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Hamburg: Nach blutiger Kampfhund-Attacke – das Problem steht am anderen Ende der Leine

Hamburg: Nach blutiger Kampfhund-Attacke – das Problem steht am anderen Ende der Leine

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Immer wieder landen Listenhunde, wie hier ein Pit Bull, in Hamburger Tierheimen – die Besitzer sind oft überfordert. Foto: picture-alliance / dpa

Ein Kommentar

Kampfhunde. Ein Reizwort, bei dem nicht wenige Menschen mehr die Zähne fletschen als die so martialisch betitelten Tiere selbst. Unkontrollierbare Killermaschinen monieren die einen, missverstandene Rassehunde die anderen. Ein blutiger Vorfall in Hamburg gibt Kritikern aktuell mal wieder recht.

Ein zweijähriges Mädchen wurde am vergangenen Montag in Hamburg von einem Hund fast totgebissen, der Hund soll nun eingeschläfert werden (wir berichteten). „Richtig so!“ wird so Mancher zumindest innerlich rufen. Doch am Ende verlieren wir alle.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Tatsächlich kommt es immer wieder zu blutigen oder gar tödlichen Vorfällen mit Hunden, denen die maximal gruselige Kategorisierung „Kampfhund“ quasi auf der Stirn geschrieben steht. Berühmte Vertreter: Pitbull, Staffordshire Terrier, Bullmastiff. Sogar die offiziellen Rassebezeichnungen klingen nicht gerade nach Sofahund oder Omas Liebling.

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Die Argumente, die Gegner von gelisteten Hunden, ins Feld führen, sind nicht zu widerlegen. In grausiger Regelmäßigkeit gehen Begegnungen mit solchen Tieren tödlich oder mit schwersten Verletzungen aus. Betroffen sind immer wieder auch Kinder, wie aktuell in Hamburg. Der Fall „Chico“ erlangte vor einigen Jahren sogar internationales Interesse – ein American-Staffordshire-Bullterrier (auch Inhaber eines Listenplatzes) tötete gleich zwei Menschen in Hannover.

Dennoch dürften die wenigsten Menschen einem echten „Kampfhund“ begegnet sein. Der grelle Kampf-Begriff bezeichnet nämlich nur Hunde, die für eben diesen Zweck, den Kampf, herangezüchtet und trainiert werden. Dafür gibt es eine oft kriminelle Industrie, die ganz klar problematisch ist.

Mit reinem Verzicht auf Begrifflichkeiten und mahnender Neunmal-Klugheit ist hier natürlich niemandem geholfen. Hier liegt die Verantwortung bei Behörden und nicht zuletzt bei den Käufern von Hunden selbst. Verdächtig günstige Hunde im Angebot auf Kleinanzeigenportalen in Verbindung mit dubiosen Abholorten kommen nun mal nicht selten aus quälenden Zuchtbetrieben. Und die ziehen auch verstümmelten Nachschub für illegale Hundekämpfe heran, unter übelsten Bedingungen für die Tiere.

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Jetzt lassen sich nicht alle Hunde-Attacken kriminellen Hundezüchtern in die Schuhe schieben – denn viel Entscheidender ist ein anderer Faktor: Der Mensch am anderen Ende der Leine. Denn auch wenn „Kampfhunde“ sich ihren Namen vor allem durch eine beeindruckende Physis verdient haben, heißt das noch lange nicht, dass sie nur darauf warten, endlich mal einen Menschen zu reißen.

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Klar, Kampfhunde wurden bereits im Mittelalter für andere Zwecke gezüchtet als Hirten- oder Schoßhunde. Trotzdem hängt das Verhalten der Tiere von ihren Erfahrungen ab. Ein Pitbull beispielsweise gilt in manchen Kreisen oft als Statussymbol und soll auch Stärke des Halters demonstrieren. So werden viele Hunde von ihren Haltern scharf gemacht, geschlagen und schlecht versorgt – auch das zeigen Fälle aus der Vergangenheit deutlich. Und die Tiere werden plötzlich aggressiv, oh Wunder.

Das Verhalten von Hunden lässt sich nie zu 100 Prozent voraussagen, und nicht jeder Besitzer muss ein ausgebildeter Hundeprofi sein. Dennoch ist es am Ende der Mensch, der blutige Unfälle mit „Kampfhunden“ aktiv mitgestaltet. Durch Wegsehen, Unwissen oder abstruse Motive.

Am Ende verlieren wir uns in einer Debatte, die nur Verlierer kennt. Eine Spirale der Verletzungen aus aktiver und passiver Gewalt, die ein Teilnehmer sicher nicht aufhalten kann: Der Hund.