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Hamburg: Amazon-Filmreihe über Rotlicht-Legende – so tickte „der schöne Klaus“

Hamburg blickt auf eine wilde Vergangenheit zurück. Teil der bewegten Geschichte ist auch die Kiez-Legende Klaus Barkowsky!

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© Susanne Schrame/Prime Video/Neuesuper

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Was für ein Ritterschlag für Klaus Barkowsky (69), besser bekannt als „Der schöne Klaus“ und „Lamborghini“-Klaus. Denn der Ex-Zuhälter kommt jetzt noch einmal ganz groß raus. Der Streaming-Dienst Prime Video zeigt ab 3. März sechs Folgen von „Luden – Könige der Reeperbahn“.

Im Mittelpunkt steht Barkowsky, der von dem Hamburger Schauspieler Aaron Hilmer (23) dargestellt wird. Anhand seiner Figur wird das wilde Treiben zu Beginn der 80er Jahre auf Hamburgs sündigster Meile erzählt.

Hamburg: So schillernd ist die Vergangenheit von Klaus Barkowsky

In seiner Glanzzeit waren viele Männer in Hamburg neidisch auf den „Schönen Klaus“: „Der war eine mega Erscheinung, wenn er mit seinem schwarzen Lambo-Countach an der Reeperbahn Hof hielt“, erinnert sich ein Wegbegleiter. „Auf seiner Motorhaube prangte der bunte Regenbogen vom Pink-Floyd-Cover von ,Dark Side of the Moon’. Dazu trug Klaus einen schwarzen Leder-Overall mit demselben Regenbogen-Abzeichen. Er wirkte wie ein Hollywoodstar und machte fett auf Gentleman. Das war ganz großes Kino.“

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Zuletzt fiel „Der schöne Klaus“ eher etwas unangenehm auf. Zum Beispiel als er sich 2022 vor Gericht verantworten musste. Der Vorwurf: Er soll auf dem Hans-Albers-Platz auf dem Kiez den Hitlergruß gezeigt haben, was er bestritt. Doch Zeugen erzählten etwas anderes. Daraufhin wurde er zu 50 Tagessätzen á 30 Euro verknackt. Kohle hat er wohl nicht mehr. Vor Gericht gab er an, dass er früher von Beruf „Milieu-Manager“ gewesen sei, aber nun von 170 Euro Rente plus Grundsicherung lebe. Der Tiefpunkt seiner schillernden Laufbahn als Lude, durch dessen Hände damals an einem Tag unseren Informationen zufolge locker fünfstellige Summen flossen.

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Aber egal, jetzt steht „Der schöne Klaus“ wieder im Scheinwerferlicht. Im Film wird seine Geschichte erzählt. Wie er mit Anfang 20 blendend aussah und die Frauen reihenweise um seinen Finger wickelte. Wie er mit seinen Kumpels die „Nutella-Bande“ gründete, der sich mehr als 100 Zuhälter anschlossen. Zu den circa zwölf Bossen zählten Horst Reinhardt („Bongo“), Bernd Siegler („Tornado Bernd“), Kurt Slatarov „(„Koteletten Kurt“), Waldemar Danner („Waldi“), Peter Kirschvink („Aachener Peter“), Hardy Hahnebrücher, Peter Mitreu sowie Carsten Marek, der heute die Boxerkneipe „Zur Ritze“ und das Bordell „Babylon“ betreibt. Als sogenannter Stress-Manager trat der gefürchtete Kampfsportler Thomas Born (†64), alias „Karate-Tommy“, an. Den konnte nicht mal ein Bauchschuss niederstrecken.


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Hamburg: Erbitterte Konkurrenz auf dem Kiez

Die deutlich jüngeren Luden machten der alteingesessenen, berüchtigten Zuhälterorganisation „GMBH“ mächtig Konkurrenz, die bis dato das Rotlichtviertel kontrollierte. Aus den Machtkämpfen resultierten auch Tote. Die „Nutella“-Mitglieder Klaus Breitenreicher („SS-Klaus“) und Jürgen „Angie“ Becker wurden erschossen. Wie fühlte sich das damals an?

MOIN.DE fragte beim „Schönen Klaus“ nach. „Es war ein saugefährliches Leben, das ich damals geführt habe“, erzählt er. „Aber heute habe ich auch viele schöne Erinnerungen wie die an unsere Reisen nach Las Vegas und Monte Carlo, wo mein jugendliches Herz damals richtig zitterte. Es war ein Leben wie im Rausch.“

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Bereut er etwas? „Ehrlich gesagt hätte ich wohl lieber eine andere Laufbahn einschlagen sollen“, resümiert Klaus Barkowsky. „Ich hätte damals die Chance gehabt, Schauspieler und Fotomodell zu werden. Oder ich hätte Künstler werden können. Ich hatte immer eine Eins in Kunst. Aber bei dem anderen Job kam das Geld so schnell. So schnell konnte ich gar nicht gucken. Es wurde mir ja immer von den Frauen zugesteckt. Die haben mir das regelrecht aufgedrängt. Nicht immer, aber fast immer.“

Die ganze Kohle habe er verprasst. Geblieben ist aber eine echte Männerfreundschaft zu seinem „Nutella“-Kumpel Carsten Marek, die bis heute hält. Wie hat der Betreiber der Boxerkneipe „Zur Ritze“ und des Bordells „Babylon“ die Zeit erlebt? „Das war meine schönste Zeit, nicht ungefährlich, aber immer aufregend“, erzählt der gelernte Klempner. „Ich war die letzten drei Jahre bei Nutella dabei, bis wir durch die Pinzner-Morde zerschlagen wurden. Das war unser Niedergang.“

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„Der schöne Klaus“ startete seine Kiez-Laufbahn als 20-Jähriger im Nepp-Lokal „Crazy Horse“. Heute malt er Bilder, die er gelegentlich verkauft. Foto: IMAGO / Eventpress

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Hamburg: Weggefährten blicken zurück

Werner „Mucki“ Pinzner war ein Auftragsmörder und wurde unter dem Namen „St.Pauli-Killer“ bekannt. Er brachte für einen konkurrierenden Zuhälter im Milieu mehrere Leute um, bis er 1986 bei seiner Vernehmung den Staatsanwalt, seine eigene Ehefrau und sich selbst erschoss. Für Carsten Marek war das aber nicht das Ende.

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Carsten Marek beim Gespräch mit MOIN.DE in seinem Bordell „Babylon“. Früher war er Mitglied im Zuhälter-Kartell „Nutella-Bande“. Foto: Bea Swietczak

„Ich machte mit Thomas Born und dem Aachener Peter weiter, bis ich meine eigene Gruppe gründete“, erzählt er. Die sogenannte „Marek-Bande“, auch bekannt als „Hamburger Jungs“. Dazu gehörten um die 80 Zuhälter. „Ich habe ja als Jung-Lude bei Nutella gelernt und schnell erkannt, was nicht so gut war“, berichtet er. „Ich habe dann eingeführt, dass die Frauen im Januar und Februar Urlaub bekamen, um ihre Batterien aufzuladen.“

Im Gegensatz zum „Schönen Klaus“ steht Carsten Marek heute finanziell gut da. „Ich war sehr diszipliniert, sparsam und bin immer zweigleisig gefahren“, sagt er. „Ich habe eine Sportschule und Gastronomien wie das ,Café California’ und später Spielhallen betrieben. Aber wenn ich heute an die alten Zeiten zurückdenke, dann stehe ich zwar dazu, aber ich bin nicht stolz darauf.“

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