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Ostsee und Nordsee: DLRG mit heftiger Prognose – hier sollten Eltern jetzt handeln

Eltern, die mit ihren Kindern an die Ostsee oder Nordsee fahren wollen, sollten eine Sache besonders beachten.

Ostsee und Nordsee
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Nordsee vs. Ostsee: Das unterscheidet beide voneinander

Was sind die Unterschiede zwischen Nord- und Ostsee?

Eltern, die im Urlaub an die Nordsee oder Ostsee fahren, haben eine Sache meist stets im Blick: ihre Kinder. Vor allem, wenn diese nicht schwimmen können, ist die Gefahr eines Unfalls groß.

Umso wichtiger ist es, dass Kinder schnell schwimmen lernen. Doch nicht für jedes Kind ist es leicht, vom Beckenrand in das tiefe Wasser zu springen oder gleich in das offene Meer der Nordsee und Ostsee einzutauchen. Nun kommt auch noch eine andere Herausforderung auf Eltern zu, die es ihren Kindern laut DLRG noch schwerer macht, die Angst vor dem Wasser zu überwinden.

Nordsee und Ostsee: Kommunen schließen immer mehr Schwimmbäder

Schwimmenlernen war für viele Kinder schon immer schwer – das Wasser ist tief und der rettende Beckenrand so weit weg. Und es wird nicht leichter: Energiepreise explodieren, Bäder schließen, andere senken die Wassertemperatur. Die DLRG-Lebensretter machen eines ganz klar.

Kinder können es mühelos vermitteln, wenn sie nicht mehr wollen. Besonders bei den ersten Schwimmzügen oder vor dem ersten Sprung ins tiefe Wasser. Und wenn das Wasser dann auch noch kalt ist? Nein, lieber nicht. Künftig könnten die kleinen Schwimmanfänger möglicherweise noch mehr frieren.

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Denn in der Energiekrise will einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge knapp jede dritte Kommune in Deutschland Hallen- und Freibäder schließen oder den Betrieb einschränken, viele haben dies schon umgesetzt. Das dürfe aber nicht „zu Lasten der Kinder“ gehen, mahnt Ute Vogt, Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bad Nenndorf. Sie befürchtet, dass noch weniger Kinder als bisher schwimmen lernen. Denn schon vor der Corona-Pandemie waren laut DLRG nur 40 Prozent der Grundschüler sichere Schwimmerinnen und Schwimmer.

Ostsee und Nordsee: Energiekrise verhindert Schwimmenlernen

„In dem Vorhaben, die coronabedingten Rückstände in der Schwimmausbildung aufzuholen, haben wir durch die Energiekrise jedoch einen herben Dämpfer erfahren“, sagt Vogt. Sie ruft dazu auf, „das Schwimmenlernen so lange es geht weiter zu ermöglichen und dem die nötige Priorität einzuräumen“. Sie betont: „Schwimmen können gehört dazu wie das Lesen, Schreiben und Rechnen.“

Erst ganz zuletzt sollte angesichts explodierender Energiepreise die Temperatur in Lehr- und Schwimmbecken auf bis zu 26 Grad gesenkt werden, was viele Bäder ausgereizt hätten. „Leider sind einige Kommunen noch weiter gegangen und haben die Wassertemperatur auf 25 und weniger gesenkt.“ Manche Hallenbäder seien nach den Sommerferien nicht geöffnet worden, andere seien wegen Sanierung dicht. Vogt fordert: Wenn ein Bad vorübergehend geschlossen werde, müsse „die Schwimmausbildung anderorts gewährleistet sein“.

Nur: Schon die bisherigen Einschränkungen führten dazu, dass weniger Kinder schwimmen lernten. Bei einer Wassertemperatur von 26 Grad leide die Anfängerschwimmausbildung: „Die Kinder frieren schneller als bei 28 Grad und mehr, weshalb die durchschnittliche Ausbildungszeit im Wasser sinkt. Da die Lufttemperatur meist ebenfalls verringert wurde, ist auch ein schnelles Aufwärmen nicht so einfach möglich.“ Dennoch seien die Lebensretter froh über jedes Schwimmbad, das weiter zur Verfügung stehe.

Denn die Zahl der Kinder, die im Wasser unsicher seien, steige seit längerem. „Aus unserer Sicht ist das vor allem auf das Schließen von Schwimmbädern zurückzuführen. Mit diesem einher geht dann der weitere Rückgang an Schwimmunterricht an den Schulen“, sagt Vogt. „Man kann darüber diskutieren, in welchem Ausmaß seit der Jahrtausendwende Bäder von der Landkarte in Deutschland verschwunden sind. Niemand wird aber bestreiten, dass der Bestand erheblich gesunken ist. Entsprechend fehlen Schulen und ausbildenden Vereinen zunehmend Wasserflächen.“ Dabei rette es Leben, schwimmen zu können.


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Ostsee und Nordsee: DLRG vermutet mehr Badetote

Andernfalls dürfte die Zahl der Badetoten steigen. Tatsächlich kletterte die Zahl der tödlichen Badeunfälle von Jahresbeginn bis Ende August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 44 auf 289 Tote. Das waren fast so viele wie im gesamten Jahr 2021, damals waren 299 Menschen beim Baden gestorben. Den Anstieg führte die DLRG auf die Hitzeperiode im Sommer zurück, als viele Menschen in Flüssen, Seen oder in Nord- und Ostsee Abkühlung suchten. Im Gesamtjahr werde es beim Anstieg im Vergleich mit 2021 bleiben – der erste nach drei Jahren rückläufiger Zahlen. Im Vergleich mit den Jahren vor 2021 allerdings sei die Zahl der Todesfälle nicht außergewöhnlich hoch.

Ebenfalls ein Problem: „Wir haben während der ersten beiden Jahre der Pandemie praktisch einen Jahrgang an Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern verloren“, sagt Vogt. Beim Rettungsschwimmen sei die Wassertemperatur zwar weniger entscheidend, dafür aber genug Wasserflächen für die Ausbildung nötig. „Und diese Ausbildung erfolgt im Herbst und Winter in den Hallenbädern, damit im Sommer ausreichend ehrenamtliche Kräfte an den Gewässern für eine sichere Freizeit sorgen“, erklärt sie. „Wir werden um neue Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern werben, wo wir können.“ Derzeit laufe die Ausbildung vielerorts, auch nach dem Jahreswechsel sollten in den Ortsgruppen bundesweit wieder Kurse beginnen – „sofern dafür die Bäder weiter zur Verfügung stehen“.

Alles hängt also an den Bädern. „Die DLRG fordert nach wie vor einen runden Tisch von Bund, Ländern und Kommunen, zu dem die Bundesregierung einladen sollte.“ Auf dem sogenannten Bewegungsgipfel habe man sich kürzlich zu einem „Runden Tisch Bewegung und Gesundheit“ im kommenden Jahr verabredet: „Ein Weg wäre, wenn dieser um die Schwimmbadversorgung und den von uns geforderten Bedarfsplan erweitert wird.“ Seit Jahren forderten die Lebensretter, dass Bund, Länder und Kommunen den Bedarf an Wasserflächen für das Schwimmenlernen bundesweit ermitteln – und dann auch decken. Das bedeute auch: Investieren in Bestand und Neubauten. (dpa)