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Camping: Wer hier sein Lager aufschlägt, ist mit Pech Tausende Euro los – „Chaotische Verhältnisse“

Camping: Wer hier sein Lager aufschlägt, ist mit Pech Tausende Euro los – „Chaotische Verhältnisse“

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Nordsee vs. Ostsee: Das unterscheidet beide voneinander

Was sind die Unterschiede zwischen Nord- und Ostsee?

Die Zelte sind eingepackt, das Wohnmobil ist abfahrbereit und der große Trip steht kurz bevor. Camping-Urlaub hat in diesem Sommer einen gewaltigen Boom erfahren. Einen Trend, den die Pandemie befeuert hat.

Nicht nur kann der Camping-Urlaub direkt vor der Haustür beginnen, viele Menschen verbinden Camping auch mit Unabhängigkeit und Freiheit. Doch die hat ihre Grenzen. Weder darf man sein Wohnmobil überall parken noch sein Zelt überall aufschlagen. Eine bittere Lektion für so einige Urlauber.

Camping nicht überall erlaubt

Wildcamping ist eine Problematik, die in diesem Jahr immer wieder hochgekommen ist. Ob unwissende Camping-Neulinge, Urlauber, die sich nach einem Schlafplatz in unberührter Natur sehnen oder Menschen, die sich Übernachtungskosten sparen wollen – die Gründe fürs Wildcampen sind vielfältig.

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Erlaubt ist es trotzdem nicht. Wo das Übernachten gestattet und wo verboten ist, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Ebenso die Bußgelder, die bei einem Verstoß gezahlt werden müssen. „Zumindest muss mit einer Verwarnung aufgrund einer Ordnungswidrigkeit gerechnet werden“, sagt Thomas Reimann von „Pincamp“, dem Camping-Portal des ADAC.

Je nach örtlichen Gegebenheiten kann das Bußgeld zwischen acht und 50 Euro liegen. Wer allerdings in einem Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet erwischt wird, muss je nach Vergehen einige tausend Euro zahlen. „Ein Lagerfeuer am Strand kann da schon mal mit 50.000 Euro zu Buche schlagen“, warnt Reimann. Eine ausführliche Übersicht über die verschiedenen Vergehen und Bußgelder findest du >>> hier.

Camping-Problem an der Küste

Vor allem in den touristischen Hotspots an Nord- und Ostsee hatte man laut dem Experten mit einer Flut von Wohnmobilisten zu kämpfen, die abseits der dafür vorgesehenen Stellplätze übernachtet haben.

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Camping-Urlaub angesagt wie nie – das steckt dahinter:

  • Der Begriff Camping umfasst eine sehr breite Spanne von Aktivitäten. Ihnen allen ist gemeinsam, nicht in Gebäuden zu übernachten, sondern in der Natur.
  • Die Urlauber schlafen in Zelten, Hängematten, Wohnwagen oder Wohnmobilen, in Dachzelten oder ausgebauten Vans. Wird in Zelten gecampt, so spricht man auch von Zelten.
  • Camping wurde Anfang des 20. Jahrhunderts populär und ist mittlerweile eine weitverbreitete Urlaubs- und Reiseform.
  • In den meisten Ländern Europas ist Camping außerhalb dafür vorgesehener Einrichtungen (wildes Campen) nicht erlaubt oder nur unter strengen Auflagen gestattet.
  • 2016 gab es in Deutschland 2919 Campingplätze mit einer Anzahl von etwa 220.000 Stellplätzen.
  • Im Jahr 2016 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 9 Millionen Gästeankünfte auf deutschen Campingplätzen mit insgesamt etwa 30,5 Millionen Übernachtungen gezählt.
  • Gäste aus dem Inland machten mit etwa 7,5 Millionen Ankünften (etwa 83 Prozent aller Ankünfte) und etwa 26 Millionen Übernachtungen (etwa 86 Prozent aller Übernachtungen) den größten Teil der Campingtouristen aus.
  • Die Niederländer waren 2016 die mit Abstand wichtigste Gästegruppe unter den ausländischen Campingtouristen: Etwa jeder zweite ausländische Gast auf deutschen Campingplätzen kam aus den Niederlanden.

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Kein Wunder, denn der Ansturm auf die heimische Küste war in diesem Sommer wieder einmal enorm, die Campingplätze in Küstenorten und auf Inseln waren rasend schnell ausgebucht. Wer keinen Platz mehr für sein Camping-Gefährt ergattern konnte, entschied sich oft zum Wildcampen.

Anwohner von Camping-Urlaubern genervt

„Dies hat zu teilweise chaotischen Verhältnissen geführt“, berichtet Thomas Reimann. Das bekamen auch die Anwohner in den betroffenen Regionen zu spüren. Immer wieder wurden im Laufe des Sommers Beschwerden von Einwohnern über illegal abgestellte Wohnmobile laut (MOIN.DE berichtete).

Frust und Ärger wurden immer größer, sodass einige Einwohner als letzte Konsequenz sogar die Polizei alarmierten. „Einer der Beamten sagte mir, ich könne in solchen Fällen gerne wieder die Polizei rufen, das Wohnmobilthema koche derzeit überall hoch“, erzählte ein Mann aus dem Nordsee-Ort Südwesthörn (MOIN.DE berichtete).

Camping mit Vorbereitung

Mit der richtigen Vorbereitung könnten solche Probleme in Zukunft sowohl den Campern als auch den Anwohnern erspart bleiben. Thomas Reimann rät Urlaubern, sich rechtzeitig einen Platz zu sichern. Das geht beispielsweise über „Pincamp“. Auf dem Portal des ADAC kann man seinen Wunschplatz direkt buchen oder reservieren.

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Der Experte weist darauf hin, dass Wildcampen oder freies Stehen in vielen Ländern Europas überhaupt nicht gestattet ist. In Deutschland darf man zur Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit auf der Durchreise zum Beispiel am Straßenrand parken und auch kurz Übernachten.

„Wer allerdings Campingtisch- und Stühle herausstellt und die Markise ausfährt, der kampiert und muss mindestens mit einer Verwarnung rechnen“, macht er noch einmal deutlich. Deshalb appelliert er an alle Urlauber: „Stellen Sie Ihr Campingfahrzeug nur dort ab, wo es ausdrücklich erlaubt ist – zum Beispiel auf Wohnmobilstellplätzen oder Campingplätzen.“

Camping-Urlauber unterstützen sich gegenseitig

Dort herrsche zudem ein angenehmes Miteinander. Auf den meisten Plätzen gelte laut Reimann der Grundsatz „Camper helfen Campern“. „Neulinge werden auf den Campingplätzen in der Regel gut beraten und eingewiesen und auch die Mitcamper helfen gerne mit Rat und Tat aus“, sagt der Experte.

Das klingt doch nach einem guten Rat. Den Urlaub also frühzeitig planen, dann bleiben böse und teure Überraschungen erspart – das Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit hingegen erhalten. (lh)