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Sylt: Frau spricht über drastische Veränderungen auf der Insel – „Kein Urlaubsort mehr“

Sylt: Frau spricht über drastische Veränderungen auf der Insel – „Kein Urlaubsort mehr“

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© picture alliance / Jens Hogenkamp | Jens Hogenkamp und Vanessa Jansen

Sylt: Fünf überraschende Fakten zur Insel

Sylt ist eines der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Wir haben fünf überraschende Fakten zur Insel gesammelt.

Wie viele andere Küste-Fans zieht es Gisa Pauly regelmäßig nach Sylt. Doch anders als viele Besucher verbringt die Autorin nicht etwa ihren Urlaub dort, sondern arbeitet auf der Nordsee-Insel.

Die Bücher von Pauly spielen auf Sylt. Vor Ort stehen deshalb für die Münsterländerin Recherchen auf dem Zettel. Nachdem sie so viel Zeit auf der Insel verbracht hat, nimmt sie den beliebten Urlaubsort inzwischen ganz anders wahr.

Sylt: Die Insel hat sich verändert

„Bratheringbrötchen und dazu Prosecco“, so fängt für Gisa Pauly der Aufenthalt auf der Nordsee-Insel an, eröffnet sie im Gespräch mit MOIN.DE. Das feste Ritual ist fast ein bisschen wie die Hauptfigur in ihren Kriminal-Romanen: Prickelndes, italienisches Temperament kombiniert mit norddeutscher Bodenständigkeit.

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Mamma Carlotta, die Heldin ihrer erfolgreichen Roman-Reihe, kommt ebenso wie Pauly immer wieder auf die Insel. Bereits 16 Kriminalfälle hat die heißblütige Italienerin mittlerweile auf Sylt gelöst.

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Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
  • Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
  • Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
  • Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen

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Traurige Entwicklungen auf Sylt

Urlaubs-Feeling erlebt Pauly auf Sylt dadurch nur noch selten. Wenn sie anreise, habe sie „immer einen Grund – überprüfen, eine Lesung, Arbeit“, Sylt sei für sie inzwischen „kein Urlaubsort mehr“, offenbart sie gegenüber MOIN.DE.

Dazu kritisiert sie die intensive Bebauung auf der Insel. Sie könne nicht verstehen, das „nur noch Luxushotels“ gebaut und die Einheimischen mehr und mehr verdrängt würden. Eine traurige Entwicklung, die mittlerweile viele Menschen kritisch beobachten.

Gisa Paulys Blick auf Sylt ist durch frühere Urlaube und Recherchen für die Mamma-Carlotta-Reihe besonders geschärft – so nimmt sie die drastischen Veränderungen auf der Insel besonders nuanciert und vielleicht sogar früher als andere wahr. Immerhin können Sylt-Fans durch ihre Romane die krassen Umbrüche auf der Insel für eine Zeit vergessen.

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Die Arbeit an den Geschichten beginnt für Pauly aber meistens gar nicht an der Nordsee. Daheim, im Münsterland entwickelt sie Handlungen und Figuren, die sie im Kopf über die Insel laufen lässt – oder fahren, denn ihre Romandheldin ist zumeist mit dem Fahrrad unterwegs.

Auch wenn die Autorin „ihre“ Insel inzwischen sehr gut kennt und dabei klar vor Augen hat, bleiben natürlich Fragen offen. Ist diese Route wirklich machbar? Wie sieht es vor Ort im Detail aus? Damit alles stimmt und ihre begeisterten Leser die Wege der Romanfiguren sogar selbst nachvollziehen können, überprüft die Autorin regelmäßig höchstpersönlich die Gegebenheiten auf Sylt.

Verbrechen und Verwicklungen auf Sylt

Hellwach läuft sie dann über die Insel und „überprüft“ ihre Ideen, die sie vorher auf Zetteln notiert hat. „Ich habe da so eine Ideen-Kiste“ erzählt sie, und „eine Liste, da steht drüber ‚überprüfen’“. Wenn alles passt, geht es zurück ins Büro in ihrer Heimat.

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Das Pensum, das Pauly schafft, ist bemerkenswert: Zwei Romane schreibt die quirlige Münsterländerin, die ein ausgeprägtes Italien-Faible hat, im Jahr. Die spannenden Krimi-Plots wachsen während der Arbeit trotzdem langsam, Pauly lässt die Handlung auf sich zukommen. „Das wächst alles langsam, ich schüttele das nicht so aus dem Ärmel“. „Viele Kollegen planen alles vorher im Detail durch, aber ich habe immer nur einen groben Strang – da staune ich manchmal selbst, wie sich die Sache entwickelt“

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Das sei auch das spannende an Krimis, nicht nur für die Leser, sondern auch für sie selbst, erzählt sie. „Das entwickelt sich oft anders als geplant“. Ideen für die Geschichten um Mamma Carlotta begegnen ihr im Alltag, oft ganz zufällig. „Inspiration hole ich mir aus zum Beispiel aus der Zeitung, da sehe ich was und habe eine Idee“.

Und was am Ende in Buchform vorliegt, findet eine so große Leserschaft, dass sogar das Fernsehen aufmerksam wurde.

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Das ZDF plante eine Serie um die Italienerin. Über die Pläne hinaus schaffte es die Produktion nicht, doch so richtig anfreunden konnte sich die Autorin damit ohnehin nicht. „Da dachte ich erst ‚toll‘, aber dann habe ich Angst bekommen“, erzählt Gisa Pauly mit sonorer Stimme, die sie auch schon bei Hörbuchproduktionen eingesetzt hat.

„Am Ende ist das falsch besetzt und dann springt da eine, die nicht meine Mamma Carlotta ist. Nein ganz schrecklich“, sagt sie.

Der Erfolg ihrer Krimi-Reihe erfährt auch ohne TV-Umsetzung bis heute keinen Abbruch – und ganz nebenbei schreibt Pauly noch weitere Romane, die nicht auf Sylt spielen und Drehbücher für die Telenovela „Sturm der Liebe“.

Sylt: Wie geht es weiter?

Hat die Romanheldin Mamma Carlotta nicht inzwischen auch alles von der Insel gesehen? „Bald ist alles erkundet, das Problem ist, das Mamma Carlotta mit dem Fahrrad unterwegs ist. Und da kann sie ja dann nicht an alle Orte. Da frage ich mich dann, wo könnte ich denn mal hin“ erzählt Pauly lachend.

Vielleicht steigt die fiktive Hobby-Detektivin dann doch bald in ein Auto. Pauly selbst fährt im Gegenzug in die Toskana, um mal wirklich Urlaub zu machen – und einen nächsten Roman auszuarbeiten. (wip)