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Rügen: Lästige Plage auf der Insel – Einwohnerin wird deutlich

Es sind jetzt schon mehrere Jahre, in denen die Ostsee-Insel Rügen immer wieder von einer lästigen – und auch gefährlichen – Plage heimgesucht wird. Nicht nur Menschen sind gefährdet, auch Tiere wie Hunde kann es treffen. Begonnen hatten die Probleme bereits 2020 – und halten bis heute an. Mal mehr, mal weniger schlimm.„Wir haben das […]

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner

Rügen

Fünf Fakten über die größte Insel in Deutschland.

Es sind jetzt schon mehrere Jahre, in denen die Ostsee-Insel Rügen immer wieder von einer lästigen – und auch gefährlichen – Plage heimgesucht wird. Nicht nur Menschen sind gefährdet, auch Tiere wie Hunde kann es treffen. Begonnen hatten die Probleme bereits 2020 – und halten bis heute an. Mal mehr, mal weniger schlimm.

„Wir haben das dritte Jahr in Folge, dieses Jahr extrem und seit Mitte Juni bis jetzt anhaltend, punktuell, dafür sehr wirksam, Probleme mit dem Kiefernprozessionsspinner“, sagt eine Insulanerin unserer Redaktion. Sie lebt auf Rügen.

Rügen warnt schon seit 2020

Eine Gegend, die dabei immer wieder im Mittelpunkt steht, ist Prora. Schon 2021 stellte die Gemeinde Warnschilder auf. Eine Mitarbeiterin sagte damals: „Wichtig ist, dass die Badegäste die Dünen nicht betreten. Hundehalter sollen ihre Tiere anleinen. Deshalb stellen wir auch dort Schilder auf, damit nichts passiert.“

Schon seit 2020 wird auf Rügen gewarnt. Foto: IMAGO / Jens Koehler

+++ Rügen: Hammer! Diesen Anblick bekommt man nur selten – wer es erleben will, muss schnell sein +++

2020 hatte alles begonnen: die kleinen Tierchen suchten den Küstenschutzwald heim und werden seitdem jedes Jahr zum Problem. Der Landkreis Vorpommern-Rügen gab eine offizielle Warnung heraus, die leider bis heute Bestand hat. Darin heißt es:

  • meiden der befallenen Areale
  • Raupen und deren Nester nicht berühren
  • Nach Kontakt sofort Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung
  • empfindliche Hautbereiche (Nacken, Hals, Unterarme) mittels Kleidung schützen

Die Raupen des Kiefernprozessionsspinners schlüpfen im Juli. Die Tiere bilden danach giftige Brennhaare aus, die der Wind weit tragen kann. Berührungen führen mitunter zu starken allergischen Reaktionen bei Menschen.

Probleme am Nordstrand der Ostsee-Insel

Die Insulanerin berichtet MOIN.DE von einem Areal auf Rügen, das ihr schwer zu schaffen macht. „Nicht nur der Küstenwald, die Dünung und der Strand sind verseucht. Durch den immer wieder starken Ostwind sind Balkone und Terrassen am Nordstrand 404-405 betroffen.“

Sie wohne dort selbst und komme viel mit den Menschen ins Gespräch. „Ich sehe immer Urlauber mit roten Flecken an den Füßen und die Nester der Tiere am Strandzugang.“ Ahnungslos würden Touristen in Dünen umherstreifen (was ohnehin verboten ist) und sich direkt neben die Nester legen.

Auch Bewohner des Betreuten Wohnens leiden laut der Insulanerin. Immer wieder müsste man reinigen, sich waschen oder Klamotten wechseln. „Die Pusteln sind unsichtbar und von Korbmöbeln bekommt man die Haare nicht runter.“

Sie berichtet gar von schlaflosen Nächten und Augen- und Schleimhautreizungen nach Strandbesuchen – „das ist schlimm“. Es sitze auch kaum jemand mehr auf dem Balkon. „Man muss was machen“, findet sie.

Ein Kiefern-Prozessionsspinner aus der Nähe. Foto: IMAGO / Steinach

Das ist Rügen:

  • Rügen liegt vor der Ostseeküste Vorpommerns
  • Etwa 70.000 Menschen leben auf der Ostsee-Insel
  • Rügen ist zehnmal größer als Sylt
  • Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
  • Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete

„Krankhaft geworden“

Vom Fachdienst Gesundheit des Landkreises Vorpommern-Rügen heißt es:

„Ursache ist das Nesselgift Thaumetoporin auf den Härchen der Larven. Die Brennhaare brechen leicht ab und können bis zu 100 Meter weit mit dem Wind verdriftet werden. Die sich im Unterholz sowie im Bodenbewuchs anreichernden Raupenhaare können bis zu einem Jahr für den Menschen gefährlich bleiben, Kleidung und Schuhe kontaminieren und Reaktionen auslösen.“

In Prora in der Gemeinde Binz auf Rügen wird auch in diesem Jahr wieder mit Schildern und Flatterbändchen vor den Tierchen gewarnt. Der Insulanerin gehen die Maßnahmen allerdings nicht weit genug. „Die Lebensqualität ist krankhaft geworden“, sagt sie. Die Menschen würden im Stich gelassen und Sorgen nicht ernstgenommen werden. Kontaktversuche ihrerseits zu den Behörden verliefen im Sande. Sie verweist auch auf die hohen Preise, die man im beliebten Prora zahlt.

Die Gemeinde sieht das Problem auf Anfrage von MOIN.DE weniger kritisch: „Bis zum 18. Juli gab es, wie in vielen Wäldern mit Kiefernbäumen, kleine Vorkommen, die bis dahin täglich abgesammelt wurden. Gäste und Besucher werden durch Hinweisschilder vor Ort informiert, auf den Wegen zu bleiben und Hunde angeleint zu führen.“

Eine Hand zeigt auf ein Nest mit Raupen des Kiefern-Prozessionsspinner auf einem Weg in der Düne am Strand von Prora auf der Insel Rügen (Archivfoto). Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner

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Rügen: Sichtungen auch in Thiessow

Auch im Ostsee-Bad Thiessow auf Rügen wurden vor einigen Wochen Prozessionsspinner gesichtet. Berichte, dass viele Menschen auf Rügen wegen der Härchen gesundheitliche Schäden davontrugen, gibt es aber nicht.

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In anderen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns, wo die Prozessionsspinner in diesem Sommer auftauchten, setzten die Behörden sogar Hubschrauber ein, die ein Biozid versprühten, das für Menschen und (andere) Tiere ungefährlich ist.