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Ostsee: Dieser erbitterte Streit versetzt Experten in Sorge! „Lebensgefährlich“

Ostsee: Dieser erbitterte Streit versetzt Experten in Sorge! „Lebensgefährlich“

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Das Schiff von Greenpeace vor Hamburg. Aktuell ankert es in der Ostsee. Foto: dpa

Die Fischerei an der Ostsee sorgt immer wieder für Ärger. Besonders das Fischen mit sogenannten Schleppnetzen ist Umweltschützern ein Dorn im Auge.

Aus Protest dagegen hat Greenpeace bereits im vergangenen Sommer Granitblöcke in der Ostsee versenkt. Anfang des Jahres erweckte es den Anschein, als planen die Aktivisten eine weitere Aktion (MOIN.DE berichtete). Das versetzte Experten in Alarmbereitschaft.

Ostsee: Kritik an Umweltschützern

Zwar sei das Geröll sowieso nicht für den Einsatz in deutschen oder EU-Gewässern bestimmt gewesen, das genaue Vorhaben jedoch hält Greenpeace geheim. Experten üben harsche Kritik an dem Vorgehen der Umweltschützer.

„Das Ausbringen von großen Steinen auf Flächen, in denen gefischt werden darf, ist für die Fischer lebensgefährlich“, stellt Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock in der „Ostsee Zeitung“ klar.

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Das Geröll zerstöre nicht nur die Netze, sondern kann sogar die Schiffe zum Kentern bringen. Außerdem sei das Versenken von Steinen illegal.

Steine „verfälschen“ Lebensraum der Ostsee

Greenpeace-Meereskampaigner Thilo Maack wehrt sich gegen solche Vorwürfe: „Wir sagen rechtzeitig schon sehr genau Bescheid, wo die Steine liegen und fordern die Fischer auf, da nicht ihre Netze auszusetzen.“

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Das ist die Ostsee:

  • auch Baltisches Meer genannt
  • die Ostsee ist das zweitgrößte Brackwassermeer der Erde
  • die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 459 Meter tief

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Patrick Polte vom Thünen-Institut indessen bemängelt die Steine auf dem Grund der Ostsee als „Verfälschung“ der natürlichen Bedingungen.

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Versenken von Steinen in der Ostsee kann Lebewesen töten

Ines Martin wiederum, Kuratorin im Deutschen Meeresmuseum in Stralsund, hat einen etwas anderen Blickwinkel auf die Sache. Die Steine bilden einen eigenen Lebensraum.

Sie sind auf jeden Fall Besiedlungsgrund für alle Lebewesen, die da andocken können – Seepockenlarven und Algen etwa“, sagt sie der „Ostsee Zeitung“. So könne zwar eine interessante Lebensgemeinschaft entstehen, aber „das Reinschmeißen der Steine kann Lebewesen auch töten.“

Kaum Einfluss auf die Ostsee

„Es findet eine Ökosystemmanipulation statt“, sagt auch Ulrich Bathmann, der Leiter des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde.

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Allerdings merkt der Experte auch an, dass die Menge der Steine, die die Umweltschützer im Meer versenken, kaum einen Einfluss auf das Meer hat.

Kaum Fischerei in den betroffenen Gebieten der Ostsee

„Vor allem wenn man die Steine verstreut, hat das keinen Effekt auf den Lebensraum“, stellt er klar. Stattdessen begrüßt er die mediale Aufmerksamkeit, die Aktion von Greenpeace auf die Auswirkungen der Schleppnetzfischerei hat.

Christopher Zimmermann weist zudem darauf hin, dass in den Gebieten, in denen das Geröll versenkt wird, die „fischereiliche Aktivität“ sehr gering sei.

„Das Management der Fischerei in diesen Schutzgebieten ist in Vorbereitung, das Ganze dauert aber, weil eine umfangreiche internationale Abstimmung erfolgen muss“, erklärt er.

„Spektakuläre Aktionen“ in der Ostsee

Neben Greenpeace lehnt auch der Naturschutzbund Nabu die Fischerei mit Schleppnetzen ab. Allerdings wählt die Organisation eher den Weg politischer Diskussionen.

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Für die Aktion von Greenpeace hat man allerdings Verständnis. „Wenn wir aber jahrzehntelangen politischen Stillstand beim Schutz von Nord- und Ostsee beobachten müssen, dann ist das sehr frustrierend“, heißt es vom Nabu.

„Und dann braucht es manchmal auch spektakuläre Aktionen, um die notwendige Aufmerksamkeit zu generieren.“ Dieser Plan scheint auf jeden Fall aufzugehen! (lh)