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Hafen Hamburg: Seemann darf nach drei Monaten erstmals wieder an Land – „Das war ein guter Tag!“

Hafen Hamburg: Seemann darf nach drei Monaten erstmals wieder an Land –
„Das war ein guter Tag!“

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Viele Seemänner mussten wegen der Corona-Pandemie monatelang auf ihren Schiffen bleiben (Symbolbild) Foto: Imago

Hamburg ist berühmt für seinen Hafen –die meisten Menschen gucken ihn sich allerdings nur von den Landungsbrücken an. Hier in Waltershof hingegen, zwischen Containerterminals und breiten, von zahllosen Lkw befahrenen Straßen, ist man mittendrin.

Es ist geschäftig, faszinierend und ein bisschen unwirtlich hier mitten im Hafen-Gebiet von Hamburg. Fußgänger sieht man kaum. Doch neben einem großen Parkplatz für die Mitarbeiter der Bahn, die hier Güterzüge beladen, steht plötzlich ein sehr gemütliches kleines Haus: Der Seemannsclub Duckdalben.

Hamburg: Zuflucht für Seeleute

Der ist ein Treffpunkt für Seeleute. Hier gibt es einen großen Kiosk, der müden und hungrigen Seemännern Currywurst und Eis am Stil verkauft. Es gibt Bier und Kaffee, Billardtische und Tischtennisplatten. Im großen Gemeinschaftsraum stehen Sitzecken mit Sofas.

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„Normalerweise haben wir um die hundert Besucher am Tag“, sagt Seemanns-Diakon Olaf Schröder, der hier arbeitet. „Im Moment sind es zwischen 10 und 25.“

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Schuld ist die Corona-Krise. Wie MOIN.DE bereits berichtete, lassen viele Reedereien ihre Mitarbeiter nicht mehr von Bord. Aus Angst, dass sich einer ansteckt und das Virus mit auf das Schiff bringt – wo es sich dann rasend schnell ausbreiten könnte. Noch immer gilt das für viele Schiffe, doch einige gönnen ihren Crews wieder etwas Freiheit.

In Hamburg sind Seeleute willkommen

So wie Manuel Moralia. Der 34-Jährige stammt von den Philippinen und ist seit sechs Monaten an Bord eines Containerschiffes unterwegs. Drei Monate davon konnte er dieses nicht verlassen. Diese Situation „anstrengend“ zu nennen, wäre wohl untertrieben.

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Mit zwei Freunden sitzt er im Aufenthaltsraum des Duckdalben. „Wir hatten Glück, dass wir Internet an Bord hatten“, sagt Moralia. „So konnten wir zumindest E-Mails an unsere Familien schreiben. Das ist nicht überall Standard.“ Gearbeitet wurde auf den Schiffen trotzdem, Corona hin oder her. Zehn Stunden am Tag.

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Daten und Fakten zum Hafen Hamburg:

  • Der Hamburger Hafen ist ein offener Tidehafen an der Unterelbe der Freien und Hansestadt Hamburg (Eröffnung: 7. Mai 1189)
  • Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland und der drittgrößte in Europa (hinter Rotterdam und Antwerpen)
  • Gesamtfläche des Hamburg Hafen: 7.200 Hektar (ca. 10 Prozent der Fläche Hamburgs)
  • Gesamtumschlag im Jahr 2019: 136,6 Millionen Tonnen (davon 93,9 Millionen Tonnen Container)
  • 210 Schiffsanläufe an drei Kreuzfahrt-Terminals brachten 2019 rund 810.000 Passagiere in die Hansestadt

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„Abends haben wir uns oft zusammengesetzt und Karten gespielt. Oder uns einfach gefreut, mal ein bisschen Freizeit zu haben.“ Man sieht, dass er mehr über diese drei Monate sagen könnte, aber er setzt ein Lächeln auf und bemüht sich, positiv zu klingen.

In Hamburg endlich an Land

„Ich bin dran gewöhnt, lange am Stück zu arbeiten und von Zuhause weg zu sein“, sagt Moralia. „Keine Arbeit, kein Geld! Ich versuche, das pragmatisch zu sehen.“

Sein Vertrag läuft über neun Monate. Währenddessen hat er keinen Urlaub. Danach allerdings wird er vermutlich fünf bis sieben Monate Zeit haben, bei seiner Familie zu sein. Wenn auch nicht ganz freiwillig.

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„Viele Schiffe fahren momentan wegen Corona noch nicht wieder. Und in meiner Heimat gibt es viele Menschen, die in der gleichen Position wie ich arbeiten“, sagt Moralia. “Die warten alle. Bevor ich wieder dran bin, kommen viele andere. Aber manchmal gibt es einen Notfall, dann wird man früher zurückgerufen.“

Hamburg: Besatzung unglaublich froh

Er ist zufrieden mit seinem Job, auch für seine Reederei hat er nur lobende Worte übrig. Trotzdem genießt der 34-Jährige es, hier in Hamburg mal vom Schiff runterzukommen. Das Schiff liegt hier zwei Tage im Hafen, da ein Crewwechsel stattfindet. Meist sind die Liegezeiten deutlich kürzer.

„Es erfrischt die Seele, mal etwas anderes als das Schiff zu sehen. Man lässt den Stress zurück und hat hier eine andere Atmosphäre“, sagt Manuel Moralia.

Er mag vielleicht nicht sagen, wie hart drei Monate ohne Landgang für ihn und seine Kollegen waren – aber er sagt, wie froh sie alle waren, als sie hörten, dass sie wieder von Bord dürfen: „Das war ein guter Tag – wir sind herumgesprungen!“