern“

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© picture alliance / SCHROEWIG/Schoen

Sylt: Fünf überraschende Fakten zur Insel

Sylt ist eines der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Wir haben fünf überraschende Fakten zur Insel gesammelt.

Auf Sylt ist schon wieder Alarmstufe Rot. Die Inzidenz steigt auf über 1.500. Viele Gastronomen haben sich zu einem freiwilligen Lockdown entschlossen und öffnen ihre Lokale nicht. Schnell ist ein Schuldiger gefunden.

Im Kampener Edelkellerclub „Rotes Kliff“ soll eine Weihnachtsfeier stattgefunden haben, zu der sich angeblich Partygänger mit gefälschten Impfpässen Zutritt verschafft haben sollen. Anschließend wurden mehr als 20 Personen positiv auf das COVID-Virus getestet. Deshalb ermittelt jetzt sogar die Polizei. Aktuell sind rund 600 Menschen auf Sylt in Quarantäne.

Pius Regli, Betreiber des „Manne Pahl“ hat die Situation auf Sylt kommen sehen.
Pius Regli, Betreiber des „Manne Pahl“ hat die Situation auf Sylt kommen sehen.
Foto: picture alliance / SCHROEWIG/Schoen

Sylt: Konsequenzen waren Kult-Gastronom klar

„Club Rotes Kliff“, der Übeltäter? Doch ist das so einfach? Mitnichten, findet Kult-Gastronom Pius Regli („Manne Pahl“, „Pius Weinbar“). Er findet klare Worte: „Das Kliff kann am wenigsten dafür. Man kann doch zwei und zwei zusammenzählen“, sagt er. „Wenn man vor Weihnachten ganz Deutschland auf die Insel lässt, dann feiern alle. Das ist ja ganz normal. Die Insel war brechend voll. Dann muss man auch mit den Konsequenzen leben.“

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Und weiter: „Ich wundere mich, dass sich jetzt alle so wundern. Es geht doch nicht darum, ob ein paar Leute mit gefälschten Impfausweisen irgendwo reingegangen sind. Man weiß doch, dass die Variante Omikron schwerst ansteckend ist. Dann muss man sich nicht wundern, wenn sich viele infizieren. Damit müssen wir jetzt umgehen.“

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Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
  • Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
  • Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
  • Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
  • Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
  • Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen

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Sylt: Unterm Strich nicht schlimmer als woanders

Pius Regli ist selbst doppelt geimpft und geboostert, aber er wurde trotzdem positiv getestet. „Ich habe mich wochenlang zweimal am Tag getestet“, erzählt er.

Ob der Club „Rotes Kliff“ Schuld an der Corona-Eskalation auf Sylt ist? Wohl kaum, findet Pius Regli.
Ob der Club „Rotes Kliff“ Schuld an der Corona-Eskalation auf Sylt ist? Wohl kaum, findet Pius Regli.
Foto: picture alliance/dpa

„Ich hatte einen easy Verlauf. All meine Mitarbeiter sind auch zweimal geimpft und geboostert, und es hat sie trotzdem erwischt.“ Deshalb hat er seine Gastronomie vorübergehend geschlossen, obwohl er es sehr bedauert.

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Weitere Neuigkeiten von Sylt und der Nordsee:

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„Sylt ist abhängig vom Tourismus“, sagt der Gastronom. „Doch wer jetzt überall in den Medien die Berichterstattung über das Corona-Ausmaß auf der Insel liest, der kann als Gast eigentlich nicht hierherkommen, was aber ein völliger Blödsinn ist. Denn unterm Strich ist es bei uns nicht anders als anderswo. Wir haben nicht eine einzige Krankenhauseinweisung. Es sind keine schweren Verläufe bei den Infizierten.“

Pius Regli, Betreiber des „Manne Pahl“ hat eine klare Meinung zu der Situation auf Sylt (Symbolbild).
Pius Regli, Betreiber des „Manne Pahl“ hat eine klare Meinung zu der Situation auf Sylt (Symbolbild).
Foto: © Herbert Lehmann

Handlung mit Eigenverantwortung von Menschen auf Sylt nötig

Wie soll es denn jetzt weitergehen? „Wir müssen in Zukunft lernen, damit umzugehen“, sagt Pius Regli. „Die Gesundheitsämter sind überlastet, die Teststationen sind überlaufen. Jeder muss eine gewisse Eigenverantwortung haben. Obwohl wir Gastronomen keine Aufforderung bekommen haben, zu schließen, habe ich es trotzdem gemacht.“

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Regli hat auch eine Botschaft an die Gäste: „Man kann nicht immer nur auf die anderen zeigen. Ein Gast, der zu Weihnachten in einen Club im Keller geht, der muss auch seine eigenen Lampen anmachen. Der kann sich doch nicht hinterher beschweren und auf irgendwelche Leute zeigen. Also bei aller Liebe…“