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Usedom-Anwohner hat genug von Zuständen auf der Insel – „Jeden Tag große Angst“

Usedom-Anwohner hat genug von Zuständen auf der Insel – „Jeden Tag große Angst“

Usedom Heringsdorf
Überfüllte Strände in Heringsdorf auf Usedom (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Stefan Sauer

Bewohner von Inseln und Küstenorten haben zwei außergewöhnliche Sommer hinter sich. Während der Corona-Pandemie nahm der internationale Tourismus stark ab, stattdessen zog es zahlreiche Urlauber nach Sylt, Scharbeutz oder Usedom.

Betriebe, aber vor allem die Anwohner von Seebädern und Ausflugszielen kamen an ihre Grenzen. Schon der Weg zur Arbeit oder das Einkaufen wurde oft zu einer Herausforderung. So hat es auch ein Mann aus Heringsdorf auf Usedom erlebt, der mit MOIN.DE über die Zustände auf seiner Heimatinsel sprach.

Usedom: „Jeden Tag große Angst“

„Man hat jeden Tag auf’s neue große Angst zu spät zur Arbeit zu kommen. Entsprechend ist das, was hier passiert für manche Leute auch jobgefährdend“, berichtet der Anwohner, der lieber anonym bleiben möchte.

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Für ihn ist vor allem die Verkehrssituation auf Usedom zur Tortur geworden. Die engen Straßen und das hohe Fahrzeugaufkommen in den Sommermonaten erschweren ihm den Arbeitsweg. „Dann graut es mir jedes Mal.“

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Das ist Usedom:

  • Usedom ist die zweitgrößte Insel Deutschlands
  • Befindet sich im äußersten Nordosten von Deutschland
  • Die Insel hat zwei Grenzübergänge nach Polen
  • Bekannte Ostseebäder sind Zinnowitz, Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck
  • Die größte Stadt auf der Insel ist Swinemünde (Polnische Seite)

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„Der Straßenverkehr ist unser größtes Problem hier auf der Insel. Bis Mai war noch alles in Ordnung, da hatten wir noch die Corona-Maßnahmen. Sie können sich nicht vorstellen, wie schön und wie angenehm es war, hier mit dem Auto unterwegs zu sein.“

Doch dann seien die Beschränkungen aufgehoben worden, „und ab da ging es bergab.“ Ein paar Urlauber seien kein Problem, auch habe er mit vielen von ihnen gute Erfahrungen gemacht. Doch das, was in den vergangenen Wochen rund um Heringsdorf und in anderen Kaiserbädern los gewesen war, sei „einfach viel zu doll“.

Usedom: Volle Straßen, teure Waren

Aufgrund des Verkehrsproblematik nimmt der Heringsdorfer in den Sommermonaten einen großen Umweg zu seiner Arbeitsstelle auf dem Festland in Kauf. Für ihn bedeutet das eine längere Fahrzeit und höhere Spritkosten. Insgesamt seien die Preise auf der Insel gestiegen. Aus Erzählungen weiß er, dass zum Beispiel die Kosten für Fischbrötchen und Strandkörbe ständig steigen.

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Auch beim alltäglichen Einkaufen würden die Schlangen oft meterweit in den Laden hineinreichen und beim spontanen Besuch eines Restaurants sei jede Menge Geduld gefragt.

Von der Politik fühlt sich der Heringsdorfer im Stich gelassen. Die Probleme seien lange bekannt. Zwar wird in Wolgast eine Brücke gebaut, doch positive Auswirkungen für die Kaiserbäder erwartet der Insulaner dadurch nicht. „Das ist einfach zu viel Verkehrsaufkommen.“

Usedom: Neuer Tunnel, neuer Verkehr

Befürchtungen gibt es auch, was den Bau des Swinetunnels angeht. „Da können wir von ausgehen, dass es nochmal zunimmt.“ Tatsächlich rechnen auch Experten nach der Fertigstellung des Bauprojektes mit noch mehr Touristen und einem höheren Verkehr auf der Insel. Auch für Lkw-Fahrer könnte die neue Route attraktiv sein, sodass die kleinen Straßen zunehmend unter dem Fahrzeugaufkommen ächtzen.

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Der Heringsdorfer Anwohner wünscht sich für den Augenblick eine Begrenzung der Touristen. Zumindest bis die Infrastruktur der Insel auf die Massen ausgelegt ist. „Und dann kann man die Urlauberzahl auch wieder höher ansetzen“. Auch schlägt er vor, dass Bauarbeiten an den Straßen abgeschlossen werden, bevor die Saison beginnt. Denn dadurch würde die Situation zusätzlich verschärft.

Wie es anderen Betroffenen auf Usedom ergeht, kannst du >>> hier nachlesen.