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Hamburg: Vor Gericht erzählen Polizisten vom Einsatz ihres Lebens – „Die Gesichtsausdrücke werde ich nie vergessen“

Hamburg: Vor Gericht erzählen Polizisten vom Einsatz ihres Lebens – „Die Gesichtsausdrücke werde ich nie vergessen“

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Bis heute haben die Beamten der Polizei Hamburg den Einsatz nicht vergessen (Symbolbild). Foto: picture alliance/dpa/AFP-Pool

„Ich hatte Angst“, berichtet Mehmet B. vor dem Amtsgericht Hamburg-Wandsbek. „Weil ich selbst nicht wusste, was eigentlich los war.“

Es geht um einen entsetzlichen Vorfall, der sich bereits vor über einem Jahr im „Byblos“ Club in Hamburg ereignet haben soll. Der 44-Jährige soll dort mit einer geladenen Pistole Schüsse abgegeben und zwei Menschen verletzt haben.

Hamburg: Irrer Vorfall im „Byblos“ Club

Vor der Richterin beschreibt der Angeklagte zunächst einen ganz anderen Vorfall. In der besagten Nacht im November 2019 sei er mit seinem Neffen zum Feiern in dem Club gewesen.

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Gleich zu Beginn der Verhandlung gesteht er: „Wir haben ziemlich viel getrunken“, weshalb er sich an viele Details nicht mehr genau erinnern könne. Plötzlich habe ihn ein Mitarbeiter der Security angesprochen.

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Da er den Mann wegen der Musik nicht verstehen konnte, gingen die Beiden in den anliegenden Garderobenbereich. Von einem Moment auf den nächsten kamen noch mehr Partygäste dazu, einer soll den Angeklagten von hinten gepackt haben.

Massenschlägerei in Hamburg

„Dann hat jeder jeden geschlagen“, berichtet der 44-Jährige. Zehn bis 15 Menschen hätten wild aufeinander losgeprügelt. Mit klarer, gefasster Stimme schildert er die irre Massenschlägerei.

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Wie es dazu kam „kann ich mir bis heute nicht erklären“. Auch die Frage, ob es zuvor Stress gegeben habe, beantwortet er mit einem klaren: „Nein, es gab eigentlich überhaupt kein Problem.“

Feiernde flüchten aus Club in Hamburg

Dann seien plötzlich die Schüsse gefallen. Kurz darauf habe Mehmet B. die Waffe auf dem Boden liegen sehen. „Ich glaube, dann habe ich damit in die Luft geschossen“, meint er sich zu erinnern.

Anschließend sei die Pistole entladen gewesen. Trotzdem begab sich der Angeklagte mit der Waffe in der Hand zurück in den Club. Im „Byblos“ brach Panik aus.

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Die Feierenden versuchten, zu flüchten und strömten nach draußen, wo sie bereits den ersten Polizeibeamten in die Arme liefen. „Uns kamen zahlreiche schreiende und hysterische Personen entgegen“, erzählt ein Polizist vor Gericht. „Ein eindringliches Erlebnis.“

Polizist aus Hamburg hat „Einsatz seines Lebens“

Ähnlich geht es seinem Kollegen. „Die Gesichtsausdrücke werde ich nie vergessen“, gesteht er. Er spricht vom „Einsatz unseres Lebens“. Selbst dem Angeklagten sind die schockierten Blicke der anderen Partygäste im Gedächtnis geblieben.

„Ich kann mich an einen Mann mit weit aufgerissenen Augen erinnern“, sagt er. Ob er die leere Waffe – wie es ihm in der Anklage vorgeworfen wird – auf andere Personen gerichtet hat, kann er nicht mehr mit Sicherheit sagen.

Polizei Hamburg nimmt den Angeklagten fest

Nur wenige Augenblicke später nahm ihn die Polizei in Gewahrsam. Der 44-Jährige habe sofort die Pistole aus der Hand gegeben und sich auf den Boden gelegt. Ein Polizeibeamter widerspricht dem.

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„Selbst als ich ihn wiederholt angeschrien habe, widersetzte er sich der Anordnung, die Waffe fallen zu lassen“, erzählt er. Im Gegenteil: Der mutmaßliche Täter sei sogar noch auf ihn zugegangen.

Amtsgericht Hamburg: Verteidiger wird sauer

Als er den 44-Jährigen schließlich zu Boden gebracht habe, hätten andere Partygäste versucht, auf den Polizisten einzuwirken, darunter auch der Neffe des Angeklagten. „Er herrschte eine aggressive Stimmung“, sagt der Beamte.

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Auf beide Polizisten hätte Mehmet B. jedoch keinen betrunkenen Eindruck gemacht. Da kann sein Verteidiger plötzlich nicht mehr an sich halten. Denn eine Sache stört ihn gewaltig: Zu keinem Zeitpunkt ist ein Alkoholtest durchgeführt worden.

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„Eine Schande“, stellt er mit lauter Stimme klar. Denn nun gebe es keinen objektiven Anhaltspunkt zum Alkoholpegel seines Mandanten. Dass ein Messwert, der von so elementarer Bedeutung für den Prozess ist, nicht erhoben worden ist, bringe seinen Mandanten in eine „blöde Situation“.

Hamburg: Zwei Männer durch Schüsse verletzt

Denn die Einschätzungen der Beamten, die sich immerhin in einer Ausnahmesituation befunden hätten, könnten nun ein schlechtes Licht auf den 44-Jährigen werfen.

Die zwei Männer, die beide von einer Patrone am Fuß getroffen wurden, können auch nicht für mehr Klarheit sorgen. „Ich wollte gerade gehen, als ich etwas in meinem Fuß gespürt habe“, übersetzt eine Türkisch-Dolmetscherin für den ersten Zeugen.

Verteidiger am Amtsgericht Hamburg schaltet sich erneut ein

Er vermutete einen Nagel und zog wenig später auch einen metallischen Gegenstand aus der Wunde, die dann im Krankenhaus versorgt wurde. Dass es sich um eine Patrone handelte, erfuhr er erst später.

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Schüsse habe er jedoch nicht gehört. „Ich hatte keine Ahnung, ich wusste von nichts“, fasst die Dolmetscherin zusammen.

Schlagabtausch vor Amtsgericht Hamburg

Der Angeklagte, beider Sprachen mächtig, bemängelt, dass die Übersetzung nicht exakt sei. Als der Zeuge kurz darauf eine Frage missversteht, wird es hitzig. Man müsse ihm die Fragen verständlicher erklären, heißt es von der Verteidigung.

„Das ist nicht Aufgabe der Dolmetscherin“, stellt die Richterin klar. „Sie soll wörtlich übersetzen.“ Der zweite Zeuge erlitt ebenfalls eine Verletzung am Fuß. Der Knochen seines kleinen Zehs sei zertrümmert worden.

Urteil in Hamburg fällt Mitte März

Noch heute spüre er Schmerzen, wenn er länger laufe. Zwar habe er in der besagten Nacht die Schüsse gehört, jedoch sagt auch er: „Ich habe nichts gesehen und weiß nicht, wer was getan hat.“

Es bleiben viele offene Fragen, viele Unklarheiten. Mitte März wird sich zeigen, wie das Gericht entscheidet.