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Hamburg: Erster Kino-Besuch nach Corona – und er war GANZ anders als alle davor

Hamburg: Erster Kino-Besuch nach Corona – und er war GANZ anders als alle davor

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Ein Kinobesuch in Hamburg fühlt sich momentan etwas anders an als sonst Foto: MOIN.DE

Hamburg. 

Noch vor ein oder zwei Wochen wäre die Vorstellung völlig absurd gewesen: Ins Kino gehen? Trotz Corona-Gefahr? Doch jetzt haben die Kinos in Hamburg wieder geöffnet. Und ich hatte Lust, mal zu schauen, wie sich Kino inzwischen anfühlt.

Also reservierte ich am Sonntag Tickets für eine Vorstellung im Cinemaxx Dammtor, einem der größten Kinos in Hamburg. Und schon das Kartenkaufen war irgendwie anders als sonst.

Hamburg: Ein Besuch im Cinemaxx Dammtor

Ich kaufte meine Tickets online und konnte mir so auf dem Saalplan gute Sitze aussuchen. Allerdings sah dieser Saalplan anders aus als zuvor: Nur die Hälfte aller Plätze konnten gebucht werden, zwischen zwei Sitzen mussten je zwei weitere Sitze frei bleiben.

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Auch anders: Alle Plätze kosteten plötzlich gleich viel waren somit überraschend günstig. Ging ein Kinobesuch früher ordentlich ins Geld, wenn man nicht gerade die billigen Plätze direkt vor der Leinwand wählte, bezahle ich für zwei Logensitze hinten mittig nur insgesamt zehn Euro.

Die Nachfrage ist noch verhalten

Man kann aber auch ahnen, warum die Kinos gerade mit günstigen Preisen locken: Außer den Plätzen, die ich online reserviere, werden auf dem Saalplan nur ein paar wenige andere Sitze als besetzt angezeigt …

Dann bekomme ich die Karten per Mail zugeschickt, damit ich sie ausdrucken kann. Aber nicht nur die Karten: Außerdem ein Merkblatt, das mir noch einmal erklärt, wo im Kino ich eine Maske tragen muss und wo nicht, und dass ich doch bitte in die Armbeuge niesen soll.

Das Kino will unsere Kontaktdaten

Und dazu einen Zettel, in den ich Name, Anschrift und Telefonnummer von mir und meiner Begleitperson eintragen soll, außerdem das Datum und die Vorstellung, die wir uns anschauen. Für den Fall, dass irgendjemand im Saal später positiv auf Corona getestet wird. Nachvollziehbar aber so kompliziert war ein Kinobesuch noch nie.

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Die Auswahl an Filmen, die wir hätten schauen können, ist eher gering. In den letzten Wochen kamen natürlich kaum neue Streifen raus die Kinos waren ja geschlossen. Neben Kinderfilmen gibt es ein paar bestimmt nette Indie-Filme, aber ich will etwas richtig „Kinomäßiges“ sehen. Das einzige, das sich da anbietet, ist „Sonic the Hedgehog“.

Alles ist so ungewohnt leer hier

Als ich und meine Begleitung im Kino ankommen, haben wir das Gefühl eines Möbelhauses am Feiertag. Alles ist so groß, aber so leer. Irgendwie dunkel ist es auch. An der meterlangen Kasse steht nur eine Mitarbeiterin, die uns gleich weiterwinkt, als sie sieht, dass wir schon Tickets haben.

Einige Schritte weiter müssen wir unseren Infozettel mit den Kontaktdaten abgeben, unsere Tickets werden gescannt. Andere Kinogänger haben wir bisher nicht gesehen.

Keine Schlange vor der Snack-Theke

Auch an der Snack-Theke steht nur ein junger Mann der Verkäufer. Wie auch seine Kolleginnen vorher ist er unheimlich freundlich und scheint ehrlich froh zu sein, dass er wieder arbeiten darf und dass tatsächlich jemand kommt, dem er Cola und Popcorn verkaufen kann.

Dann gehen wir runter zum Saal Nummer acht. Der große Vorraum ist schummrig und leer. Die Tür zum Saal ist geschlossen. „Sind wir hier wirklich richtig?“, frage ich verunsichert und checke auf dem Ticket auch noch einmal die Uhrzeit. Aber alles stimmt.

Also drücken wir vorsichtig die Türklinke und betreten den Kinosaal. Er ist komplett leer. Wir suchen unsere Plätze und warten. Niemand kommt. Dann, eine Minute vor Beginn, eilen doch noch zwei Teenie-Jungs herein und suchen ihre Plätze. Wir sind jetzt immerhin zu viert.

Es riecht nicht mehr nach Kino

Interessant ist: Aus dem Saal ist dieser typische Kinogeruch nach Vanille-Deo, verbrannten Popcornkrümeln und Spaß völlig verschwunden. Nach dem wochenlangen Leerstand riecht es jetzt eher nach Theater hier, nach Sperrholz und Staub.

Und dann geht’s los. Nach der Werbung richtet sich eine verschwörerische Männerstimme aus dem Off an uns. Es sei schön, dass wir wieder da seien, so die Ansage vom Band, wir sollten doch jetzt bitte unsere Handys ausschalten, ja nicht auf anderen Plätzen als den gebuchten sitzen und beim Gang auf die Toilette nicht vergessen, unsere Maske aufzusetzen.

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Ich finde den Tonfall des Sprechers merkwürdig. Er spricht, als wolle er mit aller Macht die Idee vom Tisch wischen, dass das hier irgendwie riskant wäre. Die Mühe hätte er sich nicht machen müssen: Ich denke an die Menschenmengen, die ich tagsüber draußen bei dem schönen Wetter überall gesehen habe. Ich glaube, dass wir hier im Saal vermutlich sicherer sind als draußen im Park.

Vor dem Film: Eine verschwörerische Ansage

„Zurücklehnen, abschalten, gesund bleiben“, sagt der Ansager. „Inshallah“, sagt einer der Teenie-Jungs, und wir müssen alle lachen.

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Und dann startet der Film wirklich. Ich kann sagen, dass ich mich durchaus unterhalten gefühlt habe. Und auch, dass niemand, der „Sonic“ nicht gesehen hat, wirklich etwas verpasst hat. Aber: Es ist ein Film, der im Kino ganz sicher mehr Spaß gemacht hat, als er auf dem Fernsehbildschirm zuhause gemacht hätte.

Der Realität kurz mal entfliehen

Und man verliert sich dann doch im Film, während man da in seinem gemütlichen Sessel sitzt und auf der riesigen Leinwand irre Kamerafahrten ablaufen. Plötzlich ist egal, dass der Saal fast leer ist, dass man ständig überall Masken aufsetzen soll, dass tagtäglich die reale Gefahr besteht, sich mit einem gefährlichen Virus anzustecken.

Es war schön, mal wieder so etwas „Normales“ zu machen, auch wenn es sich noch nicht wirklich normal angefühlt hat. Als der Film vorbei ist und wir unsere Masken wieder aufgesetzt und den Saal verlassen haben, steht im Foyer eine einsame Mitarbeiterin und winkt uns über eine Seitentreppe zum Ausgang.

Draußen ist es immer noch warm und angenehm. Vor dem Eingang zu Planten un Blomen stehen und sitzen die Menschen dicht an dicht, manche essen Eis. Kaum jemand trägt eine Maske.