Die Sommerferien sind vielerorts bereits in vollem Gange und an Ostsee und Nordsee zieht es wieder tausende Urlauber an die Küste. Doch hinter den Kulissen läuft nicht alles so reibungslos, wie es auf den ersten Blick scheint.
Spontane Buchungen, abgespeckte Restaurantbesuche und wetterabhängige Entscheidungen machen den Betrieben zu schaffen. Während in vielen Köpfen noch das Bild der ausgebuchten Ostsee- und Nordsee-Inseln vorherrscht, zeigt sich in der Realität ein deutlich differenzierteres Bild. MOIN.DE hat bei Branchenvertretern der Region nachgefragt.
Leere Küsten an Ostsee und Nordsee
„Tatsächlich sind in vielen unserer schönen Urlaubsorte noch freie Kapazitäten vorhanden“, sagt Andreas Tedsen, Geschäftsführer des DEHOGA Schleswig-Holstein gegenüber MOIN.DE. Die Tourismus-Agentur Nordsee (TANO) spricht von einer Auslastung zwischen 75 und 90 Prozent – je nach Region und Zeitpunkt. Besonders gegen Ende der Sommerferien, wenn nur noch einzelne Bundesländer frei haben, ist es ruhiger. Der Eindruck einer „vollen Küste“ relativiert sich also deutlich.
Klar ist: Das Buchungsverhalten der Gäste hat sich radikal verändert. „Viele Gäste warten bis kurz vor Reiseantritt – insbesondere auch wetterbedingt“, berichtet die TANO. Auch Lars Schwarz, Präsident des DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern, bestätigt: „Schon in diesem Jahr für nächstes Jahr buchen, gibt es nicht mehr oft.“ Immer öfter wird sogar am selben Tag storniert – und das hat Folgen. „Das ist für uns eine Katastrophe!“, so Schwarz.
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An Ostsee und Nordsee wird schnell storniert
Besonders kleinere, privat geführte Betriebe geraten dabei unter Druck. Die TANO betont: „Kleinere Betriebe sind in der Regel stärker von kurzfristigen Schwankungen betroffen.“ Schwarz beschreibt, wie Urlauber Plattformen und Webseiten mittlerweile vor allem nutzen, „um kurzfristig zu schauen, was noch frei ist“. Wer früher langfristig plante, entscheidet sich heute spontan und storniert ebenso schnell wieder.
Dazu kommt eine deutlich spürbare Konsumzurückhaltung. „Weil alles teurer geworden ist, können die Urlauber auch weniger von den schönen Sachen konsumieren“, so Schwarz. Der klassische Drei-Gänge-Abend im Restaurant wird immer seltener, Gäste bleiben nicht mehr so lange und geben weniger aus. Auch Tedsen beschreibt diese Entwicklung deutlich: „Die Preisentwicklung im Energiesektor und die allgemeine Inflation machen die Menschen sensibler bei Ausgaben für Reisen und Freizeit.“
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Die Folge: Der Wunsch nach Urlaub bleibt, wird aber anders gelebt – preisbewusster, spontaner und oft wettergesteuert. Gleichzeitig kämpfen viele Betriebe mit fehlender Planungssicherheit und steigenden Kosten. Schwarz mahnt: „Ganz wichtig, dass zum 1. Januar die zugesagte Mehrwertsteuer kommt!“ Nur mit spürbarer Entlastung – auch für die Verbraucher – lasse sich die Lage stabilisieren. Mehr Geld im Portemonnaie der Gäste sei entscheidend, um sich wieder was leisten zu können.
Trotz all dieser Herausforderungen überwiegt am Ende dennoch der Optimismus. Denn auch wenn vieles kurzfristiger geworden ist – die Lust auf Urlaub bleibt. Schwarz bringt es auf den Punkt: „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Saison hinkriegen.“ Die Dauemn für gutes Wetter sind gedrückt.