Sylt – das klingt nach Champagner, Designerbrillen und Strandkörben für 80 Euro am Tag. Die Insel gilt seit Jahrzehnten als das Urlaubsparadies der Reichen und Schönen. Doch seit einigen Sommern bekommt die Glitzerwelt Risse.
Denn jedes Jahr schlagen auch Punks auf Sylt ihre Zelte auf – laut, bunt und unübersehbar. Was als Protest gegen Gentrifizierung und soziale Ungleichheit begann, ist längst zum wiederkehrenden Ritual geworden. Und spaltet die Insel wie kaum etwas sonst.
Sylt: Jetzt sind die Urlauber schuld
Auch in diesem Jahr sind sie zurück: Seit dem 28. Juli demonstrieren Aktivisten der Gruppe „Aktion Sylt“ wieder direkt im Herzen der Jetset-Insel. Bis zum 17. August läuft ihr Protestcamp – dieses Mal unter dem Motto: „Protestcamp für ein solidarisches Miteinander“. Statt Prosecco gibt’s Pappschild, statt Loungemusik politische Parolen. Die Botschaft ist klar: Sylt gehört nicht nur den VillenbesitzerN und SUV-FahrerN – sondern allen.
Auf Facebook geht der Shitstorm allerdings gerade in eine neue Runde. Unter einem Beitrag zum Camp macht sich vor allem Wut unter Einheimischen breit. Eine Insulanerin schreibt: „Leider sind wir Einheimischen machtlos dagegen. Solange es immer noch irgendwelche Touristen gibt, die denen auch noch das Geld in riesigen Mengen nachwerfen, wird sich hier nichts ändern.“ Der Vorwurf: Nicht nur die Punks, sondern auch ihre Unterstützer – ausgerechnet Urlauber– halten das Camp am Leben.
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Ein anderer Kommentar klingt ähnlich genervt: „Jedes Jahr dasselbe Theater – immer zur schönsten Jahreszeit. Bettelei und Vandalismus inbegriffen.“ Viele sehen im Camp weniger Protest als Provokation. Sie ärgern sich über Müll, Lärm und das ungepflegte Image, das nicht so recht zum glänzenden Sylt-Marketing passen will. Doch wer entscheidet eigentlich, wem Sylt gehört?
Sylt: Ein Camp, das polarisiert
Ganz so eindeutig ist das Bild nämlich nicht. Es gibt auch Stimmen, die das Punkcamp verteidigen – und das laut. Ein Mann kommentiert: „Das Thema ist gesellschaftlich hochaktuell. Es wäre falsch, Protestformen wie diese vorschnell abzuwerten.“ Und eine andere Frau schreibt:“„Deutschland wird immer kälter. Die tun doch niemandem etwas. Stellt euch mal eine Gruppe Rechtsextremer vor.“
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Egal ob laut oder leise, Punk oder Polohemd: Das Camp ist längst mehr als nur eine Sommerlaune. Es ist Symbol für einen Klassenkonflikt, der in Deutschland brodelt – und auf Sylt jedes Jahr seine Bühne findet. Und während die Schickeria mit dem Finger auf die Punks zeigt, zeigt jemand anders auf sie zurück: Vielleicht seid ja auch ihr Teil des Problems.