Veröffentlicht inHamburg

HVV in Hamburg: Krasse Pläne! Sie würden alles für Dich ändern

Regionalbahnen waren zu Zeiten des 9-Euro-Tickets massiv überfüllt. Neue Pläne im HVV in Hamburg könnten das gesamte Netzt revolutionieren.

© IMAGO / blickwinkel

So bezahlst du ein Viertel weniger fürs HVV-Ticket

Wer viel mit Regionalbahnen im Norden von Deutschland unterwegs ist, der wird es sich vielleicht schon mal gefragt haben: Wieso gibt es eigentlich so gut wie keinen Regionalzug, der von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen (oder umgekehrt) durchfährt? Stattdessen enden die Verbindungen oft im HVV-Gebiet in Hamburg, meist am Hauptbahnhof. Wer ins jeweils andere Bundesland will, muss umsteigen.

Mit dem Zug zwischen Orten wie Kiel/Neumünster/Elmshorn über Hamburg nach Lüneburg/Buxtehude/Buchholz durchfahren, ist unmöglich. Kleine Ausnahme außerhalb der Hansestadt ist der RE83, der von Kiel über Lübeck und Lauenburg (Elbe) nach Lüneburg fährt und bald von „erixx“ betrieben wird. Auf den anderen Verbindungen zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen führt am Umstieg im HVV-Bereich in Hamburg in der Regel kein Weg vorbei. Wenn es nach dem Verkehrsclub Deutschland (VCD, Landesverband Nord) geht, würde sich das „so schnell wie möglich“ ändern, wie Vorstandsmitglied Alexander Montana sagt. Sein Ziel: „Durchgängige Regionalverkehre zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen“.

HVV in Hamburg: Revolutionäre Pläne

Der VCD treibt dafür ein Konzept voran, das den Regionalbahn-Verkehr in Norddeutschland revolutionieren würde. Sogenannte „Regio-S-Bahnen“ sollen unter anderem auf diesen vier Routen das Netz prägen:

  • Itzehoe über Elmshorn nach Hamburg-Altona (Diebsteich) und Hauptbahnhof und dann über Harburg nach Winsen/Lüneburg/Uelzen
  • von Norderstedt und den Flughafen über Hamburg-Altona (Diebsteich) und einen neuen Elbtunnel nach Buxtehude und weiter in Richtung Bremerhaven
  • von Kiel über Neumünster, Norderstedt/Flughafen und Hamburg-Barmbek nach Harburg, Buchholz und Tostedt/Zeven
  • von Elmshorn über Hamburg-Barmbek und Harburg nach Buchholz und Soltau
HVV in Hamburg: So könnte ein Netzplan mit durchgängigen Regio-S-Bahnen und Tram-Linien aussehen. Foto: VCD Nord

Die Kosten würden allerdings mehrere Milliarden Euro betragen. Unter anderem wegen neuen Bahnhöfen und Zügen sowie dem nötigen Ausbau der Güterumgehungsbahn im Osten von Hamburg (hier mehr dazu). Der ist nötig, damit der vollgestopfte Hauptbahnhof umfahren und nicht mit noch mehr Linien weiter überlastet wird. Der größte Kostenfaktor sind zudem zwei Tunnel, ohne die es nicht geht. Einer davon mit 4,5 Kilometer Länge beim Flughafen, ein weiterer unter der Elbe im Hafen bei Altona.

+++ Roland Kaiser in Hamburg: Publikum lacht über Schlager-Star – „Nicht nett von euch“ +++

Letzterer steht tatsächlich seit Jahren im Zentrum politischer Debatten, wird unter anderem vom SPD-Bundestagsabgeordneten aus Hamburg, Metin Hakverdi, gefordert. Ein solcher Tunnel könnte die erste Alternative zu den Elbbrücken werden, wo bislang der gesamte Zugverkehr über die Elbe in Hamburg führt.

Die Auslastung dort ist extrem hoch, es gibt immer wieder Störungen, die den Betrieb einschränken. Zuletzt war alkoholisierte Kapitäne mit ihren Schiffen im Sturm gegen die Elbbrücken gekracht, wenige Monate später stellte ein Lkw-Fahrer sein brennendes Fahrzeug unter eine Brücke ab, die Störungen im Bahnverkehr hielten wochenlang an.


