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Hamburg: Sie designte Brautmode, aber wegen Corona heiratet kaum noch wer – da kam sie auf eine abgefahrene Idee

Hamburg: Sie designte Brautmode, aber wegen Corona heiratet kaum noch wer – da kam sie auf eine abgefahrene Idee

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Die Not machte Tina von Torrox aus Hamburg erfinderisch. Foto: imago/privat

Was tun, wenn man als Designerin eine Top-Ausbildung hat und ein renommiertes Atelier für Brautmoden betreibt, aber das Geschäft liegt brach, weil Corona regiert? Seit 27 Jahren ist Tina von Torrox (57) aus Hamburg erfolgreich im Job.

Mit ihrem früheren Studienkollegen Mario Dau (53) führt sie den Brautmoden-Ausstatter „Torrox“ am Lehmweg 54 in Hamburg-Eppendorf. Zu ihren Kunden zählen Adlige und Prominente aus dem Showbusiness genauso wie weniger bekannte Leute.

Wozu Brautmode, wenn die Leute aus Hamburg nicht heiraten?

Auch Spezialwünsche werden erfüllt. So steht im Planetarium im Hamburger Stadtpark die Astronautenkuh „Stella“, die einen Raumanzug aus dem Hause „Torrox“ trägt.

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Bisher konnten die beiden Geschäftspartner von ihren Aufträgen sehr gut leben. Sie beschäftigten zwei Auszubildende und erweiterten ihr Business, nachdem sie zuvor vom Karoviertel an die renommiertere Adresse nach Eppendorf umzogen.

„Aber durch Corona brachen plötzlich die Umsätze drastisch ein“, erzählt Tina von Torrox im Gespräch mit MOIN.DE. „Die Leute heiraten zurzeit nicht und haben ihre Hochzeitspläne verschoben. Doch unsere Kosten laufen Monat für Monat weiter. Die Hilfen lassen auf sich warten, und unser Vermieter kommt uns bislang noch nicht mit einer Miet-Stundung entgegen.“

Tina von Torrox hatte eine Idee

Um die viele freie Zeit sinnvoll zu nutzen, schneiderte sie für ihre Hündin Nicci maßgefertigte Kleidung. Tina von Torrox hatte die zarte Hundedame vor vier Jahren aus dem Tierschutz in Fuerteventura übernommen. Sie ist ein Podenco, eine Windhunden ähnliche Rasse. Die haben kein Unterfell und frieren im nordischen Winter immer sehr.

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Tina von Torrox

  • Tina von Torrox, alias Martina Fischer, wurde 1964 in Köln geboren.
  • Ihr Vater war Wissenschaftler, starb früh, die Mutter ist Hobby-Schneiderin.
  • Nach dem Abi wurde sie Fremdsprachenkorrespondentin und studierte an der Uni einige Semester Romanistik, Germanistik und Psychologie.
  • Von 1989 bis 1993 studierte sie Bekleidungstechnik an der Fachhochschule Armgartstraße und schloss mit Diplom ab.
  • Danach machte sie sich mit einem Partner mit dem Geschäft „Torrox“ selbständig.
  • Sie lebt mit Hündin Nicci in Eimsbüttel.

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Wie es fast alle Hundebesitzer gern machen, fotografierte Frauchen ihre Nicci mit ihren neuesten tierischen Kreationen und stellte die Bilder ohne Hintergedanken auf Instagram. Schon meldeten sich die ersten Kunden, die für ihre Lieblinge auch so schöne Mäntel, Jacken und Capes haben wollten. Ein neuer Geschäftszweig war aus der Not heraus geboren. Haute Couture für Vierbeiner!

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„Aktuell haben wir fast nur noch Anfragen für Hundebekleidung“, freut sich Tina von Torrox, die ihrem neuen Modezweig den Namen „Dogrox“ gegeben hat. „Die Hamburger halten seit Pandemie-Ausbruch sechs Prozent mehr Hunde. Das Geschäft ist immer mehr im Kommen.“

Ihrer Kreativität und den individuellen Kundenwünschen sind je nach Saison keine Grenzen gesetzt.

So gibt es feine Übergangsmäntel mit Retro-Kacheldesign. Wintermäntel aus gekochter Wolle, dick gefüttert mit Polarfleece und mummeligen Fakefur-Aufsatz. Rosa Deluxe-Mäntelchen mit Zopfmuster-Applikationen und flauschige Walk-Lodenmäntel, die Luxusversion sogar mit angenähtem Fleece-Halskragen.

„Das klingt im ersten Moment nicht günstig“, sagt die Designerin aus Hamburg

Der Renner sind Softshell-Regenmäntel als Schutz vor dem Hamburger Schmuddelwetter. Es geht aber auch noch individueller: Für den coolen Checker gibt’s einen Hausanzug mit braunen Häschenaufdrucken. Für den kleinen Rebellen einen Leinenüberwurf mit Camouflage-Muster.

Zwischen 100 bis 250 Euro muss der Kunde für ein maßgeschneidertes und handgefertigtes Teil berappen. „Das klingt im ersten Moment nicht günstig“, erklärt Tina von Torrox ihre Preiskalkulation. „Aber es steckt genauso viel Arbeit darin, als wären die Kleidungsstücke für Menschen geschneidert.“

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Wie geht es jetzt weiter?

„Ich bin Optimistin und gehe davon aus, dass nach der Pandemie das Hochzeitsgeschäft noch mehr boomt, weil die aufgeschobenen Eheschließungen nachgeholt werden“, sagt sie. „Dann bedienen wir eben zwei Arten von Kunden, die Zwei- und die Vierbeiner.“