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Usedom-Anwohner völlig überfordert: „Heimat ist das schon lange nicht mehr“

Usedom-Anwohner völlig überfordert: „Heimat ist das schon lange nicht mehr“

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Urlaub auf Usedom seht bei vielen Deutschen hoch im Kurs. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Usedom ist in diesem Sommer aus allen Nähten geplatzt. Und noch immer herrscht großer Andrang auf die Ostsee-Insel. Damit kommen vielen Einheimische inzwischen nicht mehr klar. Die Masse an Besuchern erschwert ihnen den Alltag.

Detlef Spiller, der schon sein ganzes Leben lang auf Usedom wohnt, ist überfordert mit dem Ansturm. „Heimat ist das hier schon lange nicht mehr“, sagt er MOIN.DE. Die Insel sei „am Limit oder darüber weg“.

Usedom immer gefragter

Schon seit vielen Jahren ist die Insel ein beliebter Urlaubsort, doch in den vergangenen Jahren sind immer mehr Besucher auf die Ostsee-Insel geströmt. Seit Ausbruch der Pandemie sind die Gästezahlen förmlich explodiert.

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„Erwartungsgemäß ist Urlaub an der Ostsee in diesem Jahr nachgefragter denn je“, sagte Michael Steuer, Geschäftsführer der Usedom Tourismus GmbH bereits vor einigen Wochen im Gespräch mit MOIN.DE. Es sei spürbar, dass die Insel „sehr gut besucht ist“.

Für die Einheimischen teilweise zu gut. Sie leiden unter dem enormen Ansturm. So auch Detlef Spiller und seine Frau Renate, die sich inzwischen ebenfalls nur noch gehetzt fühlt.

Einkaufen auf Usedom eine Tortur

„Straßen, Radwege, Parkplätze, Kneipen voll“, zählt er auf. Einen Einkauf zu erledigen oder auch nur die Straße zu überqueren sei eine Tortur. Wenn die Beiden zum Supermarkt gingen, dann früh am Morgen mit dem Rad.

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Das ist Usedom:

  • Usedom ist die zweitgrößte Insel Deutschlands
  • Befindet sich im äußersten Nordosten von Deutschland
  • Die Insel hat zwei Grenzübergänge nach Polen
  • Bekannte Ostseebäder sind Zinnowitz, Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck
  • Die größte Stadt auf der Insel ist Swinemünde (Polnische Seite)

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„Das Auto bleibt zumeist stehen, weil man doch nicht schnell vorankommt“, erzählt Detlef Spiller. An Veranstaltungen nimmt das Paar nicht mehr teil. Nicht einmal mehr ins Restaurant gehen sie während der Hauptsaison.

Ansturm auf Usedom nimmt nicht ab

Er selbst würde im Sommer niemals Urlaub auf Usedom machen. „Es gibt nur noch wenige Ecken an der Küste, wo man den Massen etwas entfliehen kann“, findet der 67-Jährige. Dass sich die Situation irgendwann entspannt, sieht er nicht kommen. Eher das Gegenteil.

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Investoren stünden Schlange und wenn der Swinetunnel fertig sei, rechne er mit noch mehr Andrang. „Ich mag nicht dran denken“, sagt Detlef Spiller. In dem gewaltigen Bauprojekt ist kürzlich bereits eine wichtige Etappe erreicht worden. Es geht geht in großen Schritten voran. >>> Hier kannst du mehr dazu lesesen.

Zwar habe der Tourismus schon immer zu der Ostsee-Insel gehört und das gönne Detlef Spiller den Urlaubern auch. Er fragt sich allerdings: „Ist das noch Erholung?“ Für die Anwohner auf keinen Fall. Unter den Besuchern muss diese Frage jeder für sich selbst beantworten. (lh)