Mehr New vom HVV in Hamburg: HVV in Hamburg: Kaum jemand kennt diese alte Strecke – sie könnte das nächste große Projekt werden


HVV in Hamburg: Ohne Berlin geht nichts

„Aus Fahrgastsicht ist es nicht die optimale Lösung, am Hauptbahnhof umzusteigen zu müssen und nicht durchzufahren“, sagt Alexander Montana zur Problematik, dass es keinen durchgängigen Regionalbahnverkehr zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen gibt. Er glaubt, dass das Konzept zur Fahrgaststeigerung von 50 Prozent bis 2035 beitragen kann. Die Bundesregierung peilt sogar 2030 an eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Personenverkehr auf der Schiene an.

Der VCD will mit dem „Regio-S-Bahn“-Konzept das Angebot für „möglichst viele Menschen signifikant verbessern“. Dazu gehören neben weiteren Verbindungen auch die Reaktivierungen von alte Strecken, beispielweise bei Geesthacht, sowie eine Straßenbahn zwischen Bergedorf, Ahrensburg und Norderstedt. Im Norden und Osten von Hamburg sollen zudem zwei völlig neue Verkehrsknotenpunkte für die „Regio-S-Bahnen“ und weitere Mobilitätsangebote entstehen: das „Nordkreuz“ und das „Ostkreuz“.

Die finanziellen Möglichkeiten sind allerdings begrenzt, ohne massive Unterstützung vom Bund undenkbar. „Das Regio-S-Bahn-Netz kann laut Bundesverkehrsministerium als Gesamtprojekt eingereicht und bewertet werden“, sagt Montana. Er ist überzeugt: „Das gesamtheitliche Konzept würde aufgrund des enormen Fahrgastpotenzials und der Netzwirkung einen hohen Kosten-Nutzen-Faktor aufweisen, zumal abschnittsweise auf bereits vorhandene Bahnstrecken zurückgegriffen werden kann.“

+++ DHL in Schleswig-Holstein: Kunden wollen Pakete holen – was sie erleben, macht fassungslos +++

HVV in Hamburg: Die Schienen liegen schon

Das gilt zum Beispiel für die erstgenannte „Regio-S-Bahn“ in der Auflistung oben, die sich verhältnismäßig einfach realisieren lassen würde:

  • Itzehoe über Elmshorn nach Hamburg-Altona (Diebsteich) und Hauptbahnhof und dann über Harburg nach Winsen/Lüneburg/Uelzen

Dort liegen die Schienen überall schon. Es braucht keinen neuen Tunnel, sondern die Fertigstellung des umstrittenen Fernbahnhofs Diebsteich im Norden von Altona (2027 ist angepeilt).


Mehr News:


Bei der Finanzierung setzt Montana zudem darauf, dass nicht nur der Bund große Mittel stellt, sondern sich auch Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen untereinander Kosten teilen. Bislang hat der Verkehrsexperte aber nicht das Gefühl, dass die Bundesländer beim Regionalverkehr zusammen voranpreschen. „In jedem Bundesland wird gewartet, dass jemand anderes den Schritt macht. Bisher reden Hamburg und Schleswig-Holstein kaum miteinander über Verkehrsprojekte und haben keine gemeinsame Verkehrsplanung.“

Am 1. Januar wird voraussichtlich das bundesweite 49-Euro-Ticket eingeführt. Zu Zeiten des 9-Euro-Tickets wurden Regionalbahnen teilweise von Massen überflutet. Und das so sehr, dass Reisende nicht mehr mitfahren konnten. Erhöht sich die Zahl der Fahrgäste auch durch das 49-Euro-Ticket deutlich, muss der Regionalverkehr gestärkt werden, was die Politik durchweg fordert. Kurzfristig geht das über längere Züge und Bahnsteige, langfristig auch über neue Verbindungen. Vielleicht eine Chance für das „Regio-S-Bahn-Konzept“.