Veröffentlicht inNorddeutschland

Wolf in MV soll Grauenhaftes angerichtet haben – jetzt gibt es Kritik an einer Protest-Aktion

Wolf in MV soll Grauenhaftes angerichtet haben – jetzt gibt es Kritik an einer Protest-Aktion

Wolf in MV.png
Ein Schäfer hatte mitten in der Fußgängerzone von Stralsund zwei Schafe abgelegt, die wohl von einem Wolf getötet worden sind – als Protest. Dafür gab es jetzt reichlich Kritik von Umweltminister Till Backhaus. Foto: picture alliance/dpa & imago images (Montage MOIN.DE)

Die Nachricht sorgte für Aufsehen in Mecklenburg-Vorpommern (MV). Ein Schäfer hatte mitten in der Fußgängerzone von Stralsund zwei Schafe abgelegt, die offenbar von einem Wolf getötet worden sind (MOIN.DE berichtete).

Untersuchungsergebnisse liegen noch nicht vor. Doch für diese drastische Maßnahme von Schäfer Ingo Stoll aus Langsdorf (Landkreis Vorpommern Rügen), dessen Schafe wohl einem Wolf zum Opfer wurden, gibt es jetzt heftige Kritik vom Agrar- und Umweltminister Till Backhaus.

Wolf in MV soll Grauenhaftes angerichtet haben

„Ich bedauere, dass der Schafhalter Tiere verloren hat. Das ist ganz sicher eine psychisch belastende Situation. Dennoch wünsche ich mir ein Mindestmaß an Sachlich­keit. Die Klage: ,Niemand hilft uns‘ ist unbegründet“, so der Umweltminister zur Aktion des Schäfers.

+++ Norderney denkt über krasse Maßnahme für Tagestouristen nach – „Schwer, alles unter Kontrolle zu halten“ +++

Und weiter: „Dennoch wurde sie, ohne die Hintergründe zu recher­chieren, von Medien und dem Bauernverband wider­gegeben. Es ist unaufrichtig, wenn der Schafhalter die fast 90.000 Euro unterschlägt, die er seit 2017 in Form von Fördergeldern vom Land erhalten hat.“

Der Verlust der Tiere werde für den Schäfer ausgeglichen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Dazu gehört dann auch, dass ein Wolf als Verursacher festgestellt werden muss. Zudem muss ein Grundschutz für die Tiere gegeben sein.

Wolf in MV: Nachweis eines Angriffs noch nicht erfolgt

Laut Backhaus sei beides in dem aktuellen Fall nicht gegeben. Momentan ist der Nachweis eines Wolfangriffs noch nicht erfolgt, der Zaun sei überaltert, führe keine Strom und sei an verschiedenen Stellen niedergedrückt.

„Ich frage an dieser Stelle, wo bleibt die Verantwortung des Halters für den Tierschutz? Wenn es jedoch zum Schlimmsten kommt, können Tierarztkosten gefördert werden. Ebenso Transportkosten für die Tierkörperbeseitigung. Das hat der Halter nicht in Anspruch genommen und stattdessen gegen das Tierkörperbeseitigungsgesetz verstoßen und die toten Schafe in der Fußgängerzone entladen. Kritische Kommentare? Fehlanzeige“, so Minister Backhaus in der Pressemitteilung.

———–

Mehr News auf Mecklenburg-Vorpommern

———–

Der Wolf stelle alle vor Herausforderungen, aber „mit Polemik, Halbwahrheiten und gegenseitigen Schuldzuweisungen kommen wir nicht weiter. Der Wolf ist eine streng geschützte Art. Für Präventions- und Akzeptanzmaßnahmen hat das Land seit 2013 rund 1,4 Mio. Euro aufgewendet. Ich denke, das ist nicht nichts. Es ist rechtlich nicht möglich, den Bestand zu regulieren“, erklärt der 62-Jährige.

Wolf in MV: „Schockierende Aktionen spielen keine Rolle“

Laut Backhaus weiß auch der Bauernverband davon Bescheid, aber fordere trotzdem täglich neue Maßnahmen. Der Umweltminister wünscht sich, dass die „Stimmungsmache aufhört und wir zu einer Versachlichung der Debatte kommen.“

Tötungen von Wölfen sind nur in begründeten Einzelfällen möglich. Werden Gründe geliefert und Anträge gestellt, kann laut Backhaus gehandelt werden.

„Schockierende Aktionen in Fußgänger­zonen spielen in diesem Prozess zum Glück keine Rolle“, so Backhaus abschließend. (oa)